Differdingen / Preisexplosionen auf den Baustellen
Nach fast drei Jahren Corona-Pandemie fand gestern die vorerst letzte Gemeinderatssitzung in der Hall O in Niederkorn statt. Die kommende Sitzung wird wie vor der sanitären Krise üblich im Differdinger Rathaus abgehalten. Auf der Tagesordnung stand gestern unter anderem der Klimaschutz, aber auch die steigenden Rohstoffpreise.
In Sachen Klimaschutz möchte die Stadt Differdingen in den kommenden Jahren eine Vorreiterrolle nicht nur auf regionaler, sondern auch auf europäischer Ebene einnehmen. Der Gemeinderat hat deshalb als erste und einzige Gemeinde aus Luxemburg den „Climate City Contract“ unterschrieben. Insgesamt nehmen 112 Städte an diesem europäischen Pilotprojekt teil, um bis 2030 klimaneutral zu werden. Der Klimastadtvertrag beschreibt die Verpflichtungen der Stadt zum Klimaschutz. Er sieht eine Partnerschaft mit den Bürgern vor, um auf eine kohlenstoffneutrale und klimaresistente Zukunft hinzuarbeiten. Die Gemeindeverantwortlichen haben fünf systemische und strategische Prioritäten identifiziert, die zur Erreichung dieser Ziele notwendig sind. Darunter fällt eine Effizienzsteigerung der stationären Energieversorgung durch Renovierungen, Autarkie bei der Energieerzeugung, Verringerung der individuellen Fahrleistung, Abfallreduzierung und eine Kompensation der von der Stadtverwaltung erzeugten Tonnen CO2.
Ist die Klimakrise für einige noch weit entfernte Zukunftsmusik, so hat die Gemeinde noch immer mit den Folgen der sanitären Krise, aber auch dem Krieg in der Ukraine zu kämpfen. Die Folge sind Preisexplosionen auf einigen Baustellen. So zum Beispiel auf dem Schulkomplex „Um Bock“ in Oberkorn. Nach mehr als 50 Jahren sollten die alten Räumlichkeiten wieder auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. Für die Renovierungsarbeiten hatten die Gemeindeverantwortlichen rund 41 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Der Staat sollte rund 11,3 Millionen Euro übernehmen. „Das gesamte Projekt wird allerdings teurer als ursprünglich geplant. Besonders von den Preissteigerungen betroffen ist die Fassade, die rund eine Million Euro teurer wird als geplant. Voraussichtlich wird dieses Bauprojekt 45,8 Millionen Euro kosten“, erklärte Tom Ulveling (CSV) gestern in der Sitzung. Neben einer Erweiterung der Räumlichkeiten wird der Campus durch die Eröffnung einer brandneuen Küche, einer Bibliothek sowie zusätzlicher Verwaltungsräume weiter aufgewertet. Nach der Renovierung wird die Schule 440 Schüler aufnehmen können, derzeit sind es lediglich 229. Außerdem wird eine Sporthalle mit einer Kletterwand errichtet.
6,6 Millionen Euro teurer
Ähnlich sieht es auf der Großbaustelle in Niederkorn in direkter Nähe zur Industriezone „Hahneboesch“ aus. In direkter Nachbarschaft zum Autohaus Collé entsteht dort ein zentrales Gemeindedepot für alle technischen Mitarbeiter. Auf einer Fläche von 3.500 Quadratmetern und über zwei Stockwerke wird dort ein Verwaltungsgebäude entstehen. Hier werden nach der Fertigstellung auch die Umkleidekabinen sowie die Duschen für das Personal zu finden sein. Für die rund 150 Fahrzeuge der Gemeinde wurde bereits eine 103 Meter lange und 52 Meter breite Garage gebaut. Die Fahrzeuge werden auf drei unterirdische Stockwerke verteilt. Der erste Stock ist für die Pkws vorgesehen. Lkws können nach der Fertigstellung der Garagen im Erdgeschoss abgestellt werden. Alle anderen Fahrzeuge sollen im Untergeschoss unterkommen.
Zusätzlich sollen noch zwei weitere Hallen gebaut werden. Hier werden auf mehr als 10.000 Quadratmetern die unterschiedlichen Werkstätten, aber auch ausreichend Stauraum entstehen. „Auf den Bau einer dritten Halle wurde vorerst aus Kostengründen verzichtet. Auch wird aus Kostengründen auf eine Holzfassade verzichtet. Dennoch wird der Bau rund 6,6 Millionen Euro teurer als ursprünglich geplant. Das gesamte Mammutprojekt wird jetzt mit 75 Millionen Euro zu Buche schlagen“, sagte Ulveling.
Der Gemeinderat nahm diese beiden zusätzlichen Kredite dann auch einstimmig an.
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