Statec / Privathaushalte erholen sich finanziell von Corona-Krise – doch Ungleichheiten vergrößern sich
Ukraine-Krieg, Inflation, Tripartite – die wirtschaftlichen Belastungen haben nach der Corona-Krise nicht abgenommen. Das nationale Statistikamt Statec hat nun erstmals Daten veröffentlicht, wie Privathaushalte die Corona-Krise finanziell verkraftet haben. Demnach sind die finanziellen Belastungen im Jahr 2021 wieder auf Vorkrisenniveau gesunken – finanzielle Ungleichheiten haben sich jedoch verstärkt.
2021 ist der Anteil der Haushalte, die Schwierigkeiten hatten, finanziell über die Runden zu kommen, wieder auf das Niveau von vor der Gesundheitskrise gesunken. Das hat das nationale Statistikamt Statec in einer Umfrage über Einkommen und Lebensbedingungen der Luxemburger Haushalte ermittelt. 23,4 Prozent der befragten Haushalte haben angegeben, im Jahr 2021 finanzielle Schwierigkeiten gehabt zu haben. Während dem Höhepunkt der Corona-Pandemie im Jahr 2020 haben 26,5 Prozent angegeben, Schwierigkeiten gehabt zu haben, um über die Runden zu kommen. Im Jahr 2019 lag der Anteil bei 24,7 Prozent.
„Nach einer starken Verschlechterung im Jahr 2020, die wahrscheinlich mit den Auswirkungen der Gesundheitskrise zusammenhing, sank der Anteil der Haushalte mit finanziellen Schwierigkeiten wieder auf das Niveau vor der Covid-19-Krise zurück“, schreiben die Statistiker in ihrer Pressemitteilung. Unterstützt werde diese Annahme durch den Umstand, dass der Anteil der Haushalte, die einen Lohnrückgang hinnehmen mussten, um etwa den gleichen Prozentsatz zurückging. 2020 hatte der Prozentsatz bei 14,3 Prozent gelegen; im darauffolgenden Jahr ging er auf 11,4 Prozent zurück. Der Anteil der Haushalte, die ihre finanzielle Lage als „sehr schwierig“ umschrieben, ist jedoch im selben Zeitraum von 3,6 auf 3,9 Prozent gestiegen.
Die Studie hat neben der Befragung der Haushalte noch andere Indikatoren in Betracht gezogen, wie etwa materielle Entbehrungen, Zahlungsrückstände des Haushaltes oder die Aufnahme von Schulden für den Kauf von materiellen oder immateriellen Vermögenswerten. Diese weisen laut Statec ebenfalls auf eine allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen zwischen 2020 und 2021 hin. Zwar haben mehr Haushalte im Jahr 2021 Schulden aufgenommen, als noch im Jahr davor – der Anteil an Haushalten, die die Schulden als große oder mittelgroße Belastung ansehen, ist jedoch leicht gesunken.
Entgegen dem allgemeinen Trend haben 12 Prozent der Haushalte angegeben, sich keine Urlaubswoche leisten zu können – im Pandemiejahr 2020 lag der Anteil noch bei 11,4 Prozent, 2019 bei 10,2 Prozent. Der Anteil der Haushalte, die von Zahlungsrückständen betroffen sind, ist 2021 ebenfalls gestiegen, nachdem er zwischen 2019 und 2020 stabil geblieben war. Mit durchschnittlich 3,5 Prozent ist jedoch nur ein geringer Teil der Haushalte von Zahlungsrückständen betroffen. „Es ist wahrscheinlich, dass mehr Haushalte angeben, besser über die Runden zu kommen, weil sich ihre Lebensbedingungen insgesamt verbessert haben, insbesondere nach dem schwierigen Pandemiejahr 2020“, schlussfolgert das Statec.
Steigende Ungleichheiten
„Materielle Entbehrungen sind bei Haushalten, die angeben, nur schwer über die Runden zu kommen, immer stärker ausgeprägt“, schreibt das Statec in seinem Bericht. „Die Kluft zwischen wohlhabenden und benachteiligten Haushalten hat sich weiter vergrößert.“ Diese Unterschiede würden besonders im Hinblick auf die Unfähigkeit, eine unvorhergesehene Ausgabe zu tätigen, deutlich werden.
Unterschiede wurden auch bei der Befragung der Haushalte zur wahrgenommenen Schuldenlast deutlich. 63,1 Prozent der Haushalte, die angegeben haben, dass sie gut über die Runden kommen, haben eine große oder mittelgroße Schuldenlast angegeben (während es bei jenen, die unter erhöhtem finanziellen Druck stehen, 92,8 Prozent sind). Auch hier ist die wahrgenommene finanzielle Belastung gestiegen: 2020 lag der Anteil bei 90,6 Prozent der Haushalte.
EU-SILC-Umfrage
Die EU-SILC-Erhebung (European Union Statistics on Income and Living Conditions) über Einkommen und Lebensbedingungen von Haushalten ermöglicht es jedes Jahr, genaue Informationen über das Einkommen und die Lebensbedingungen von Haushalten und Personen, die im Großherzogtum wohnen, zu sammeln. EU-SILC ist ein europäisches Projekt, das in allen 27 EU-Mitgliedstaaten sowie in Randstaaten wie Island, Norwegen, der Schweiz oder der Türkei durchgeführt wird. In Luxemburg ist für diese Erhebung das nationale Statistikamt Statec zuständig. Für die nun vorliegende Studie aus dem Jahr 2021 wurden 11.679 Personen in 4.353 Haushalten befragt.
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