Editorial / Privileg statt Bürde
Die Gesellschaft droht stillzustehen und damit auch der Sport. Die Covid-Zahlen sind konstant hoch und Gesundheitsministerin Paulette Lenert schloss vergangene Woche einen weiteren Lockdown nicht aus. Damit es nicht dazu kommt, soll das überarbeitete Covid-Gesetz frühestens Ende dieser Woche und spätestens Anfang der nächsten Woche eingeführt werden. Die Hauptänderung ist die 2G-Pflicht für Freizeitaktivitäten und im Sport. Die Schnelltests werden abgeschafft und damit haben vor allem die Fußballer so ihre Probleme.
Es scheint nämlich so, dass es in keiner anderen Sportart mehr Ungeimpfte gibt. Das ist vor allem deshalb dramatisch, da im Fußball deutlich mehr Existenzen an den Gehältern beziehungsweise Abfindungen hängen als in anderen Sportarten. Wer sich gegen die Impfung entscheidet, dem droht die Vertragsauflösung. Wer sich gegen die Impfung entscheidet, ist auch indirekt bis direkt daran schuld, wenn es wegen überlasteter Intensivstationen zu einem weiteren Lockdown kommen würde. Und der Lockdown hat dann auch Konsequenzen für die Gehälter. Würde es ein weiteres Mal zum „chômage partiel“ für die Sportler kommen, dann wären die meisten Fußballer von dieser Maßnahme nämlich nicht betroffen.
Denn nur wenige BGL-Ligue-Spieler sind im Besitz eines Arbeitsvertrages, so wie es die Regierung im Gesetzesprojekt vorsieht. Der „Contrat de louage de service“, den die meisten Fußballer haben, fällt nämlich nicht darunter. Fair ist das sicherlich nicht, denn der „Code de travail“ sieht vor, dass man als „Angestellter“ gilt, wenn man mehr als zwölfmal den Mindestlohn verdient.
Aus diesen und anderen Gründen müssten die Kicker das 2G-Konzept eher als Privileg denn als Bürde sehen. Denn nur so kann das Horrorszenario umgangen werden: totales Sportverbot – auch wenn es nur für ein paar Wochen wäre.
Eine Chance, sich zu impfen, muss man den Sportlern dann doch lassen. Wenn das Gesetzesprojekt diese Woche in der Chamber gestimmt wird, ist es wahrscheinlich am Tag danach wirksam. Und wer zu diesem Zeitpunkt nicht geimpft ist, kann ab diesem Moment keinen Mannschaftssport mehr betreiben. Ganz egal, ob der Wille da ist, sich impfen zu lassen oder nicht.
Man könnte nun sicherlich argumentieren, dass jeder vorgewarnt war und genügend Zeit hatte, sich schützen zu lassen. Das ist wohl richtig. Allerdings neigen vor allem junge und kerngesunde Sportler dazu, den Impfstoff nicht bei der ersten Möglichkeit in Anspruch zu nehmen. Sie gehören nämlich zu der Personengruppe (unter 40 Jahre alt), bei der es die geringste Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion gibt. Trotzdem tragen sie eine große Verantwortung für ihre Mitbürger und Mitspieler, da sie meistens in großen Gruppen zusammen auftreten und Cluster nie auszuschließen sind. Die meisten haben diese Botschaft mittlerweile begriffen und ein Großteil lässt sich jetzt nachimpfen.
Damit alle Mannschaftssportler in Luxemburg auch an den kommenden Wochenenden einen fairen Wettkampf austragen können, müssen die Verbände ihren Sportlern eine gewisse Karenzzeit eingestehen und wohl einige Spieltage absagen. Genauso wie bei der Covid-Impfung sollte nämlich auch im Sport die maximale Anzahl an Spielern an Bord sein.
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