Ungarn / Politnovize Peter Magyar sorgt im Europawahlkampf für Wirbel
Europaweit wird am 9. Juni ein Rechtsruck erwartet. Doch ausgerechnet Ungarns nationalpopulistischer Vorreiter Viktor Orban könnte Federn lassen: Der konservative Politnovize Peter Magyar aktiviert selbst resignierte Oppositionssympathisanten – und sorgt im Wahlkampf für ungekannten Wirbel.
Zur Entscheidung zwischen Krieg und Frieden stilisiert Ungarns rechtspopulistischer Premier Viktor Orban die Europawahl. Europa rüste sich zum Krieg und müsse von Ungarn daran gehindert werden, so die Botschaft des Putin-Freundes: „Wir werden nicht erlauben, dass unsere Kinder und Enkel an die ukrainische Front geschickt werden.“
Mit dem zur „Friedensdemonstration“ erklärten Schaulaufen von Hunderttausenden Anhängern seiner Fidesz-Partei läutete Orban das Wahlkampffinale ein. Doch weniger die Sorge um den Weltfrieden als um das Wahlergebnis lässt ihn alle Kräfte mobilisieren: Trotz des EU-weit erwarteten Rechtsrucks könnte ausgerechnet Europas nationalpopulistischer Vorreiter im eigenen Land Federn lassen.
Verantwortlich dafür ist der bis vor kurzem noch völlig unbekannte Politnovize Peter Magyar. Die Mehrheit der Ungarn habe „die Korruption, Lügen und Propaganda“ von Fidesz „einfach satt“, erklärt der frühere Mann einer Fidesz-Ministerin den starken Andrang bei seinen Kundgebungen.
Erwartungen der Magyar-Fans
Einerseits komme Magyar aus dem „inneren Kreis der Macht“, andererseits profitiere er von dem verlorenen Vertrauen in die etablierte Opposition, sagt Robert Laszlo vom Political-Capital-Institut in Budapest. Die „Apathie“ oppositionsnaher oder bisher unentschlossener Wähler spiele auch eine Rolle: „Nach Jahren der Frustration fühlen sie sich nun als Teil einer neuen dynamischen Bewegung.“
Zwar speist sich der laut Umfragen auf 20 bis 30 Prozent gekletterte Anhang von Magyar vor allem aus bisherigen Nichtwählern und Anhängern anderer Oppositionsparteien. Doch deren Aktivierung bei der normalerweise nur schwach frequentierten Europawahl könnte Orban Stimmanteile kosten: Bei klaren Einbußen könnte sein Nimbus der Unbesiegbarkeit ins Bröckeln geraten.
Die Erwartungen der Magyar-Fans schwächt Laszlo mit Verweis auf die Disziplin der Fidesz-Wähler und das Mobilisierungsvermögen der Regierungspartei ab – und erinnert an das Scheitern früherer Orban-Herausforderer. Der Wahlausgang sei schwer vorhersehbar: Das Phänomen Magyar sollte aber „weder unterschätzt noch überschätzt werden“.
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