Bissen / Rätselraten um Google-Datencenter: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“
„Wir kommentieren keine Gerüchte“, so die Reaktion aus dem Wirtschaftsministerium im vergangenen August, als der zuständige Minister auf die Gerüchte angesprochen wurde, dass Google das geplante Datencenter in Bissen nicht realisieren werde. Letzte Woche aber soll Minister Franz Fayot (LSAP) gegenüber Journalisten gesagt haben, dass der Promoter die obligatorische Umweltverträglichkeitsstudie auf Eis gelegt hat – eine Aussage, die die obengenannten Gerüchte nun wieder lauter werden lassen.
Seit Juli 2018 geht nun schon die Rede davon, dass ein Promoter namens Londonbridge ein 33 ha großes Areal in Bissen, genauer gesagt auf „Busbierg“, erstanden habe und dass dort der Internetgigant Google ein Datencenter errichten möchte. Nun war es wieder einige Monate ruhig um dieses Projekt, denn seit März dieses Jahres liegt der Ball klar im Feld des Investors bzw. der Firma Google, welche die nötigen Initiativen ergreifen und die vom Gesetz vorgeschriebenen Studien in Auftrag geben müssen.
Im August stand die Frage im Raum, wie lange die Luxemburger Regierung noch auf eine konkrete Zusage von Google warten will. „Es steht dem Wirtschaftsministerium nicht zu, Pläne, den zeitlichen Ablauf oder auch noch die Umsetzung des Projektes eines Unternehmens oder eines privaten Investors zu kommentieren“, lautete es damals aus dem Wirtschaftsministerium. „Es gibt bis dato keine Anzeichen dafür, dass das Google-Projekt in Bissen auf Eis gelegt oder sogar gestorben sei.“
Auf die in manchen Medien veröffentlichte Aussage von Franz Fayot vom vergangenen Mittwoch angesprochen, gab der Pressesprecher des Wirtschaftsministeriums am Montagnachmittag zu verstehen, dass die wiedergegebene Aussage wohl nicht ganz dem entsprechen würde, was der Minister wirklich gesagt habe. Das Projekt sei keinesfalls gestorben, so wie es am Mittwoch vonseiten der CSV-Opposition in den Raum geworfen wurde. Erst vor wenigen Wochen habe sich die „Task-Force Google-Dantencenter“ erneut getroffen, um sich über den Stand der Dinge in diesem Dossier zu beraten.
An dieser Stelle sollte man daran erinnern, dass Google die Fertigstellung des Datencenters von vornherein für das Jahr 2025/26 vorgesehen hatte. Bei einer geschätzten Bauzeit von zwei Jahren bleibt dem Bauherrn heute also noch viel Zeit für Studien und Genehmigungen.
„Wir haben auch noch ein Wort mitzureden!“
Der Bürgermeister von Bissen, David Viaggi, konnte am Montag lediglich bestätigen, dass sich Google viel Zeit mit seinen Entscheidungen lasse. Er wisse weder von einem eventuellen Tod des Projekts noch von einer Verschiebung der Umweltverträglichkeitsstudie, so Viaggi gegenüber dem Tageblatt.
Auf die oft wiederholte Aussage des Ministers, dass im Fall, wo das Datencenter nicht gebaut würde, der Luxemburger Staat ein Vorkaufsrecht für die besagten 33 Hektar Land habe, und zwar zum initialen Kaufpreis, und dass dieses Areal dann für andere wirtschaftliche Aktivitäten genutzt werden solle, reagiert Viaggi mittlerweile sehr nervös und gibt gleich klar zu verstehen, dass er nicht gewillt sei, all das, was im Dossier Google in den letzten Jahren vonseiten der Gemeinde Bissen getan und von Regierungsseite gesagt und versprochen wurde, einfach so in den Mülleimer zu werfen.
Außerdem, so Viaggi weiter, sei das Areal des Promoters Londonbridge von der Gemeinde damals als „Zone Datacenter“ klassiert worden. „Es kann also nicht einfach so und über die Köpfe der Gemeindevertreter hinweg etwas anderes auf diesem Terrain gebaut werden. Da haben wir ein Wort mitzureden und spätestens dann werden wir die Regierung an manche Versprechen erinnern …“
Damit spricht David Viaggi vor allem die bis dato leeren Versprechen der Politiker in Sachen Verbesserung der Straßeninfrastruktur an, die bereits bei der Erschließung der Handels- und Industriezonen entlang der Nationalstraße 7 auf Roost, in denen sich große Unternehmen wie Creos, Luxlait, die Post, das Automotive Center, Kiowatt, Busunternehmen, Autohändler sowie viele weitere Klein- und Mittelbetriebe niedergelassen haben, gemacht worden waren. Zwischen 2015 und 2017 wurden der Gemeinde Bissen gleich mehrmals fertige Projekte vorgestellt, passiert ist bis heute jedoch gar nichts.
Wichtig: Verbesserte Straßeninfrastruktur
Im Einzelnen geht es darum, die Kreuzungen der N7 mit den Zufahrtsstraßen zu den einzelnen Industrie- und Gewerbezonen zu entschärfen. Dies soll anhand von Verteilerkreisen geschehen. „Bereits lange vor der Bekanntgabe, dass der Internetgigant Google eventuell ein Datacenter in Bissen errichten möchte, hatte uns Mobilitäts- und Infrastrukturminister François Bausch ein schnelles Handeln in Aussicht gestellt. Damals ging die Rede von je einem Verteilerkreis in Höhe der Mercedes-Benz-Niederlassung sowie in Höhe der Zufahrt zur Industriezone ‚am Seif‘, wo sich Luxlait und Creos niedergelassen haben. Dort werden aktuell auch die neuen Produktionshallen der Céodeux gebaut, die voraussichtlich 2025 von Lintgen nach Bissen umziehen wird und weitere 900 Arbeitnehmer mitbringt“, so der Bürgermeister in einem Tageblatt-Interview im Dezember letzten Jahres.
Nach der Nachricht in Sachen Google-Datacenter kam 2018/2019 ein dritter Verteilerkreis in Höhe der Firma Mako sowie eine Zufahrtsstraße zum Areal, auf dem das Datenzentrum geplant ist, mit in die Planung. „Ohne diese Straße ist das 33 ha große Areal nur schwer zu erschließen und müsste auch dementsprechend von der Gemeinde eingestuft werden, sollte das Datencenter nicht gebaut werden.“
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