Editorial / Raus aus dem Schatten: Die neue Popularität der Basketball-Nationalmannschaft
In den letzten Monaten wurde viel über sinkende Zuschauerzahlen im nationalen Sport diskutiert – ein Trend, der beim Basketball-Nationalteam ein ganz anderer ist, wie am Sonntag einmal mehr deutlich wurde.
Es ist eine neue Popularität, die die Herren-Nationalmannschaft im Basketball derzeit erlebt. Und so gab es am Sonntag im Heimspiel im Gymnase der Coque Szenen zu sehen, wie sie sich die Verantwortlichen des Verbandes noch vor zehn Jahren wohl kaum hätten erträumen können. Bereits um 15 Uhr, zwei Stunden vor dem Beginn der Partie, standen die Fans Schlange, um einen der letzten hundert Sitzplätze zu ergattern, die noch in die Tageskasse übergegangen waren. Am Ende war das Gymnase mit 1.800 Anhängern dann auch ausverkauft, und das gegen Norwegen, sicherlich nicht gerade eine klassische Basketballnation.
Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, im Sommer 2014, spielten die FLBB-Herren eine Qualifikationskampagne in einer Gruppe mit Polen, Österreich und Deutschland. Zu den ersten beiden Heimspielen kamen im Schnitt gerade einmal 650 Zuschauer. Bekam man es nicht mit einem so populären Team wie Deutschland zu tun – hier kamen damals 1.700 Anhänger in die Coque –, waren Spiele der Nationalmannschaft eher weniger in Mode.
Es gibt sicherlich mehrere Gründe dafür, warum das FLBB-Team inzwischen einen solchen Boom erlebt. Seit 2014 hat sich der Qualifikationsmodus beim Kontinentalverband FIBA Europe geändert. Das Herrennationalteam tritt nicht mehr in der klassischen Qualifikation an, sondern in einer Vorqualifikation. Damit sind die ganz großen Gegner wie Deutschland zwar nicht mehr möglich, doch das Level der Mannschaften ist ausgeglichener und Niederlagen auf 50 Punkte gab es seither nicht mehr. Dabei muss man betonen, dass Mannschaften wie Kroatien oder Rumänien, gegen die Luxemburg zuletzt spielte, alles andere als No-Name-Gegner im Basketball sind. Zum anderen ist mit Ken Diederich im Jahr 2016 eine neue Ära angebrochen und sportlich hat sich das Team deutlich weiterentwickelt. Während zuvor nicht jeder Spieler auch für die Nationalmannschaft auflaufen wollte, hat der Nationaltrainer inzwischen einen großen Pool an Basketballern, die dafür brennen, das FLBB-Trikot überstreifen zu dürfen. Im Luxemburger Basketball ist ein Mentalitätswechsel eingetreten: Mehr und mehr versuchen sich auch junge Spieler im Ausland, wovon gerade das Nationalteam profitiert – eine Mannschaft, die in jeder Partie Kampfgeist an den Tag legt und mit der sich die Zuschauer identifizieren können. Und wenn man um Siege spielt, dann kommen seit jeher auch mehr Leute in die Hallen. Doch auch vonseiten des Verbandes werden die Nationalmannschaftsspiele inzwischen besser, nicht zuletzt durch Social Media, vermarktet.
Und so profitieren auch die Damen von diesem Boom, wenn auch noch nicht in dem Maße wie die Herren. Während 2015 gerade einmal 289 Zuschauer gegen Europameister Serbien in der Coque waren, durften sich die FLBB-Damen beim Heimspiel im vergangenen November immerhin über 800 Fans freuen. Dabei haben gerade sie rein sportlich gesehen einen noch größeren Coup gelandet und, wenige Tage nach dem Sieg in der Schweiz, in der Coque sogar die aktuelle Nummer 17 der Welt, Bosnien-Herzegowina, geschlagen. Es wäre ein tolles Zeichen, wenn man im kommenden November bei der FLBB gleich dreimal „sold out“ melden könnte. Denn neben den Herren, die auf Rumänien treffen werden, spielen dann auch die Damen in der Coque gegen Montenegro und die Schweiz.
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