TICE / Protest am Freitag: „Busfahrer leben in Angst und fühlen sich von Politik im Stich gelassen“
Busfahrer werden immer öfter Opfer von verbalen oder sogar körperlichen Aggressionen. Das sagt Théo Schickes, Präsident der Personalvertretung beim TICE. Die Stadt Esch nehme das Problem nicht ernst, deswegen wurde für Freitag ein Protest organisiert. „Wenn wir kein Gehör finden, dann geht es weiter“, so Schickes im Tageblatt-Interview.
Tageblatt: Herr Schickes, Sie haben für Freitag um 10 Uhr eine Protestaktion am Escher Bahnhof organisiert. Warum?
Théo Schickes: Die Kriminalität in Esch und vor allem am Bahnhof hat enorm zugenommen. Vergangenen Freitag haben sich in Esch zwei Banden geprügelt. Zwei TICE-Mitarbeiter, die nichts damit zu tun hatten, wurden in diese Prügelei hineingezogen. Ein paar Wochen zuvor, am 4. November, wurde ein Busfahrer gestoßen und knallte mit dem Rücken gegen eine Stange. Der Täter lief weg und konnte unseren Informationen zufolge bisher nicht identifiziert werden.
Das Problem besteht schon länger.
Ja. Am 18. Januar 2022 wurde einer unserer Busfahrer ganz schlimm verprügelt. Er kann heute noch immer nicht zu jeder Uhrzeit fahren, weil er sich dabei nicht gut fühlt. Deswegen hatten wir am 14. März 2022 ein Gespräch mit der Escher Gemeinde, der CFL und der Polizei. Dort haben wir fünf Forderungen gestellt – davon wurde nur eine umgesetzt.
Welche?
Vor einem Pausenraum der TICE-Mitarbeiter stand eine Bank, bei der sich immer wieder junge Menschen aufhielten. Wenn die Busfahrer ein und aus gingen, gab es Probleme mit diesen Jugendlichen. Die Bank wurde entfernt.
Und die anderen Forderungen?
Wir wollen eine verstärkte Kameraüberwachung, mehr Sicherheitspersonal, eine bessere Beleuchtung am Escher Bahnhof und mehr Polizeipräsenz. Anderthalb Jahre nach dem Gespräch ist noch immer nichts passiert. Es reicht jetzt. Was muss noch passieren, damit das Problem ernst genommen wird? Deswegen haben wir jetzt entschieden, eine Protestaktion zu organisieren.
Was muss noch passieren, damit das Problem ernst genommen wird?
Das heißt, die schwierige Zone ist der Escher Bahnhof?
Genau. Aber nicht nur für das TICE-Personal. Es gibt viele Menschen, die Angst haben, sich dort im Dunkeln aufzuhalten. Wir haben im oberen Bereich zwei Reservebusse stehen – dort wird mit Drogen gehandelt. Beim Eingang ebenfalls. Beim Bahnhof werden die Drogen auch konsumiert. Und es passiert einfach nichts – es wird immer schlimmer.
Wie sieht das Leben eines Busfahrers momentan aus?
Zum einen gibt es körperliche Aggressionen. Aber verbale Angriffe gehören zum Alltag eines Busfahrers. Wir haben viele Mitarbeiter, die psychische Probleme haben. TICE hat zwar alle Busfahrerkabinen mit Sicherheitsglas ausgestattet, aber man muss sich dann fragen, in welchem Zustand sich unsere Gesellschaft befindet, wenn ein Busfahrer wie in einer Bank geschützt werden muss, damit er seinen Beruf ausüben kann. Die Fahrer leben in Angst und fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Ich spreche dabei ganz klar von der Escher Gemeinde, die dieses Dossier nicht ernst nimmt. Aber auch von den Verantwortlichen der CFL kommt überhaupt nichts.
Wie entstehen diese Konfliktsituationen normalerweise?
Es reicht schon, dass der Bus Verspätung hat. Dafür kann der Busfahrer nichts, aber dann werden sie beleidigt. „Du Idiot! Wofür wirst du überhaupt bezahlt?“ Die Jugendlichen haben überhaupt keinen Respekt mehr. Das Gleiche gilt beispielsweise auch, wenn der Busfahrer aufsteht und jemanden auffordert, etwas leiser zu sein.
Am Freitag findet nun die Protestaktion statt. Wie viele Menschen nehmen daran teil?
Das wissen wir noch nicht. Wir haben die Aktion relativ schnell auf die Beine gestellt. Es werden allerdings auch viele Menschen von außerhalb daran teilnehmen.
Wird der Protest Folgen für die Buslinien haben?
Es ist kein Streik. Wir setzen den Bahnhof nicht zu. Es ist natürlich zu hoffen, dass sehr viele Menschen am Protest teilnehmen und dann ist es auch möglich, dass es zu Verzögerungen kommt, wenn der Bus nicht bis zum Bahnhof kommt. Aber ich muss klar sagen: Wenn wir kein Gehör finden, dann geht es weiter. Wir wollen ein Gespräch mit den Verantwortlichen. Es müssen nun Deadlines gesetzt werden, damit wir unseren Leuten sagen können, bis wann die Forderungen umgesetzt werden. Wenn das nicht passiert, werden wir ganz andere Veranstaltungen organisieren. Dann können auch verschiedene Buslinien ausfallen.
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