Tierschutz / Schlechter Gesundheitszustand: Polizei beschlagnahmt 354 Meerschweinchen in Vichten
Die Polizei beschlagnahmte in einem Privathaushalt in Vichten unter anderem hunderte Meerschweinchen. Der Gesundheitszustand der Tiere ist schlecht, viele mussten eingeschläfert werden.
Hunderte Meerschweinchen wurden in den letzten Tagen von der Luxemburger Polizei in einem Privathaushalt in Vichten beschlagnahmt, berichtet RTL am Donnerstag. Zuvor hatten Anwohner die Polizei kontaktiert, nachdem ihnen ein starker Geruch aufgefallen war, bestätigt ein Mitarbeiter des „Bureau de gestion des avoirs“ (BGA) auf Nachfrage des Tageblatt. Daraufhin hätten die Behörden zusammen mit der „Administration luxembourgeoise vétérinaire et alimentaire“ (ALVA) eine Kontrolle durchgeführt.
Der Besitzer habe noch vor Ort ein Dokument unterzeichnet, dass er mit dem Verzicht auf seine Tiere einverstanden sei. Insgesamt seien 354 Meerschweinchen, 16 Kaninchen, drei Enten und vier Hühner beschlagnahmt worden, bestätigt der BGA-Mitarbeiter. Der Staat habe daraufhin die Organisation „Privaten Déiereschutz Asbl“ kontaktiert, um den Fall zu übernehmen. Der Staat verfüge nicht über Auffangstationen für Tiere, und auch nicht über das nötige Know-how für einen solchen Fall.
Tiere auf verschiedene Standorte verteilt
Der Gesundheitszustand der Meerschweinchen sei schlecht. Es handele sich größtenteils um Inzucht – die Tiere seien von Deformationen, Zahnproblemen und verfetteten Organen betroffen, einige seien blind. Unterernährt seien sie jedoch nicht. Viele der Nager seien nicht überlebensfähig, einige bereits von alleine gestorben. Anderen konnten auch keine Tierärzte mehr helfen: Insgesamt mussten 117 Tiere vor Ort eingeschläfert werden – 25 am ersten Tag der Beschlagnahmungen und 92 am zweiten Tag, sagt der BGA-Beamte. An diesem zweiten Tag seien die Tiere auch nach Geschlechtern getrennt worden, um die unkontrollierte Vermehrung zu stoppen und die Männchen zu kastrieren.
Aufgrund der hohen Anzahl an Tieren könne die private Tierschutzorganisation diese nicht alle selbst aufnehmen. Deswegen seien sie aufgeteilt worden. 51 befinden sich derzeit im „Centre de soins pour la faune sauvage“ in Düdelingen, 13 im Escher Tierpark und vier bei einem Tierarzt. Derzeit sehe sich die Organisation nach weiteren Parks um, die bereit wären, Meerschweinchen aufzunehmen. „Es wäre logischer, sie in Gruppen von zehn bis 20 im Park zu halten, anstatt sie einzeln zu vermitteln“, sagt der BGA-Beamte.
„Déieren an Nout“ kritisiert Vorgehensweise
Die Tierschutzorganisation „Déieren an Nout Asbl“ kritisiert in einem Facebook-Beitrag die Entscheidung, bei einer derart hohen Anzahl von Tieren nur einen einzigen Verein zu kontaktieren. Es stelle sich die Frage, warum nicht offener über den Fall kommuniziert wurde – ob man vermeiden wolle, die vielen Einschläferungen publik zu machen.
„Wer entscheidet, welche Tiere eingeschläfert werden?“, heißt es im Beitrag. Oft werde in solchen Fällen von Erlösung gesprochen. „Ist dem wirklich so oder sieht man sich alleine aufgrund der Quantität gezwungen, eine Sortierung vorzunehmen und die Tiere werden entsorgt anstatt gepflegt?“ Dies wäre leicht zu umgehen, würde man die Tiere aufteilen.
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