Editorial / Politiker gesucht: Die Kommunalpolitik benötigt mehr engagierte Kandidaten
Der Countdown läuft: In etwas mehr als einer Woche müssen die Gemeindewahllisten der Luxemburger Parteien stehen. Das Stichdatum zur Abgabe der Kandidatenlisten fällt dieses Jahr nämlich auf den 12. April. Beim Lesen dieser Zeilen muss sich so mancher Parteivertreter wohl den Schweiß von der Stirn wischen, denn in etlichen Gemeinden suchen die Parteien noch immer nach Kandidaten. Gewählt werden 100 Bürgermeister, maximal 222 Schöffen und 799 Gemeinderäte. Genug Platz also – auch für Menschen, die sich bis jetzt noch nicht als potenzielle Politiker gesehen haben.
Schon seit Monaten hört man von politischen Vertretern, dass sie Schwierigkeiten haben, Interessenten für ihre Zwecke zu motivieren. Doch jetzt, auf den letzten Metern vor der Ziellinie, scheint die Verzweiflung größer zu werden. So versuchen verschiedene Parteien nun auch aktiv Bürger zu rekrutieren, die bisher eigentlich herzlichst wenig mit Politik am Hut hatten.
Doch das Thema Politik – und vor allem Kommunalpolitik – scheint für viele Menschen nur eine Nebensächlichkeit zu sein. Dabei ist es doch vor allem in der eigenen Gemeinde möglich, das Leben seiner Mitmenschen direkt zu verbessern. Neue Bushäuschen, lebendige Parks, blühende Geschäftsstraßen – das alles und viel mehr wird aktiv im Rathaus geformt. Auch wenn eine Kommune nicht die Fähigkeit hat, das Gehalt ihrer Bewohner anzuheben oder das Rentensystem zu beeinflussen, so verändern doch die Entscheidungen, die ein Schöffen- bzw. Gemeinderat fällt, den Alltag der Menschen.
Die Skepsis gegenüber der Wirksamkeit der Politik scheint nach etlichen Krisen jedenfalls gefühlt auf einem neuen Höhepunkt angekommen zu sein. Doch anstatt dass der – berechtigte oder unberechtigte – Frust sich in gesellschaftliches Engagement verwandelt, scheint sich eher ein gewisser Fatalismus in den Köpfen der Menschen breitzumachen. Ganz nach dem Motto „meine Stimme wird sowieso ignoriert“. Das mag zum Teil wahr sein, aber vor allem Menschen, die sich im Luxemburger System unterrepräsentiert fühlen, sollten in den nächsten Tagen noch die Gelegenheit ergreifen, sich bei einer Partei zu melden.
Sofern denn die nötige Zeit zur Verfügung steht. Oftmals sind es diejenigen, die im Alltag keinen Moment für sich beanspruchen können, die auch in der Politik kaum vertreten sind. In Luxemburg müssen die meisten Kommunalpolitiker nämlich ihre Freizeit opfern, um sich für ihre Gemeinde einzusetzen. Ein Umstand, der eine Kandidatur auch nicht attraktiver macht.
Falls sich allerdings die Zeit finden lässt – und je nach Zustand der kommunalen Listen –, gibt es keinen besseren Moment, die Beschwerden, die am Esstisch oder im virtuellen Raum ihre Runden drehen, in konstruktive Veränderungen umzusetzen. Die Parteien suchen momentan noch verzweifelt nach engagierten Köpfen – jetzt ist also die beste Gelegenheit, seiner Stimme auf kommunaler Ebene Gehör zu verschaffen. Das kann Luxemburg nur guttun.
- PAG abgeändert: Gemeinde erlaubt den Bau von Tiny Houses - 11. November 2024.
- Die Berichterstattung über „Dëppefester“ ist ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft - 4. November 2024.
- Tierschutzverein stößt an seine Grenzen: „Schafft euch nur ein Tier an, wenn ihr Zeit habt“ - 31. Oktober 2024.
Dann sollten die Politiker im Rentenalter erst einmal zurücktreten um den wesentlich engagierteren Jungen Platz zu machen. Es gibt viel zu viele Sesselkleber sowohl auf kommunaler als auch auf nationaler Ebene. Neue, intelligente und engagierte junge Frauen/ Männer braucht das Land. Besonders solche die einen Draht zum „gemeinen“ Volk haben und wissen wie die Realität /Normalität wirklich ausssieht und was den einfachen Bürger beschäftigt.