Belval / „Rallye for Iran“: Auch in Luxemburg wurde gegen das Mullah-Regime protestiert
Weltweit wurde sich am Mittwoch für den Respekt der Menschenrechte im Iran eingesetzt – auch in Luxemburg. Der Ort der Protestaktion „Campus Rallye for Iran“ war nicht zufällig gewählt.
Kurz nach 12 Uhr auf dem Universitätscampus in Esch-Beval. Musik in für viele unbekannter Sprache ist zu hören. Es folgt ein Lied mit englischem Text, dieser dreht sich um das Thema Freiheit. Denn vor dem Universitätsgebäude haben sich zahlreiche Menschen zur Protestaktion „Rallye for Iran“ zusammengefunden. Damit wird Luxemburg Teil einer Protestaktion, die am Mittwoch rund um den Globus an mehr als 100 Universitäten organisiert wurde.
„Die Aktion findet weltweit statt und wir wollen sie nutzen, um darüber aufzuklären, was im Iran passiert“, erklärt Ehsan Tarinia von der Vereinigung „Simourq“, die die Aktion gemeinsam mit iranischen Studierenden im Großherzogtum organisiert hat. Seit 2005 lebt der iranische Kurde in Luxemburg; er kam als politischer Flüchtling ins Land. „Ich bin Journalist und in meiner Heimat gibt es keine Pressefreiheit“, erklärt Tarinia. „Simourq“ wurde 2013 gegründet und organisiert seit dem Tod von Mahsa Amini im Iran regelmäßig Demonstrationen hierzulande.
Gemeinsam werden die mehr als 70 Teilnehmenden der Protestaktion den Namen der jungen Frau wiederholen, die nach der Festnahme durch die Polizei wegen eines nicht „ordnungsgemäß“ getragenen Kopftuchs im Iran starb. Unter anderem auf Menschenrechtsverletzungen gegenüber iranischen Akademikerinnen und Akademikern will die Aktion „Rallye for Iran“ aufmerksam machen. „Wenn Menschen im Iran zu einer Aktion gehen, wie wir hier gerade, dann können sie nicht sicher wissen, ob sie wieder nach Hause kommen werden“, erklärt Isabelle Tavousi von „Simourq“. Seit 18 Jahren lebt die Iranerin in Europa.
Belastende Ereignisse
Auch Studentin Faribe weiß, dass Menschen wie sie in ihrer Heimat nicht sicher sein können. Ihren Nachnamen oder ein Foto von sich will sie nicht in einer Zeitung sehen, die in einem Land mehr als 4.000 Kilometer entfernt von ihrer Heimat erscheint – zu groß ist die Furcht vor möglichen Repressalien. „Ein Freund von mir wurde einfach angeschossen, als er zu seinem Auto gehen wollte. Er hat überlebt, aber sein Augenlicht verloren. Er ist nicht die einzige Person, die so etwas erlebt hat“, erzählt die 30-Jährige, die seit 2020 in Luxemburg lebt und sich nach abgeschlossenem Studium Arbeit im Großherzogtum suchen will.
Mit ihrer Teilnahme an der Protestaktion will sie den Menschen im Iran eine Stimme geben und laut eigener Aussage für die Freiheit kämpfen. Und: „Vielen von uns geht es nicht gut; Veranstaltungen wie diese hier helfen uns. An der Uni bekommen wir auch Unterstützung, was die mentale Gesundheit angeht“, erklärt die Studentin. Aktuell sind laut Angaben der Universität rund 100 Akademikerinnen und Akademiker aus dem Iran dort registriert.
17:56 Uhr
Unter anderem sie will Fabio Spirinelli mit seiner Teilnahme an der Aktion unterstützen. „Im Iran gehen viele Menschen für ihre Rechte auf die Straße – Rechte, die universell sind. Und deshalb will ich auch in Luxemburg Unterstützung zeigen“, erklärt der 32-Jährige, der an der Universität arbeitet. „Und ganz unabhängig davon, wie weit entfernt das von uns ist: Da leiden Menschen und werden unterdrückt“, stellt er fest und wendet sich dann wieder den Rednerinnen und Rednern vor den grün-weiß-roten Flaggen zu, die an diesem Tag Demokratie für den Iran fordern.
Drei Fragen an Amir Vesali (LSAP)
Tageblatt: In Ihrer Rede während der Demonstration haben Sie erzählt, dass Sie seit sieben Jahren nicht mehr im Iran waren. Wie erleben Sie das Geschehen in Ihrem Herkunftsland?
Amir Vesali: Ich bin gebürtiger Iraner und während ich diese Rede vorbereitet habe, hat mir das im Herzen wehgetan. In meinem Geburtsland werden Frauen mit Kriegsmunition erschossen oder einfach niedergeschlagen, und man macht sich natürlich Sorgen um all diese unschuldigen Menschen. Aber gleichzeitig erfüllt es einen mit Freude, wenn man diese mutigen Frauen an vorderster Front der Bewegung – ich bezeichne diese lieber als „Revolution“ – sieht.
Sie sagten, dass es Zeit für einen Weckruf ist. Warum?
An vielen Orten in Europa haben sich die Menschen der iranischen Gemeinschaft bisher zurückgehalten. Die einen aus Angst, andere aus persönlichem Interesse. Ich denke allerdings, dass die eigenen Interessen in einer solchen Situation zurückgestellt werden müssen. Das ist auch eine Frage von Mut: Man kann doch nicht dabei zusehen, wie die Menschen und vor allem Minoritäten oder ethnische Gruppen im Iran seit Jahrzehnten in Angst leben. Dass Frauen, Männer und, schlimmer noch, Kinder getötet werden. Wir sollten nicht vergessen, dass Freiheit mit einem hohen Preis einhergeht und viele dafür mit ihrem Leben bezahlen mussten.
Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern?
Ohne das Regime wäre der Iran ein Ort von Demokratie und Freiheit. Ein Gefängnis wäre kein Ort für politische Gefangene, die dort sind, weil sie eine Meinung haben und diese auch geäußert haben. Die Frauen könnten selbst über ihre Körper entscheiden, darüber, wie sie leben und was sie anziehen wollen. Intellektuelle bräuchten nicht mehr ins Ausland zu gehen, weil sie im Iran eine Zukunft hätten. Dann könnten die Menschen in Frieden und Wohlstand leben – gemeinsam mit der globalen Gemeinschaft.
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