/ „Plötzlich war da dieser Lärm“: Petinger Bürgermeister Pierre Mellina wurde zu Hause vom Tornado überrascht
Der Bürgermeister von Petingen zieht Bilanz über den Tornado, der am 9. August seine Gemeinde heimsuchte, und spricht darüber, wie er den Sturm erlebt hat.
Der 9. August wird für immer im Gedächtnis vieler Einwohner aus Petingen und Käerjeng bleiben. Am späten Nachmittag wurde die Region von einem Tornado heimgesucht. Hunderte Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Schilder umgeknickt … Viele Familien mussten in Notunterkünften untergebracht werden, weil ihre Häuser oder Wohnungen nicht mehr sicher oder bewohnbar waren. So hart die Katastrophe die Menschen aber traf, so schnell wurden die Spuren des Wirbelsturms wieder beseitigt; unter anderem dank der immensen Solidarität, die weit über die Grenzen des verwüsteten Gebiets hinausging. Das hob Pierre Mellina in unserem Gespräch hervor.
Aber wie hat der CSV-Bürgermeister den Sturm erlebt? „Ich war zu Hause, als der Wind kam. Auf einmal hörte ich einen großen Lärm. Ich war verwundert, dachte zuerst, der Train 1900 würde vorbeifahren. Dann schaute ich aus dem Fenster und sah, dass ein Unwetter sein Unwesen trieb. Ich ging ins Badezimmer, um das Fenster zu schließen. Als ich nach draußen blickte, sah ich einen Baum in der Garageneinfahrt liegen. Ich ging sofort runter. Auf der Straße angekommen, sah ich viele abgedeckte Dächer“, erzählt Mellina. Seine Frau rief an und berichtete von chaotischen Zuständen, unter anderem in der rue des Prés und der rue Neuve. „Am Anfang war es schwierig, sich einen Überblick über die Katastrophe zu verschaffen.“ Er kontaktierte die Gemeindedienste. Rund 60 Mitarbeiter waren sofort bereit, zu helfen. „Nur konnte der Technische Dienst nicht schnell genug ausrücken, weil Bäume die Einfahrt der Garagen versperrten.“
16-Stunden-Tage
Schnell sei ein Krisenstab eingerichtet worden. „Unsere Priorität lag darin, alle Menschen in Sicherheit zu bringen.“ In diesem Zusammenhang war die Sporthalle reserviert worden. Im Endeffekt wurde sie aber nicht benötigt. „Die Woche nach dem Wirbelsturm war hart. Ich war bis zu 16 Stunden am Tag auf den Beinen, musste zweimal täglich nach Luxemburg-Stadt, auf die Cloche d’Or, wo sich der Krisenstab traf“, erklärt der Bürgermeister. Psychologisch sei es nicht einfach gewesen, man sei mit viel Leid konfrontiert worden. „Wenn eine Familie plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf hat, ist das schwer zu verkraften – nicht nur für die Betroffenen. Man fühlt mit ihnen mit.“
Nach einer Woche wurde es dann glücklicherweise ruhiger. „Ich war platt, aber erleichtert, dass alles so gut geklappt hatte. Ich möchte so etwas nie wieder erleben. Ich war froh, dass ich Ende August noch einmal in Ferien nach Korsika fahren konnte, um mich von den Strapazen zu erholen.“
Viel kaputt
Käerjeng hatte bereits vor etwa einem Monat seine Bilanz des Sturms vorgestellt. In Petingen wurde anlässlich der letzten Gemeinderatssitzung lediglich eine provisorische Bilanz gezogen. Es war noch zu früh, um Genaueres sagen zu können, unter anderem weil die Kostenvoranschläge noch nicht alle da waren und zahlreiche Dossiers noch von den Versicherungsgesellschaften bearbeitet wurden. Etwa 40 Hilfsanträge gingen bei der Gemeinde ein, um eine schnelle finanzielle Hilfe für die Wiederherstellung ihres Zuhauses zu beantragen. Durch Spenden stehen Petingen rund 400.000 Euro hierfür zur Verfügung. „Wir lassen niemanden im Regen stehen“, betont Pierre Mellina.
Als Großherzog Henri am 10. August das Katastrophengebiet besuchte, bot sich ihm ein Bild der Verwüstung (Foto: Editpress/Julien Garroy)
31 Häuser seien nach dem Sturm nicht mehr bewohnbar gewesen. Die Dauer, bis die betroffenen Häuser wieder bezogen werden können, wurde auf drei bis sechs Monate geschätzt. Das Problem: Viele Decken der alten Häuser sind aus Holz. Da sei die Einsturzgefahr größer. Für viele Familien musste eine neue Unterkunft gefunden werden. Die lokalen Hotels boten sofort ihre Hilfe an und nahmen viele Betroffene auf. Auch Immobilienagenturen halfen bei der Suche nach einer provisorischen Bleibe. „Probleme hatten wir vor allem mit einer siebenköpfigen Familie. Die Mutter war schwerbehindert“, erzählt Pierre Mellina. Mithilfe des Familienministeriums gelang es aber, auch diese Großfamilie unterzubringen. Inzwischen wohnt aber niemand mehr im Hotel, so Mellina. Er schätzt, dass im Februar alle beschädigten Wohnungen wieder bezugsfertig sein werden.
Dachdecker aus dem ganzen Land halfen, die Behausungen wieder bewohnbar zu machen
Die Zusammenarbeit mit dem Feuerwehr- und Rettungskorps CGDIS sei gut gewesen. Im Allgemeinen habe die Krisenbewältigung gut funktioniert. Ohne die große Solidarität wäre eine schnelle und reibungslose Bewältigung der Krise nicht möglich gewesen. So seien die lokalen Feuerwehrleute bis zu 36 Stunden im Dauereinsatz gewesen. Die Gemeindearbeiter hätten über 1.000 Arbeitsstunden in der Woche nach dem Tornado geleistet. Beim Petinger CIGL („Centre d’initiative et de gestion local“) seien 892 Stunden zusammengekommen. „Heute erinnern nur noch einige Baustellen an die Katastrophe“, freut sich Pierre Mellina.
Was die Schäden der Gemeindeinfrastrukturen betrifft, wurde unter anderem die Fassade des Kulturhauses „A Rousen“ in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Gemeindeateliers blieben nicht verschont. Der Fußballplatz in Lamadelaine, auf dem ein Flutlichtmast umgeknickt war, glich nach der Katastrophe einem Schlachtfeld. Die Umkleideräume wurden ebenfalls arg getroffen. Auch das Gartenhäuschen des CIGL wurde beschädigt und der Wagen des lokalen „Pechert“ wurde komplett zerstört. Die Reparaturarbeiten schreiten derzeit zügig voran. Um das Ganze finanzieren zu können, nahm die Gemeinde Spezialkredite in Höhe von insgesamt 1,03 Millionen Euro auf.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
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- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.
Selten, dass ein Politiker Einblick in sein Gemütsleben gibt, offen sagt, wie er eine gewisse Situation erlebt und empfunden hat, in Mellinas Fall den Tornado. Interessant zu erfahren, wie er als Mensch und als Bürgermeister gefühlt und reagiert hat. Schliesslich sind nicht alle Politiker abgehoben und sind Menschen wie du und ich.
Bitte um Bestandsaufnahme! Sehe leider noch viele Baustellen, bis Februar soll das dauern, ist wohl ein Witz oder?
Net Zevergiessen Den THW DEI MAT 70 EHRENAMTLICHE ugetrueden sin innerhalb Kurzer Zeit aus dem ganzen SaarLand an Pfalz