Esch / Pflanzenkiller Buchsbaumzünsler: „Es ist dieses Jahr außer Kontrolle geraten“
Esch bekämpft den Buchsbaumzünsler – und verliert. Es gibt keine wirksamen Waffen gegen den Schädling. Die befallenen Büsche sterben, die Gemeinde wird sie später durch andere Pflanzenarten ersetzen. Das Problem ist bekannt und betrifft ganz Luxemburg.
Bei einem Spaziergang über den Escher Friedhof fallen sie sofort ins Auge: die toten Buchsbäume. Das blasse Hellbraun der Pflanzen wirkt, als hätte hier seit langem niemand mehr die Gießkanne ausgepackt. Doch der Grund für die abgestorbenen Büsche ist nicht Wassermangel, sondern eine Raupe. „Es ist der Buchsbaumzünsler, der momentan so viel Ärger macht“, erklärt die Escher Gemeinde auf Tageblatt-Nachfrage. Denn auch die Pflanzen der Stadt leiden unter dem Schädling. „Wir sind schon seit Jahren damit geplagt und hatten es bisher im Griff, aber dieses Jahr ist es außer Kontrolle geraten.“ Die Raupe sei eine „echte Plage“.
Der Buchsbaumzünsler
Der Buchsbaumzünsler ist ein Falter, der seine Eier an den äußeren Blättern des Buchsbaums ablegt. Daraus schlüpfen fünf Zentimeter lange, grün-schwarz gepunktete Raupen. Diese fressen den Buchsbaum von innen nach außen auf. Ein Befall lässt sich an abgestorbenen Ästen und weißen Gespinsten erkennen. Der Buchsbaumzünsler erscheint in Mitteleuropa von März bis Oktober und bringt zwei bis drei Generationen pro Jahr hervor.
Wirklich bekämpfen könne man den Buchsbaumschädling nicht – wenn, dann nur im Anfangsstadium. Trotzdem habe die Gemeinde schon versucht, mit Fallen und Spritzmitteln gegen die Raupen vorzugehen. „Und wir bauen auf unsere Vögel, die sie ziemlich gerne haben.“ Doch das alles hat dieses Jahr nicht geholfen.
Wie groß der Schaden für die Stadt Esch ausfällt, kann die Kommune noch nicht einschätzen. Das sei erst nach der Vegetationsperiode – also dem Jahresteil, in dem eine Pflanze aktiv wächst – möglich. Die toten Buchsbäume werden jedenfalls verschwinden und für andere Pflanzenarten, die dem „Pällem“ ähnlich sehen, Platz machen. „Leider ist es auch so, dass in vielen privaten Gärten Pflanzen befallen sind und die Menschen sich natürlich nicht zu helfen wissen. Das bringt mit sich, dass sich der Buchsbaumzünsler so massiv ausgebreitet hat“, heißt es aus der Gemeinde.
Nicht nur in Esch
Privatleute schlagen sich also ebenso mit dem Schädling herum, wie die Gemeinde. Doch der Kampf ist für Hobbygärtner aufwendig, erklärt Alexandra Jansen, angehende Fachberaterin für „Gaart an Heem“, dem Tageblatt. Methoden gibt es zwar, wirklich wirksam sind die hingegen nicht. Biologische Insektizide, Algenkalk oder Pheromone können helfen. „Da muss man alle zwei bis drei Wochen eingreifen. Ist das den Aufwand wert?“, fragt sich Jansen. Man könne im Hochsommer ebenfalls Müllsäcke über die Pflanze stülpen, um mit der entstehenden Hitze die Raupen zu töten. „Schön und sinnvoll ist das nicht – dann hat man nichts mehr von der Pflanze“, sagt Jansen.
Die Gartenexpertin ist allerdings auch überhaupt kein Fan von „Chemiebomben“. Stichwort: Kollateralschaden an Boden und Tierwelt. Denn die chemischen Mittel schaden nicht nur den Raupen, sondern auch der wirksamsten Bekämpfungsmethode. „Was die meisten Leute nicht wissen, ist, dass Wespen unglaubliche Jäger der Buchsbaumzünsler sind – Spinnen und Vögel auch“, sagt Jansen. Das war allerdings nicht immer so. Der aus Ostasien stammende Schädling ist erst seit etwa 2010 in Luxemburg zu finden. Zu diesem Zeitpunkt stand die invasive Art noch nicht auf dem Speiseplan der heimischen Vögel.
Für die starke Ausbreitung des Buchsbaumzünsler gibt es zwei weitere Gründe. Einer davon seien Buchsbaum-Monokulturen. „Sobald wir nur die gleichen Pflanzen anpflanzen, produzieren wir Probleme für die Zukunft. Ich bin für eine Mixbepflanzung“, sagt die Gartenexpertin. Hinzu kommt der milde Winter. „Der war dieses Jahr eine Katastrophe – es ist nichts abgestorben“, sagt Jansen.
Für Alexandra Jansen ist klar: Hobbygärtner sollen bestenfalls keine Buchsbäume mehr kaufen. „Es ist am besten, die anfälligen Pflanzen auszutauschen oder eine Mischkultur anzupflanzen.“
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