Technologie / Post-Telecom-Direktor Cliff Konsbruck über die Kritik an 5G
In der Diskussion um 5G wird mehr aneinander vorbeigeredet als miteinander diskutiert, findet Post-Telecom-Direktor Cliff Konsbruck. Er wünscht sich eine rationale Diskussion.
Am Boulevard Prince Henri parken die Autos Seite an Seite zwischen grauen Betonsäulen. Darüber fährt die Eisenbahn Richtung Belval. Die Säulen sind mit bunten Plakaten zu verschiedenen Themen beklebt. Eines zeigt Xavier Bettel und Bill Gates, die sich die Hand geben. Darunter die Worte „Sei wachsam“. Die meisten der Plakate aber warnen vor der neuen Mobilfunkgeneration 5G. Solche Plakate gibt es auch in der Hauptstadt neben kleinformatigeren Aufklebern. An zahlreichen Ampeln und Laternenmasten sind Aufkleber angebracht, die die Symbole 5G mit einem fetten roten Balken durchgestrichen zeigen. Die Gegner sehen in 5G eine Gefahr für Leib und Leben. Und sie glauben, Journalisten werden von Telefonunternehmen bezahlt, um nur positiv darüber zu berichten.
Manche der 5G-Antennen sind bereits in Betrieb. Manche schon seit Oktober 2020. Seitdem kommen regelmäßig neue Antennen hinzu, bestätigt Post-Telecom-Direktor Cliff Konsbruck. Die Bedenken der Skeptiker haben sich bislang nicht bestätigt.
Komplett ausräumen könne er die Bedenken aber nicht. Immerhin geht es dabei oft um mittel- und langfristige Folgen. Die Post richtet sich nach den Vorgaben, die der Gesetzgeber macht. „Wir stützen uns auf die Vorschriften. Wir halten uns streng daran“, so Konsbruck gegenüber dem Tageblatt. Die Einhaltung der Regeln wird sowohl von der Post selbst wie auch von der Gewerbe- und Grubenaufsichtsamt ITM geprüft. Bislang immer ohne Beanstandungen. „Wir sind uns unserer Verantwortung zu 100 Prozent bewusst“, sagt Konsbruck.
Handy neben dem Kopfkissen
„Ich kann die Ängste und Bedenken der Menschen verstehen“, sagt Konsbruck. „Technologische Neuerungen werden ganz oft von solchen Bedenken begleitet.“ Die Sorgen der Menschen müssten ernst genommen und analysiert werden. Allerdings: Die Strahlung von 5G unterscheide sich kaum von den alten Mobilfunkgenerationen. Die Frequenzen, die 5G nutzt, lägen teils sogar unter denen von Wi-Fi, gibt Konsbruck zu bedenken. Wer 5G infrage stellt, müsse also konsequenterweise jeden Mobilfunk ablehnen. „5G sieht vor, in Zukunft höhere Frequenzen einzusetzen. Das ist heute aber noch nicht der Fall“, erklärt er. Diese höheren Frequenzen sind derzeit in Luxemburg auch nicht geplant.
Konsbruck steht dem Mobilfunk nicht naiv gegenüber. Die Art, wie viele Menschen ihr Handy benutzen, sieht er kritisch. „Nicht die Antennen generieren die meisten Emissionen, sondern die Endgeräte, die jeder von uns in der Hand hält.“ Sie haben einen viel größeren Impakt auf unseren Körper als eine Antenne, die oftmals hunderte Meter entfernt steht. Demnach stellt Konsbruck infrage, ob es angebracht ist, stundenlang mit dem Handy zu telefonieren oder mit dem aktiven Gerät (das nicht im Flugmodus ist) neben dem Kissen zu schlafen, so wie es viele tun. „Das sind keine guten Ideen.“
Der runde Tisch
Wie wohl sein Verhältnis zu den 5G-Gegnern aussieht? Konsbruck bedauert, dass die unterschiedlichen Akteure sich nicht an einen Tisch setzen und rational miteinander diskutierten. Derzeit kommuniziere jeder nur seine Sicht der Dinge, ohne miteinander zu sprechen. „Das ist schade. Ich habe den Eindruck, dass wir aneinander vorbeireden“, sagt er. Und: „Wenn man miteinander spricht, ist meist schon sehr viel erreicht.“ Auch die Politik und die Presse könnten dabei eine Rolle spielen.
Warum findet ein solches Gespräch nicht statt? „Ich würde es wichtig finden, dass jemand Neutrales die Akteure an einen Tisch bringt“, sagt Konsbruck. Er glaubt, wenn die Mobilfunkanbieter die Initiative ergreifen, könnte es als Versuch gewertet werden, die Kritiker einzulullen. Die anstehende 5G-Konferenz in Luxemburg könnte eventuell der richtige Rahmen für Gespräche bieten, meint Konsbruck.
Wo welche Antennen stehen, ist übrigens kein Geheimnis. Im Mobilfunkkataster („cadastre hertzien“) auf geoportail.lu ist problemlos ersichtlich, wo sich welche Mobilfunk-Antennen befinden.
Meine Lieblingsnachricht in Sachen Funkwellen war jene Aktion von Gegnern einer Funkantenne in einem Ort in Deutschland.
Viele waren mit medizinischem Attest angetreten.Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit usw. waren aufgezählt.
Als der Betreiber das Wort bekam sagte er lapidar: “ Und was wird das erst wenn wir die Antenne in Betrieb nehmen?“
Die Dummheit ist grenzenlos.
@HTK: Das war in Zürich.
@J.C. Kemp,
danke. Der Clou bleibt aber derselbe.