/ Rechtzeitig in Rodange, verspätet nach Metz: Luxemburgs Züge kommen (fast) immer pünktlicher
Der Zugverkehr ist auch in Luxemburg ein Thema, dass oft diskutiert wird. Besonders Verspätungen und ausgefallene Züge rufen immer wieder Kritiker auf den Plan und sorgen bei Passagieren für Frust und Ärger. Dabei sind Luxemburgs Züge gar nicht so unpünktlich, wie es einigen erscheint – zumindest legen das die vom Mobilitätsministerium veröffentlichten Zahlen nahe.
In einer parlamentarischen Antwort sagt Verkehrsminister François Bausch, dass sich die Pünktlichkeit der luxemburgischen Züge gegenüber 2017 verbessert hat. 89 Prozent aller Züge im Jahr 2018 sind pünktlich oder mit weniger als 6 Minuten Verspätung eingetroffen (2017: 88,9 Prozent). 8 Prozent der Züge hatten mehr als 6 Minuten Verspätung. Nur ein kleiner Teil der Züge ist ausgefallen (1,9 Prozent komplett, 1,2 Prozent teilweise).
Schlechte Bilanz für Linie 90
Doch nicht jede Zugverbindung ist gleich viel von Verspätungen betroffen. Besonders nervig ist es für Reisende von oder nach Thionville/Metz: Auf der Linie 90 liegt die Pünktlichkeit bei nur 75,8 Prozent – also knapp jeder vierte Zug ist 2018 auf dieser Strecke entweder mit mehr als 6 Minuten Verspätung gefahren oder ganz ausgefallen. Da die Linie gleichzeitig die meisten Zugreisenden verzeichnet, ist der Ärger schnell besonders groß. Fahrgäste aus Richtung Rodange können sich jedoch freuen: Zumindest die Direktzüge auf der Strecke 70 sind fast immer pünktlich (92,3 Prozent). Auch die Linien 10 und 30 haben mit deutlich weniger Problemen und Ausfällen zu kämpfen.
Die Gründe für die Verspätungen sind vielfältig, aber insbesondere der SNCF-Streik von April bis Juli habe auf der Linie 90 für Chaos gesorgt. Die CFL betont, dass es wegen der Proteste ihrer Kollegen in Frankreich zu über 2.000 Zugausfällen gekommen ist, was natürlich die schlechte Bilanz der Linie erklären würde. Allerdings lag auch im Oktober, November und Dezember letzten Jahres laut den Berichten auf www.cfl.lu die Pünktlichkeit bei nur knapp über 75 Prozent.
Die Linie 50, in Richtung Arlon, ist besonders während des Schulbeginns im September ein Sorgenkind gewesen. Auch hier führt die CFL einen Teil der Probleme auf das Ausland zurück: Baustellen der SNCB und technische Probleme durch die belgischen Fahrer sowie Engpässe bei dem Fahrmaterial und die Sperrung der Bahnsteige 11 und 10 AB des Luxemburger Bahnhofs seien schuld an den Verspätungen gewesen.
Luxemburgs Stern birgt Domino-Probleme
Mit rasant steigenden Passagierzahlen ist Luxemburgs Schienenverkehr zu Spitzenzeiten maximal ausgelastet. Das macht das sternförmige Schienensystem mit Luxemburg-Stadt als Hauptknotenpunkt noch anfälliger: Es reicht ein einziges Problem, damit per Domino-Effekt der halbe Schienenverkehr lahmgelegt wird und es dauert lange, bis die Züge wieder normal fahren. So sind dann auch 39 Prozent aller Verspätungen auf einen Domino-Effekt zurückzuführen. 16 Prozent der Verspätungen der Luxemburger Züge sind „importiert“ durch Verbindungen aus dem Ausland. 9 Prozent der Verspätungen sind materialbedingt, während 7 Prozent auf Pannen zurückzuführen sind. „Externe Faktoren“, wie beispielsweise entlaufene Tiere oder Personen auf den Schienen, sowie Polizeieinsätze machen zwar den geringsten Teil der Verspätungsgründe aus (4,5 Prozent), sorgen aber häufig für die längsten Verspätungen.
Für den kompletten Ausfall eines Zuges sind am häufigsten Streiks oder andere „externe Faktoren“ verantwortlich (32 Prozent), aber auch fehlendes Zugmaterial (31 Prozent), Pannen (10 Prozent) und Probleme im ausländischen Schienenverkehr können zu gestrichenen Zügen führen.
Erleichterung durch Großprojekte
„Wir sind darum bemüht, die Qualität unseres Service stetig zu verbessern“, versichert die Pressesprecherin der CFL Linda Paulsberg. Die CFL sei sich bewusst, dass die Verspätungen und Ausfälle die Passagiere verärgern, und bemühe sich darum, die Pünktlichkeit der Züge zu erhöhen. Da allerdings mehr als 40 Prozent des Zugverkehrs aus dem Ausland kommt, liegt das nicht immer in der Macht der CFL.
Einerseits will die CFL die Kommunikation verbessern. Zwar werden schon jetzt Verspätungen und Zugausfälle sowohl auf den Bahnsteigen und Bahnhöfen, wie in den Apps und den sozialen Medien (Twitter) angezeigt. Doch die Ansagen per Lautsprecher sind nicht immer verständlich. Deswegen werde nun in allen Bahnhöfen überprüft, ob die Durchsagen gut hörbar sind. Falls nicht, wird dies verbessert. Außerdem will die CFL Auris, ein automatisches Reisenden-Informations-System, testen und bis Ende 2020 einführen.
Andererseits ist die CFL weiter im Baufieber. Ende April sollen sowohl die zweite Talbrücke bei der Pulvermühle und die Doppelspur nach Sandweiler fertiggestellt werden. Der Bahnhof in Luxemburg-Stadt wird ausgebaut werden und zwischen Luxemburg und Bettemburg eine zweite Zugstrecke entstehen. Zusätzlich investiert die luxemburgische Bahn in neues Material: 34 neue Züge sind bestellt und sollen zwischen 2021 und 2024 geliefert werden.
- „Nach all dem was passiert ist, ist man verunsichert“ - 15. November 2024.
- Bei den Wahlen in den USA ist das Chaos vorprogrammiert - 2. November 2024.
- Rechte für Menschen mit einer Behinderung: Es reicht mit den leeren Versprechungen - 14. Oktober 2024.
„… die Sperrung der Bahnsteige 11 und 10 AB des Luxemburger Bahnhofs seien schuld an den Verspätungen gewesen.“ Soll wohl Gleise heissen. Wobei, ein Gleis 11 gibt es auch nicht. An dem wird gerade erst gebaut …
Betreffend die Linie 60. Da wäre vielen Benutzern mit etwas Flexibilität schon geholfen. Warum beim Ausfall eines RB den nachfolgenden RE nicht als RB fahren? Bei solchen Ausfällen legen bei der oft gescholtenen DB sogar ICEs ausserplanmässige Halte ein.
Nicht nur die Züge kommen und gehen wann sie wollen, auch der Bus Verkehr ist entweder zu früh oder zu spät an ihren Bushaltestellen.