/ Plastikmüll: Wenn Gurken, Endivien und Pastinaken die Abgeordneten überzeugen sollen
Luxemburger produzieren im Schnitt pro Kopf 52 Kilogramm Plastikverpackungsmüll pro Jahr. Philippe Paul wollte nicht mehr zusehen und reichte eine Petition ein – mit großem Erfolg. Am Mittwochmorgen wurde er von den Abgeordneten gehört.
Philippe Paul greift in seine Tasche, zieht eine Pastinake heraus und führt sie demonstrativ den Abgeordneten vor. Das Gemüse ist in Plastik eingepackt. „Ist das wirklich notwendig?“, fragt er. Dieselbe Frage stellte sich seine Frau, als sie einkaufen ging und das ganze in Plastik verpackte Gemüse sah. Sie fotografierte es und stellte das Bild auf Facebook. Die Resonanz war so groß, dass das Paar beschloss, mit ein paar weiteren Bürgern eine Petition auf der Internetseite „change.org“ zu starten. Sie wurde 16.000 Mal unterschrieben.
Sie waren gewappnet und kontaktierten die Supermärkte. Keiner der Supermärkte wollte sie treffen. Also beschloss die Gruppe, einen anderen Weg einzuschlagen. Sie starteten eine zweite Petition. Dieses Mal auf der Internetseite des luxemburgischen Parlaments. Sie wurde mehr als 5.000 Mal unterschrieben. So landet Paul am Mittwochmorgen in der Chamber – und sein in Plastik verpacktes Gemüse unter den Nasen der Abgeordneten.
François Benoy: „Ich bin optimistisch“
„Was uns schockiert, ist die Menge von Plastik in unserem alltäglichen Konsum“, erklärt Valeria Ortiz-Palafox, die Paul am Mittwoch begleitet. Dass der Konsument die Wahl habe, stimmt so nicht wirklich, findet sie. „Im Supermarkt ist fast alles in Plastik verpackt.“ Die Luxemburger Politik habe bisher den Weg des Recyclings eingeschlagen. Das sei begrüßenswert, allerdings nicht zielführend, weil der Großteil des Plastiks verbrannt wird. „Deswegen schlagen wir vor, umzudenken“, sagt Ortiz-Palafox. Der Konsum an sich solle reduziert werden.
Auch sie hat ein gutes Beispiel parat. Sie zieht einen kleinen Schlüsselanhänger aus der Tasche, den sie als Geschenk bekam, als sie kürzlich eine Ausstellung besuchte. Auch der ist in Plastik eingepackt. „Diese Problematik betrifft uns alle“, sagt sie. „Deswegen sind wir heute hier, um euch um eure Unterstützung zu bitten.“
Die Abgeordneten sind eigentlich alle mit den Petitionären einverstanden. Er sehe das Problem ein, meint François Benoy („déi gréng“), Präsident der Umweltkommission. „Ich bin aber optimistisch, weil die Regierung es angehen will.“ David Wagner („déi Lénk“) lobt die Petitionäre für ihre Systemkritik. „Auch ich bin kein Heiliger“, sagt er. Es sei nun mal so, dass man nach langen Arbeitstagen oft keine Zeit mehr habe, um sich mit seinem Konsum auseinanderzusetzen. Man gehe einfach in den Supermarkt. Der CSV-Abgeordnete Paul Galles will von den Petitionären wissen, ob sie Ideen für Alternativen haben.
Ein verpackungsfreies Regal in jedem Supermarkt
„Ein erster Schritt wäre, ein verpackungsfreies Regal in allen Supermärkten einzufordern“, sagt Ortiz-Palafox. Dieses könne dann über die Jahre ausgebaut werden. Eine andere Lösung wäre die Einführung eines Pfand-Systems, so wie es bereits in Deutschland gehandhabt wird. „Es muss allerdings einen Anreiz für die Supermärkte geben, auf diese Alternativen umzusteigen“, sagt Gilles Bestgen, ein weiterer Kollege des Petitionärs.
Philippe Paul geht sogar weiter. Die Luxemburger Regierung könne über ein Gesetz den Import von in Plastik verpackten Waren verbieten. „Sie könnten den großen Unternehmen sagen, dass ihre Ware willkommen ist, allerdings nach den Bedingungen von Luxemburg.“ Elsa Luna-Luna, die den Petitionär ebenfalls begleitet, fordert die Regierung auf, nicht auf die Europäische Union zu warten. „Make it happen“, sagt sie an die Politiker gerichtet und nutzt damit den Nation-Branding-Slogan „Let’s make it happen“, der von der blau-rot-grünen Regierung in der letzten Legislaturperiode eingeführt wurde.
Carole Dieschbourg: „Wir versuchen, das System zu ändern“
„Wir versuchen seit Jahren, das System zu ändern“, sagt Umweltministerin Carole Dieschbourg („déi gréng“). Die Regierung arbeite gerade an einem neuen Gesetz. Das Ziel sei, aus Luxemburg ein „Zero Waste“, also ein müllfreies Land zu machen. Auch was die Vorreiterrolle angeht, ist die Regierung auf der Seite der Petitionäre. „Es gibt zwar europäische Direktiven, aber wir können tatsächlich noch weiter gehen“, betont Dieschbourg. Einige Plastiksorten zu verbieten, würde das Problem zwar reduzieren, aber nicht lösen.
Die Regierung habe auch eine Studie zu biologisch abbaubarem Plastik durchgeführt. „Das ist keine Alternative“, meint Dieschbourg. Die Studie habe gezeigt, dass dieser nicht immer ganz biologisch abbaubar ist. Die Umweltministerin kündigt auch an, dass die Regierung auf nationaler Ebene gegen Mikroplastik vorgehen wolle. „Wir werden weiterarbeiten und würden uns freuen, wenn ihr mit an Bord seid“, sagt sie an die Petitionäre gerichtet.
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Weisst du noch…vor vielen(?)Jahren,um Senf zu kaufen,da gab die Mutti uns ein Glas und wir gingen Zur ,,Epicerie,, wo man uns unser Glas schön säuberlich füllte;die Milch wurde in Glasflaschen à 1ltr. verkauft,die Tüten waren aus kräftigem Papier……das alles wurde schnell zu teuer.Und so steht die Welt vor einem riesigen Müllhaufen und keiner weiss wie dieser Haufen zu bewältigen ist!Nein,früher,da war längst nicht alles besser,aber jetzt muss in aller Eile das Rad wieder erfunden werden!Bon courage!
Biologisch abbaubarer Plastik? Aus Luxemburg ein müllfreies Land machen? Wie denn ? Luxemburg importiert doch den grössten Teil seiner Handelswaren, darunter natürlich auch Lebensmittel. Wenn das Plastikverbot nicht in der geamten EU eingeführt und durchgesetzt wird, sind wir doch machtlos. Das weiss auch unsere Umweltministerin. Verpackungsfreie Regale in den Supermärkten, den grossen ausländischen Unternehmen vorschreiben unter welchen Bedingungen sie uns beliefern dürfen. Begrüssenswerte aber unrealistische Vorschläge, ein Kampf David gegen Goliath. Sicher, wir werden eines Tages in unserem Plastikmüll ersticken und es kann und darf nicht so weitergehen, aber das Umdenken muss in die Köpfe der Verbraucher rein. Ohne realistische Alternativen und ohne Überzeugungsarbeit, mit Unterstützung der Regierung, werden wir der Plastiküberschwemmung wohl kaum habhaft werden. Diese scheinbar banalen Alltagsprobleme betreffen uns alle und unsere Zukunft und sollten an vorderster Stelle des Regierungsprogramms stehen. Sie sind wichtiger als der Disput über gottlose Feiertage oder überflüssige Mitarbeiter, Zuarbeiter unserer Abgeordneten.
Also wa mir an de Cactus ginn paake mir alles an der Caisse aus a ginn de Plastik do mam Stiropor of Dann Ass de Problem zwar nët geléist mee mir huelen ën nët matt Heem Sollen sie kucken ën lass ze ginn..