Studie / Rebstöcke von der Mosel können als Grillholz benutzt werden
Der typischerweise launische Monat April ist in diesem Jahr mild gestartet und bei angenehmen Temperaturen zwischen 10 und 20 Grad Celsius konnte man schon mal daran denken, den Grill anzuschmeißen. Pünktlich zum Auftakt der Grillsaison hat die luxemburgische Umweltverwaltung das Ergebnis einer Studie über das Grillen mit dem Holz von Luxemburger Rebstöcken veröffentlicht. Die Idee dahinter: Statt dass BBQ-Aficionados das besondere Holz aus Spanien importieren, sollen sie Holz verfeuern, das bei lokalen Winzern anfällt.
Dem Holz werden einige Vorteile gegenüber der Holzkohle nachgesagt, die Otto Normalverbraucher im Supermarkt kauft: vor allem eine lang anhaltende Glut und das besondere Aroma, das dieses Holz dem Grillgut verleiht. Auf Herz und Nieren geprüft hat es die Firma ECO-Conseil aus Remerschen im Auftrag der Umweltverwaltung.
Die Fläche, auf der derzeit in Luxemburg Wein angebaut wird, wird mit ca. 1.300 ha angegeben. Jedes Jahr werden geschätzte 20 ha Weinberg gerodet. Es wird geschätzt, dass dabei zwischen 200 und 400 Tonnen an Rebstöcken entfernt werden. Es ist noch nicht so lange her, da haben Landwirte die abgeschnittenen Pflanzenteile aufgetürmt und selbst verbrannt. Das ist heute allerdings verboten, erklärt Steff Schaeler, Projektleiter der Studie. Der Grünschnitt der Bauern und Winzer – dazu gehören Hecken, aber auch Rebstöcke – wird heute in Luxemburg zentral gesammelt, gehäckselt und einer energetischen Verwendung zugeführt. Das bedeutet, das Material wird zur Wärme- oder Stromgewinnung verbrannt. Organisiert wird dies von der Umweltverwaltung.
Das Ausland macht es vor
„In anderen Ländern wird der Rebstock separat als Grillholz vermarktet“, so Schaeler. Rebholz wächst sehr langsam. Es braucht Dekaden, um Faustdick zu werden. „Dadurch wird das Holz sehr hart. Wenn man ein solches Holz verbrennt, erhält man eine sehr gute Glut.“ Jeder Winzer wisse um die Vorteile von Rebholz, wenn es ums Grillen geht.
Vor einigen Jahren tauchten dann in luxemburgischen Supermärkten Tüten mit kleingeschnittenen Rebstöcken auf, die als Premium-Grillholz vermarktet wurden – zum Teil aus so entfernten Regionen wie Spanien. Bei der Umweltverwaltung fragte man sich, ob der Abfall der Luxemburger Winzer nicht den gleichen Dienst tut. ECO-Concept untersuchte das Holz sehr genau – auch auf etwaige Gesundheitsrisiken. Ein Augenmerk legte ECO-Concept auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Selbst in der Biolandwirtschaft werden immer noch Mittel verwendet, die zum Beispiel Kupfer enthalten, erklärt Schaeler. „Wir haben diese Dinge in Zusammenarbeit mit einem Testlabor geprüft und konnten nichts feststellen“, so der Experte. Die Experten geben also grünes Licht.
Bislang wurde die Idee jedoch noch nicht weiterentwickelt. Schaeler glaubt, dass sich Grillholz vom Winzer in eine ganze Marketing-Kampagne einbinden ließe, etwa indem man das Holz mit luxemburgischem Wein zusammen verkauft. „Das ist sicher nichts, womit man viel Geld verdienen kann“, meint Schaeler. Sonst hätte schon längst jemand es getan, vermutet er. Die Rebstöcke müssen vor dem Verkauf in arbeitsintensiver Handarbeit zurechtgesägt werden. „Aber es könnte ein kleiner Nebenverdienst oder sogar Teil einer sozialen Beschäftigungsinitiative sein.“ In anderen europäischen Ländern wird das Holz schon seit einigen Jahren vermarktet. „Dort kann es lukrativ sein, da die Löhne niedriger sind“, meint Schaeler. Die Frage der Wirtschaftlichkeit berührt die Studie allerdings nur am Rande. Eine weitere Studie, in der die Vermarktungsmöglichkeiten aufzuzeigen wären, wurde bislang nicht in Angriff genommen, bedauert Schaeler, der von den Vorzügen einer solchen Vermarktung überzeugt ist.
Und für so etwas muss eine Studie finanziert werden? Ernsthaft jetzt?