/ Personalwechsel auf der Wache: 20 neue Polizisten ersetzen Abgänge in Esch
Seit dem 1. Oktober arbeiten 20 neue Polizisten auf der Wache in Esch. Deren Kommen hatte Bürgermeister Georges Mischo (CSV) kurz zuvor im Gemeinderat angekündigt. Darüber, wie sicher die Stadt ist, sind sich die Einwohner jedoch nicht einig.
Vor knapp zwei Jahren kam Etienne Schneider (LSAP) in seiner damaligen Funktion als Minister für innere Sicherheit zu einer öffentlichen Sitzung zum Thema Sicherheit nach Esch. Das Fazit damals: Esch braucht mehr Polizisten. Ende September wurde im Präventionskomitee der Gemeinde angekündigt, dass 18 neue Beamte eingestellt werden. Laut der Polizei selbst haben letztendlich 20 von ihnen am 1. Oktober den Dienst in der Minettemetropole aufgenommen.
Wie von der Pressestelle der Polizei zu erfahren ist, kommen damit aber keinesfalls zusätzliche Polizisten nach Esch. “Die 20 Neuzugänge kompensieren die Abgänge, die im Laufe des Jahres verzeichnet wurden. Es gebe also kein Plus von 20 Beamten.
Zwei Kommissariate
Insgesamt arbeiten 85 Polizisten in Esch – 70 von ihnen in dem Kommissariat, das rund um die Uhr besetzt ist. Die restlichen 15 sind im Kommissariat tätig, das zwischen 7 und 21 Uhr geöffnet ist. Laut Polizei sei es wichtig, die beiden Standorte voneinander zu trennen. Das kleinere „Commissariat de proximité“ ist zu jeder Tageszeit für die Bürger da. Das rund um die Uhr geöffnete, viel größere Kommissariat hingegen arbeitet nachts und hat einen viel größeren Aufgabenbereich, der über die Gemeinde Esch hinausgeht.
Auch wenn im Grunde genommen keine zusätzlichen Polizeibeamten nach Esch kommen, ist die Gemeinderätin und ehemalige Bürgermeisterin Vera Spautz (LSAP) froh darüber, dass aufgestockt wurde. „Die Frage, die sich jedoch stellt, ist: Wo kommen diese Polizisten hin?“, sagt sie. Laut Spautz wird seit drei Jahren über ein neues Polizeikommissariat am Boulevard Pierre Dupong gesprochen. Am heutigen Standort, dem Boulevard John F. Kennedy, seien die Bedingungen schrecklich. „Es muss Druck gemacht werden, damit es in dieser Sache endlich vorangeht“, unterstreicht die Oppositionsrätin.
Die Nachfrage des Tageblatt, sich ein Bild der aktuellen Situation im Kommissariat zu machen, wurde von der Polizei abgelehnt. „Die Situation im aktuellen Gebäude ist den betroffenen Akteuren bekannt“, heißt es in der Antwort. Auch der zuständige Minister, François Bausch („déi gréng“), habe mehrmals betont, dass nach Lösungen gesucht werde. „Wir wollen es vermeiden, über die Presse auf verschiedene Zustände hinzuweisen, weil wir dabei sind, das Problem anzugehen. Wir sind optimistisch, dass sich in dieser Hinsicht etwas tut“, so die Polizei.
Geteilte Meinungen
Was das Gefühl der Sicherheit in ihrer Stadt angeht, sind sich die Escher offenbar alles andere als einig. Nicole ist 68 Jahre alt und wohnt seit 45 Jahren in der Minettemetropole. In den letzten Jahren fühlt sie sich hier nicht mehr sicher. Die Situation habe sich nach drastisch verschlimmert. „Sogar meine Kinder ermahnen mich, nach Hause zu kommen, bevor es dunkel wird“, sagt Nicole gegenüber dem Tageblatt. Abends würden ihr immer wieder Betrunkene und Drogensüchtige über den Weg laufen und sie aus dem Nichts anschreien. Weil sich Nicole nicht mehr traut, zu Fuß zu gehen oder mit dem Bus nach Hause zu fahren, nimmt sie inzwischen ein Taxi. „Nur so fühle ich mich sicher“, sagt sie.
Die 30-jährige Martine sieht die Situation in ihrer Heimatstadt wesentlich gelassener. Die Mutter von zwei kleinen Kindern fühlt sich, zumindest tagsüber, nicht unsicher in Esch. Nur über den Bahnhof würde sie nicht unbedingt mit den Kindern laufen.
Jean ist 72 Jahre alt und geborener Escher. Nach 16 Jahren in Luxemburg-Stadt wohnt er mittlerweile wieder an seinem Geburtsort. Auf die Frage, ob er sich manchmal unsicher fühlt, lacht er bloß: „Überhaupt nicht“, sagt der Rentner. Trotzdem findet er es gut, wenn die Polizei präsent ist und den Bürgern Fragen beantworten kann.
Mehr Fußpatrouillen
Diesen Aspekt will Bürgermeister Georges Mischo in Zukunft ausbauen: „Wir fordern mehr Fußpatrouillen in der Stadt“, sagt er. Zwar sei die Kriminalitätsrate in Esch gesunken, aber es gehe vor allem um die Präsenz der Beamten.
Die rezente Umfrage, die im Rahmen der Wiederbelebung der Escher Geschäftswelt gemacht wurde, zeigt ebenfalls, dass sich die Escher in puncto Sicherheit nicht einig sind. Die “Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung”, die von der Gemeinde beauftragt worden war, hat 301 Passanten befragt, 400 Telefoninterviews geführt und 577 Teilnahmen einer Online-Umfrage ausgewertet. Heraus kam zum einen, dass Argumente wie Kriminalität, Drogen und Sicherheit nur selten als Grund gegen einen Besuch in der Innenstadt angeführt wurden. Zum anderen wurde „Sicherheit“ als einer der dringendsten, verbesserungswürdigen Punkte genannt.
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