Schließung von Konten / Regierung bezieht Stellung – während ING Kunden die Karten sperrt
Vier parlamentarische Fragen von CSV, LSAP, déi gréng und den Piraten haben die Regierung in der ING-Affäre zu einer Stellungnahme aufgefordert. Während Finanzminister Gilles Roth auf die geltenden Regeln verweist, werden ersten Kunden wohl ihre Karten gesperrt. Unterdessen macht die DP-Abgeordnete Barbara Agostino Werbung für ein konkurrierendes Finanzinstitut.
Die Luxemburger Regierung hat gleich in mehreren Antworten auf parlamentarische Fragen zur Situation rund um die Kontoschließungen bei der ING Stellung bezogen. „Es steht der Regierung natürlich nicht zu, die Geschäftspolitik eines Finanzinstituts zu bewerten“, antwortet Finanzminister Gilles Roth (CSV) dem Abgeordneten aus der gleichen Partei, Laurent Mosar. Eine klare Kommunikation sei aber wichtig, schrieb Roth.
Die LSAP-Abgeordnete Paulette Lenert wollte vom Finanzminister wissen, wie die CSSF zur Problematik stehe. „Die CSSF mischt sich nicht in die Geschäftspolitik der Banken ein, die sie allein oder gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt“, schreibt Roth. Es stehe einer Bank frei, gemäß ihren Konditionen Geschäftsbeziehungen zu kündigen. „Die Bank muss den Kunden jedoch genügend Zeit einräumen“, schreibt Roth. Zumindest das scheint aber laut Tageblatt-Informationen nicht gewährleistet. Demnach sind dem Tageblatt einzelne Fälle bekannt, in denen Kunden ihre Karten bereits gesperrt wurden. Das Aufheben von Bargeld und das Bezahlen im Geschäft sei demnach nicht mehr möglich. Die Kunden könnten demnach nur noch am Hauptsitz der ING in Luxemburg-Stadt Geld ausgezahlt bekommen. Das Webbanking sei demnach noch nicht beeinträchtigt.
Sollten Noch-Kunden der ING Probleme haben, ein neues Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen, sollen sich diese an die Luxemburger Kontrollautorität „Commission de Surveillance du Secteur Financier“ (CSSF) wenden. „In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass ein Verbraucher, dem die Eröffnung eines Zahlungskontos verweigert wird, von dem betreffenden Institut über das Verfahren zur Anfechtung der Verweigerung, sein Recht, sich an die CSSF zu wenden, und die dafür nützlichen Kontaktdaten informiert werden muss“, schreibt Gilles Roth.
Wie der CSV-Minister in einer Antwort an die Grünen-Abgeordnete Sam Tanson schreibt, habe die CSSF jedoch noch keine Beschwerde von ehemaligen ING-Kunden bei der Eröffnung eines neuen Bankkontos bei einem anderen Kreditinstitut erhalten.
DP-Abgeordnete wirbt für BIL
Im Zuge der BIL-Affäre hat sich die DP-Abgeordnete Barabara Agostino derweil dazu hinreißen lassen, Werbung für die Bank zu machen, bei der sie selbst Kunde ist. „Eine klare Message“, schreibt Agostino in einem Post auf Facebook mit dem sie eine Beitrag der BIL Luxembourg teilt, der die ehemaligen ING-Kunden willkommen heißt. „Ohne diese Bank hätte ich wahrscheinlich nie meine erste Kindertagesstätte im Jahr 2011 eröffnet. Die einzige Bank, die mir vertraut und mir einen Kredit gewährt hat.“
Ein Post, der aus deontologischer Sicht zumindest fragwürdig ist – und wohl noch größere Diskussionen in der Chamber nach sich ziehen wird. „Das Einzige, was wir haben, ist unser Deonotologie-Kodex, der besagt, dass Abgeordnete im Allgemeininteresse handeln müssen und keinen direkten oder indirekten finanziellen Vorteil erhalten dürfen“, wird Chamberpräsident Claude Wiseler beim Radiosender 100,7 zitiert. Die Aussagen von Barabara Agostino seien demnach konform zum derzeit geltenden Reglement. Der Piraten-Abgeordnete Sven Clement forderte gegenüber 100,7 jedoch, dass die Ethik im Rahmen eines Abgeordneten-Mandates noch einmal neu definiert werden müsse. Der Statut des Vollzeit-Abgeordneten könnte laut Clement demnach Abhilfe schaffen.
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