Unternehmen / Personalabbau beim Luxemburger Satellitenbetreiber SES
Der Luxemburger Satellitenbetreiber SES plant einen Jobabbau an seinem Hauptsitz in Betzdorf. Das teilten die Gewerkschaften OGBL und LCGB am Freitag in einer gemeinsamen Pressemeldung mit.
Es ist noch nicht so lange her: Zuletzt im Jahr 2020 gab es in Betzdorf Diskussionen um einen Sozialplan. Seit einigen Wochen gibt es nun wieder verstärkt Ängste, Sorgen und Unklarheiten. Es obliege der SES selber, ihre Strategie zu kommunizieren, hatte Premierminister Luc Frieden beispielsweise vor kurzem auf eine parlamentarische Anfrage bezüglich „Jobverlagerungen nach Indien“ geantwortet.
Nun haben die beiden Gewerkschaften OGBL und LCBG am Freitag eine gemeinsame Pressemeldung verschickt. „Wir befürchten einen massiven Stellenabbau“, heißt es hier. Man verurteile entschieden die Auslagerungen nach Indien.
Hintergrund der Pressemeldung ist eine „procédure d’information et de consultation“, bei der die Geschäftsleitung der SES mit den Personalvertretern darüber redet, „wie es mit der Delokalisationsstrategie und dem Öffnen von Büros in Indien weitergeht“, erklärt Julie Roden (OGBL) gegenüber dem Tageblatt. Weltweit wolle das Unternehmen umstrukturieren und Tätigkeiten in andere Länder verlagern. Betroffen seien mehrere Standorte der Gruppe. Weltweit beschäftigt der Satellitenbetreiber mehr als 2.000 Mitarbeiter. Am Standort in Betzdorf sind es etwa 670 Angestellte.
Der einst so erfolgsverwöhnte Luxemburger Satellitenbetreiber SES hat seit einiger Zeit, wie andere in seiner Branche auch, mit einem schwieriger gewordenen Umfeld zu kämpfen. „Der Wettbewerb um Innovation, um Service, um die Begeisterung der Kunden ist sehr, sehr stark. Die Erwartungen an die etablierten Satellitenbetreiber sind heute sehr anspruchsvoll“, hatte Geschäftsführer Adel Al-Saleh vor kurzem im Rahmen eines Gesprächs mit dem Tageblatt gesagt. „Wir als „Legacy satellite operator“ müssen uns verändern. Wir müssen dem Markt beweisen, dass wir mit der Konkurrenz mithalten können.“ Der Aktienpreis der Unternehmensgruppe ist seit Jahresbeginn um mehr als 36 Prozent eingebrochen.
Eine bereits lange Geschichte
Das alles sei keine echte Überraschung, so die Gewerkschaften weiter. Seit April 2023 habe der OGBL die Regierung immer wieder auf die Manöver der SES aufmerksam gemacht, vor allem auf die Auslagerungen von Aktivitäten nach Rumänien und Indien sowie die Übernahme des in Luxemburg ansässigen Konkurrenten der Satellitengruppe – Intelsat SA.
Der in Luxemburg ansässige Satellitenkonzern hat in den letzten Jahren eine Phase mit mehreren Umstrukturierungen hinter sich. 2020 sollte ein Sozialplan für bis zu 15 Prozent der Mitarbeiter umgesetzt werden. In harten Verhandlungen konnte der jedoch vermieden werden, und es kam zu einem „plan de maintien dans l’emploi“. Das sind Maßnahmen zur internen Umschichtung auf (derzeitige und künftige) freie Stellen und die Einführung öffentlicher Instrumente wie Vorruhestands- und andere Hilfsmaßnahmen. Drei „plans de maintien dans l’emploi“ hat es seit 2020 gegeben.
Dies habe der SES nicht nur zu erheblichen Einsparungen verholfen, sondern „wurde vor allem vom luxemburgischen Steuerzahler finanziert“, heben die Gewerkschaften in ihrer Mitteilung hervor. Sie sehen die Regierung in der Handlungspflicht. Sie erinnern sie daran, dass der Staat ein wichtiger Aktionär des Unternehmens ist, mit einem Drittel der Stimmrechte.
„Regierung in der Handlungspflicht“
Wie viele Arbeitsplätze in Luxemburg im Rahmen dieser Strategie abgebaut werden könnten, habe die Geschäftsleitung der Belegschaft zwar noch nicht offiziell mitgeteilt, aber man dürfe sich nichts vormachen, schreiben sie: „Die Folge werden Massenentlassungen sein.“
Wie es nun weitergeht, müsse man erst mal noch sehen, so Julie Roden. Noch habe man keine genauen Informationen. In den nächsten Wochen werde das kommen. Eine weitere Verhandlungsrunde sei für nächste Woche angesetzt. Man sei jedoch nicht gut vorangekommen. Ein Sozialplan würde aber sicherlich folgen.
Mit dem anderen anstehenden großen Projekt der SES, dem Kauf des US-Wettbewerbers Intelsat, haben die aktuellen Gespräche derweil nichts zu tun, sagt sie weiter. „In diesen Gesprächen geht es nur um die Folgen der Verlagerung nach Indien.“
Im Jahr 2023 hat die Unternehmensgruppe aus Betzdorf das Volumen ihrer Verkäufe auf über zwei Milliarden Euro steigern können. Der (bereinigte) Nettogewinn des Unternehmens ist hingegen weiter geschrumpft, auf 215 Millionen Euro (Vorjahr: 300 Millionen). Das operative Ergebnis war um 7,3 Prozent rückläufig.
Nächstes Jahr wird die SES ihren 40. Geburtstag feiern.
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