Villerupt / Termin im zukünftigen Kulturzentrum: So soll Esch2022 die Grenzen überwinden
Das Team von Esch2022 hat für Donnerstag zum bisher dritten Pressefrühstück eingeladen – über die Grenze ins französische Villerupt. Kaffee und Croissants wurden im Rohbau des „Pôle culturel de Micheville“ serviert, der im September 2021 eröffnet werden soll. Das Kulturzentrum soll eine große Rolle für Esch2022 spielen, aber auch darüber hinaus ein wichtiger Stützpunkt für Künstler aus der Region bleiben.
Esch2022 sprengt gleich mehrere Grenzen. Denn im Fokus des Kulturjahres steht keineswegs nur Esch, sondern eine ganze Region, die sich über zwei Länder erstreckt. Insgesamt elf Pro-Sud-Gemeinden und acht französische Gemeinden der „Communauté de communes Pays Haut Val d’Alzette“ (CCPHVA) werden in anderthalb Jahren die Kulturhauptstadt Europas bilden. Und sogar innerhalb Frankreichs werden Grenzen gesprengt: Die CCPHVA erstreckt sich nämlich über das „Département Moselle“ und das „Département Meurthe-et-Moselle“.
Ehrgeizige Ziele
Patrick Risser, Präsident der CCPHVA, zeigte sich am Donnerstag vor allen Dingen stolz, Teil von Esch2022 zu sein. Das Projekt sei eine Chance, die Region grenzüberschreitend und langfristig enger zusammenrücken zu lassen. Der gemeinsame Stolz auf die Vergangenheit der Stahlindustrie solle hierbei als Bindeglied dienen. Patrick Risser erinnerte sich an den Gegenwind, den der Bau des Kulturzentrums seit dessen erstmaliger Erwähnung 2014 mit sich brachte. „Uns wurde häufig vorgeworfen, wir hätten zu große Ambitionen und würden zu pompös bauen“, sagte Risser. Jetzt, da der „Pôle culturel de Micheville“ immer weiter an Form annimmt, festige sich jedoch seine Überzeugung, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. „Wir haben unser ambitioniertes Ziel eingehalten und werden es mit Leben füllen.“
Sylvain Mengel, Kulturkoordinator der CCPHVA, ging darauf ein, wie genau das Ganze umgesetzt werden soll. Neben zwei Kinosälen entsteht dort ein „Medialab“ und ein „Fablab“ – beides Räume, in denen Interessierten die Technik zur Verfügung gestellt wird, um gemeinsam an innovativen Projekten zu arbeiten. Daneben entstehen mehrere Vereinsbereiche und eine Halle mit Restaurant und Bar. „Der ‚Pôle‘ soll zum Begegnungszentrum werden – auch im Hinblick auf die zahlreichen Wohnungen, die gleich nebenan gebaut werden“, sagte Mengel.
Begegnungen im Garten
Eines von rund 20 französischen Projekten, die laut aktuellem Stand für die Europäische Kulturhauptstadt umgesetzt werden, ist „Eden Europa“. 2022 sollen auf der Industriebrache Micheville Gemeinschaftsgärten entstehen, in denen sich Natur und Kunst miteinander vermischen. „Es entstehen mehrere kleine Events, bei denen Menschen sich begegnen. Wir wollen die Kulturen des französisch-luxemburgischen Grenzgebiets zusammenführen“, sagt er. Zudem ist das Ganze nachhaltig: Gemüse, das in den Gärten angebaut wird, kann im Restaurant des Kulturzentrums verarbeitet werden. Durch Tanz, Tai-Chi oder andere Aktivitäten in den Gärten sollen die Grünflächen belebt werden.
Weitere Projekte der CCPHVA entstehen in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie der Tanzschule „Chor’à corps“ aus Audun-le-Tiche, mehreren Schulen, Jugend- und Kulturzentren und Chören. Auch der „Pôle de l’image“, der jedes Jahr das bekannte „Festival du film italien de Villerupt“ organisiert, wird ein Projekt für Esch2022 umsetzen: Es trägt den Namen „Les Estivales de l’Alzette“ und bietet eine Reihe von Open-Air-Kinoveranstaltungen und kulturellen Aktivitäten im alten Schwimmbad von Micheville.
Zudem wird das Luxemburger „Centre national de l’audiovisuel“ (CNA) mit dem französischen „Institut national de l’audiovisuel Grand Est“, dem „Centre de recherches sur les médiations“, der „Université de Lorraine“ und der „Direction régionale des affaires culturelles“ zusammen am Projekt „Memories, Images and Histories across Borders“ arbeiten. Dafür wird audiovisuelles Archivmaterial aus dem gesamten Gebiet von Esch2022 von Fachleuten aus Lothringen und Luxemburg zusammengetragen.
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Witzig. Esch2022 mit viel Getöse schon seit Jahren gehypt, und am Ende wird der „Pôle culturel“ in Micheville in Erinnerung bleiben. In Esch gibts ja allenfalls das „Raatelach“ in der Luxemburger Strasse oder vielleicht noch der mit angepinseltem Schrott vollgestellte Garten irgendeiner Jugendstilvilla.