Mediahuis/Saint-Paul / Protestaktion des LCGB: „Werden alle Entscheidungen aus Belgien diktiert?“
Die christlich-soziale Gewerkschaft LCGB hat am Donnerstag auf eine Protestaktion vor dem Luxemburger Wort geladen. Es geht um 80 Arbeitsplätze, die auf Wunsch der Direktion abgebaut werden sollen. Interventionen der Gewerkschaft und des Arbeitsministers Dan Kersch (LSAP) blieben bisweilen erfolglos.
Rund 120 Menschen haben sich auf Einladung des LCGB vor dem Luxemburger Wort versammelt, um gegen den geplanten Stellenabbau zu protestieren. 80 Arbeitsplätze sind betroffen, was fast einem Viertel der gesamten Belegschaft entspricht. Verhandlungen über den Sozialplan wurden am Montag einseitig von der Direktion des Medienhauses für gescheitert erklärt – obwohl Arbeitsminister Dan Kersch (LSAP) eine Verlängerung der Verhandlungsdauer vorgeschlagen und auf die soziale Verantwortung des Luxemburger Traditionsbetriebes hingewiesen hatte.
Gewerkschaftssekretärin Céline Conter spricht von einem „scandale sans pareil“ und weist darauf hin, dass es bereits der vierte Sozialplan in zehn Jahren ist. „Kritt d’Direktioun eng Primm dofir?“, fragt sich sie sich. Ein Sozialplan sei die falsche Antwort auf den Umbruch in der Medienwelt: „Jeder Fortschritt hat seine Chance, aber nicht auf Kosten der Mitarbeiter.“ Ohnehin lasse der Kollektivvertrag keine Entlassungen aus ökonomischen Gründen zu – Céline Conter verweist diesbezüglich auf die bestehende Klausel: „pas de licenciements pour raison économique pendant la durée de validité de la convention“.
Die Direktion nutze die Corona-Krise und den Strukturwandel in der Medienwelt, um von ihrem eigenen Missmanagement abzulenken. Dass ihr an keiner Lösung des Problems gelegen sei, habe sie nicht zuletzt bewiesen, als sie einer Unterredung mit dem Arbeitsministerium fernblieb, sagt Céline Conter. „Der Direktioun läit guer näischt drun, och nëmmen een eenzege Posten ze retten.“
Keine Berücksichtigung des Luxemburger Sozialmodells
Wie im Kollektivvertrag vereinbart, müsste sich die Direktion bei solchen Restrukturierungsmaßnahmen mit den zuständigen Sozialpartnern zusammensetzen, erklärt Céline Conter vom LCGB. Dass das bislang nicht geschehen ist, erklärt sich die Gewerkschafterin dadurch, dass die Direktion unter der Fuchtel des belgischen Hauptaktionärs Mediahuis stehe.
Die Gründe für das Verweigern eines konstruktiven Sozialdialogs versteht die Gewerkschafterin ebenso wenig wie den absoluten Willen der Direktion, den angekündigten Restrukturierungsplan durchzuboxen: „Jahrelang hat das Wort über das Luxemburger Sozialmodell berichtet – es wäre gut, wenn die Direktion die eigene Zeitung lesen würde.“
Die Verhandlungen rund um den Sozialplan seien extrem schwer gewesen. Die Direktion habe den Mitarbeitern eine Entschädigung angeboten, die 25 Prozent unter der Summe aus dem Sozialplan von 2012/2013 liege, erklärt Conter: „Das ist eine einzige Frechheit!“ Der LCGB fordere deshalb, dass die im Kollektivvertrag festgehaltene Beschäftigungsgarantie respektiert werde.
Im April hatte das Erzbistum das Verlagshaus Saint-Paul an den multinationalen Medienkonzern Mediahuis verkauft. Mediahuis sollte zusammen mit der Leitungsebene von Saint-Paul den digitalen Wandel des Verlags beschleunigen. Das wurde im April bekannt gegeben. Im September erfolgte dann die Ankündigung, dass das Mutterhaus des Luxemburger Wort 80 Mitarbeiter entlassen wolle.
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In den USA würde man sagen: Thoughts and prayers, das hilft in diesem Falle eventuell.
Das Wort ist tot und es wird auch nicht am 3. Tag auferstehen oder gegen Himmel fahren, höchstens als Rauch.
Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
„Werden alle Entscheidungen aus Belgien diktiert?“
Natürlich! Vom Himmel oder vom Bischof kommen sie nicht mehr.
Sou stierft de Lëtzebuerger Modell …
Natürlich werden alle Entscheidungen aus Belgien diktiert, die wollen den Teich trockenlegen, dann reden sie doch nicht mit den Fröschen.