Equal Care Day / Reinigungskräfte: Nichts geht ohne sie …
Sie sind praktisch unsichtbar, arbeiten immer dann, wenn die Büros noch oder bereits leer sind, sie werden schlecht bezahlt, haben mit Gelenk- und Muskelschmerzen zu kämpfen, machen einen Knochenjob und werden meist wenig respektiert. Ohne die Reinigungskräfte allerdings würde wenig funktionieren. Zum ersten „Equal Care Day“ in den Räumen der Arbeitnehmerkammer CSL in Bonneweg wurden sie am Freitag und Samstag aus dem Schatten ins Licht gebracht.
Unter dem Motto „Propreté à quel prix? Le nettoyage: un métier non-valorisé“ wollte die Veranstaltung auf die mangelnde Wertschätzung und die unfaire Verteilung von Care-Arbeit (to care, sich kümmern) aufmerksam machen. Die Veranstalter neben der Salariatskammer waren das „Centre pour l’égalité de traitement“, CID/Fraen an Gender, OGBL, die Plattform JIF und die Uni Luxemburg. Unterstützung gab es vom Ministerium für Gleichstellung zwischen Männern und Frauen.
Die Veranstaltung zum „Equal Care Day“ wurde mit einem Text der Tochter einer Putzfrau begonnen, der eindrucksvoll die großen körperlichen Anstrengungen dieses Berufs, die prekäre finanzielle Lage aufgrund des niedrigen Lohns, die Schwierigkeiten, als Reinigungskraft ein funktionierendes Familienleben zu organisieren, aber vor allem den mangelnden Respekt und die fehlende Anerkennung für den Beruf schilderte.
Die Arbeit der Putzfrauen und vor allem sie selbst sichtbar zu machen, so CSL-Präsidentin Nora Back, sei ein Ziel der Veranstaltung, die eine Würdigung dieser Frauen sein solle. Nicht nur harte Arbeitsbedingungen, sondern auch große Verfügbarkeit würden den Beruf in dem Niedriglohnsektor beschreiben; zudem sei das Reinigungspersonal der Willkür der Chefs ausgeliefert.
11.200 Menschen in dem Beruf
Das Liser (Luxembourg Institute of Socio-Economic Research) lieferte die entsprechenden Zahlen, die das düstere Bild der harten und schlecht bezahlten Arbeit bestätigten. Der Reinigungssektor wächst, gab es 2009 84 Unternehmen, die in diesem Bereich tätig waren, so stieg die Zahl bis 2019 auf 170. Von 7.891 Beschäftigten erhöhte sich die Zahl der Angestellten in Reinigungsberufen im selben Zeitraum auf 11.203. Neun Prozent arbeiten in der Verwaltung, der Rest macht die manuelle Arbeit. Die überwiegende Mehrheit (83 Prozent) der Reinigungskräfte sind Frauen, 53 Prozent sind Portugiesen, 23 Prozent Franzosen und lediglich 5 Prozent Luxemburger. 38 Prozent sind laut Liser Grenzgänger und 26 Prozent sind älter als 50 Jahre. 55 Prozent der Frauen versorgen wenigstens ein Kind, das jünger als 19 Jahre ist, und 15 Prozent sind Alleinerziehende. Im Vergleich zu anderen Bereichen sind unterdurchschnittliche 87 Prozent fest angestellt, 11 Prozent haben einen befristeten Vertrag und 2 Prozent kommen von Interimsfirmen.
Viele der Frauen arbeiten Teilzeit, obwohl sie lieber einen Vollzeitjob hätten. Die Löhne sind die niedrigsten aller Wirtschaftsbereiche, die Arbeitszeiten werden von den Betroffenen ebenso als schlecht empfunden wie die Arbeit an sich und die gesellschaftliche Anerkennung. Der Umgang mit gefährlichen Chemikalien, Gesundheitsprobleme und die hohe Verletzungsgefahr vervollständigen das unschöne Bild.
Kein Wunder demnach, dass das Reinigungspersonal nicht nur um Anerkennung und Respekt kämpft, sondern sich auch politisch für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne einsetzt. Am zweiten Tag der Veranstaltung wurde hierüber intern diskutiert.
Wer einen genaueren Einblick in den Job der Reinigungskräfte haben möchte, der kann sich den Dokumentarfilm „Les Invisibles“ von OGBL-Grafiker, Fotograf und Filmemacher James Vallad seit Sonntag auf Youtube ansehen.
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