Gesundheit / Personalkarussell am LNS und andere Merkwürdigkeiten
Was ist eigentlich am „Laboratoire national de Santé“ (LNS) in Düdelingen los? In dem zentralen Staatslabor mit sechs medizinischen Abteilungen und rund 400 Mitarbeitern geben sich die Führungskräfte seit einiger Zeit die Türklinke in die Hand und es kommt zu „ad interim“-Lösungen. Das hat sich der LSAP-Abgeordnete und ehemalige Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo (LSAP) gefragt. Die Antwort von Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) vom 22. April bleibt allgemein.
Zoff im Verwaltungsrat und ein neuer Direktor, der offensichtlich nicht bereit war, fehlende Visionen auszubaden: So könnte man die „Führungskräfteflucht“ an dieser zentralen medizinischen Einrichtung zusammenfassen und interpretieren. Gleich zu Beginn ihrer Antwort bestätigt Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) die gleichzeitige Kündigung von Verwaltungsratspräsidentin Prof. Evelin Schröck und dem Generaldirektor Michel Toungouz Névessignsky vom März 2024.
Letzterer war gerade mal einen Monat im Amt, bevor er das Handtuch warf. Mit Vorschusslorbeeren überhäuft, hatte der 58-jährige gebürtige Belgier das Amt erst einen Monat zuvor angetreten. Verwaltungsratspräsidentin Prof. Evelin Schröck war seit 2019 im Amt. Deren strategische Vision für das LNS habe immer weniger mit derjenigen aller anderen Mitglieder des Verwaltungsrats übereingestimmt, heißt es in der Antwort als Kündigungsgrund.
Was das für eine Vision war, ließ Ministerin Deprez in ihrer Antwort offen. Dr. Jean-Claude Schmit leitet seitdem übergangsweise den Verwaltungsrat. Der Vizepräsident des Verwaltungsrates und Spezialist für ansteckende Krankheiten ist einer der sechs Abgesandten des Gesundheitsministeriums, die im 13-köpfigen Verwaltungsrat sitzen. Dessen Zusammensetzung liest sich wie eine Delegation der Regierung.
Allgemeine Strategie fehlt
Gleich sechs Ministerien: Gesundheits-, Forschungs-, Justiz-, Wirtschafts-, Landwirtschafts- und Finanzministerium, haben ihre Wunschkandidaten dorthin entsendet. Hinzu kommt eine Vertreterin der Mitarbeiter des LNS. „Für den Direktor, der erst seit einem Monat im Amt war, wurde bereits in den ersten Tagen seiner Amtsübernahme deutlich – und dies trotz seiner unbestreitbaren fachlichen Kompetenz –, dass er nicht bereit war, gemeinsam mit dem Verwaltungsrat eine überarbeitete Strategie für das Laboratorium zu erarbeiten“, antwortet Ministerin Deprez auf die Frage nach den Kündigungsgründen.
Dabei waren die Vorschusslorbeeren groß. Névessignsky hat Führungspositionen im diagnostischen und transnationalen Bereich sowohl in wissenschaftlichen als auch in industriellen Life-Science-Umgebungen vorzuweisen. Seine Aufgabengebiete waren klar formuliert. Es waren die Verkürzung der Bearbeitungszeiten in den Bereichen Genetik und Anatomopathologie sowie der Akkreditierungsprozess für diese Abteilungen, wie tageblatt.lu aus der damaligen Pressemitteilung des LNS zitierte.
So etwas wird normalerweise in einem Vorstellungsgespräch vereinbart. Interimsmäßig haben die bislang stellvertretenden LNS-Direktoren Dr. Thomas Dentzer und Safaâ Moujahid die LNS-Leitung übernommen. Schon vor dem Amtsantritt des neuen Direktors gab es eine Interimslösung. Prof. Dr. André Rosenthal leitete das LNS seit Dezember 2022 als Direktor, nachdem sich Prof. Dr. Friedrich Mühlschlegel nach nur fünf Jahren als Direktor Richtung Ausland verabschiedet hatte.
Noch interessanter ist die Anmerkung am Ende der so kurzen wie allgemein gehaltenen Antwort: „Da die Überlegungen zur Entwicklung des neuen Strategieplans gerade erst begonnen haben, ist es derzeit nicht möglich, den Herrn Abgeordneten über die Elemente dieses Plans zu informieren”. Di Bartolomeo hatte auch nach dem Strategieplan gefragt. Das klingt danach, als fehle es an vielem.
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