Tourismus / Reisemagazin „Geo“ erklärt Esch/Sauer zu einem der schönsten Dörfer Europas
Esch/Sauer wurde kürzlich vom digitalen Reisemagazin „Geo“ als eines der 20 schönsten Dörfer in Europa genannt. Ein Besuch vor Ort zeigt, dass sich Anwohner und Touristen einig sind, was Esch/Sauer zu diesem Titel verholfen hat.
Man nehme ein malerisches Tal, lasse sich die Sauer ihren Weg hindurchschlängeln und füge dem viel Grün hinzu. Drumherum platziere man pittoreske Häusergassen und auf einem Hügel die Ruinen einer Burg. Et voilà: Schon hat man eines der 20 schönsten Dörfer Europas – zumindest laut dem deutschen Reisemagazin Geo. Denn in einem im Dezember erschienenen Bericht hat das digitale Magazin eine Liste von Europas schönsten Dörfern veröffentlicht. Mit Esch/Sauer ist Luxemburg darin ebenfalls vertreten.
Das im Norden gelegene Dorf wird in dem ausschließlich online veröffentlichten Artikel von Redakteurin Rebecca Häfner „als typischer Ardenner Burgflecken“ bezeichnet, dessen Gassen sich „seit dem Mittelalter […] kaum verändert“ haben und Besucher „zu einer Zeitreise“ einladen. Das rund 400-Einwohner-Dorf in Luxemburg wird dabei neben bekannten und weniger bekannten Ortschaften wie dem österreichischen Hallstatt, dem Schweizer Wengen oder dem belgischen Crupet genannt. Wie man bei Geo Digital auf Nachfrage hin mitteilt, beruht diese Art von Ranking auf den Erfahrungen der Reise-Redakteure, die viel herumreisen.
Von Naturliebhabern geschätzt
In der Gemeinde hat man sich über die Erwähnung gefreut. Bürgermeister Marco Schank (CSV) wurde vom „Office régional du tourisme Eislek“ darüber informiert und meint dazu: „Die Bezeichnung ist auf jeden Fall verdient, denn Esch/Sauer ist schon außergewöhnlich.“ Seiner Meinung nach machen die engen Gassen und unter Denkmalschutz stehenden Häuser den einzigartigen mittelalterlichen Charme des Ortes aus. Auf Nachfrage bei der örtlichen Touristeninformation hin erklärt auch die Kommunikationsbeauftragte der Luxemburger Naturparks, Conny Koob, dass sich Esch/Sauer durch einen besonderen Charme auszeichne. Da dieser schwer zu beschreiben sei, solle man sich am besten selbst ein Bild machen.
Wer dem Rat folgt, trifft an einem trüben Wochentag zwischen den Jahren auf ein malerisches Örtchen, in dem es kurz nach den Weihnachtsfeiertagen doch sehr gemächlich zugeht – schmunzelnd denkt man an das Märchen von Dornröschen und ein Dorf im Winterschlaf: Cafés und Hotels sind geschlossen und auch die Rollläden zu einem kleinen Kaufladen sind heruntergelassen. Nicht weit entfernt von einem Blechschild mit der Aufschrift „Brocante“ trifft man auf der Straße auf eine leicht enttäuschte Touristin. „Wir wollten eigentlich zum Flohmarkt, aber es ist geschlossen“, erzählt Anastasia de Meüe aus dem belgischen Tongern. Gemeinsam mit ihrem Partner macht die 36-Jährige während einer Woche Urlaub mit dem Van und hat für eine Nacht in Esch/Sauer haltgemacht.
„Ich habe einmal Ferien in einem Spa-Hotel hier gemacht und finde den Ort einfach malerisch“, erklärt der 39-jährige Raphaël Stroobants, der neben Anastasia de Meüe steht. Sie erklärt weiter: „Ich aber war noch nie im Großherzogtum und deshalb haben wir gesagt: ‚Lass uns nach Luxemburg fahren.’ Wir haben auf einem Parkplatz übernachtet und sind heute mit einer wunderbaren Aussicht wachgeworden.“ Auf ihrem Handy zeigt sie ein Foto mit Blick auf den Wald in der Umgebung von Esch/Sauer. Anastasia de Meüe und Raphaël Stroobants sind sich einig, dass der Ort durchaus als eines der schönsten Dörfer Europas bezeichnet werden kann. Sie mögen vor allem die Natur und die sympathischen Menschen.
Ort mit Charme
Denn bei der Suche nach dem Flohmarkthändler ist das Paar am Ufer der Sauer mit Jeanne Reuter ins Gespräch gekommen. Die 74-Jährige ist in der Gegend aufgewachsen und erholt sich nach einem Aufenthalt im Krankenhaus in Esch/Sauer. Durch Corona sei es zwar ruhiger geworden, aber vor allem bei gutem Wetter wäre nach wie vor viel los. „Etwas hier zieht die Menschen an, es ist einfach der spezielle Charme. Was von Menschen hier erbaut wurde“, schwärmt Jeanne Reuter, während ihr Blick zur Burgruine auf dem Hügel schweift.
Der Aufstieg zu den historischen Überresten dieser Burgruine gehört bei einem Besuch einfach dazu. Der Meinung ist auch Mike Costa Ribeiro. Der 33-Jährige aus Mersch kommt vor allem im Sommer oft zum Abschalten nach Esch/Sauer: „Zum Spazieren oder Grillen mit Freunden am Wasser. Das hier ist einer meiner Lieblingsorte in Luxemburg.“ Mit Familie aus Portugal ist er zwischen den Jahren in das Dorf im Ösling gekommen, um den etwas holperigen Weg zur Burgruine hochzugehen.
„Von oben hat man wirklich eine schöne Aussicht“, erklärt Dany Vitorino. Der 24-Jährige lebt etwa eine Stunde von Lissabon entfernt, wurde aber in Luxemburg geboren. Zum zweiten Mal ist er wieder im Großherzogtum zu Besuch und kann nachvollziehen, warum er sich gerade in einem der schönsten Dörfer Europas befindet. Die 23-jährige Portugiesin Maria Ribeiro neben ihm ist zum ersten Mal in Luxemburg und erklärt etwas überraschend, dass sie das Klima gut findet – trotz Schmuddelwetter. Sie will sich noch etwas in Esch/Sauer umsehen, um herauszufinden, was dem Ort die Nennung im Reisemagazin eingebracht hat.
Nähe zum Wald
Wer sich nach einem kleinen Ausflug zur Burg wieder zum Dorfkern aufmacht, geht durch die engen Gassen, die schnell an einen Urlaub in der Ferne denken lassen – oder eben an die Vergangenheit. Einigen Häusern sieht man das Alter deutlich an, andere wurden hingegen aufwändig saniert. Beim Abstieg kommt man am Zuhause von Guillaume Da Silva vorbei. Seit fast 35 Jahren wohnt er dort und erzählt, dass manchmal Menschen im Sommer an seinem zur Straße grenzenden Balkon haltmachen, weil sie denken, dass es dort Würstchen vom Grill gibt. Das stört ihn aber nicht, erklärt er schmunzelnd: „Wenn ich es hier nicht mögen würde, wäre ich nicht mehr hier. Es gibt schöne Ecken und ich brauche nur hoch zu spazieren – schon bin ich im Wald. Im Lockdown bin ich manchmal 20 Kilometer an einem Tag gegangen.“
Seiner Meinung nach könnte es allerdings mehr Cafés geben. Vieles hätte in den vergangenen Jahren geschlossen. Tatsächlich sei es in diesen Tagen auch sehr ruhig in Esch/Sauer. Das sei aber nicht immer so: „Schon kommende Woche wird wieder mehr los sein. Es kommen viele Touristen zum Spazieren. Früher waren es aber mehr. Allgemein sind im Sommer viele Menschen draußen, dann kommen auch zahlreiche Motorradfahrer“, sagt Guillaume Da Silva. Es sind Touristen aus Belgien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, aber auch viele Luxemburger, die hierherkommen – vor allem in der Hauptsaison von Ostern bis Anfang beziehungsweise Mitte September. Die meisten sind – wie die Gespräche vor Ort, aber auch die Erfahrung der Touristeninformation zeigen – Naturliebhaber.
Doch auch an diesem Tag in den Weihnachtsferien hat sich der Parkplatz an der rue du Jardin, in Nähe zum Dorfkern, bis zur Mittagsstunde gut gefüllt. Eltern spazieren mit ihren Kindern am Ufer entlang – man trägt Wanderhosen oder wasserdichte Kleidung. Größere Touristengruppen machen sich auf in Richtung Burgruine. Ein leuchtender Schriftzug am Wasser wünscht „Schéi Feierdeeg“. Die Sauer fließt daran vorbei und bahnt sich ihren Weg durch das Tal, in dem durchaus eines der schönsten Dörfer in Luxemburg liegt.
Hinkommen und rumkommen
Zwischen der Namensschwester Esch im Süden des Landes und Esch/Sauer liegen rund 70 Kilometer. Von der Hauptstadt bis nach Esch/Sauer sind es je nach Startpunkt etwa 55 und von Ettelbrück aus rund 20 Kilometer. Dahin kommt man mit den gängigen Verkehrsmitteln; einen Bahnhof gibt es in Esch/Sauer allerdings nicht. Vor Ort kann man einen Spaziergang durch die Gassen des Dorfes machen und zu den frei zugänglichen Ruinen der Burg hinaufsteigen, um die Aussicht zu genießen. Auf dem „Éislek Pad Esch-sur-Sûre“ lässt sich auf 6,6 Kilometer die Ortschaft und die Umgebung erkunden – nur einer von zahlreichen Wanderwegen in der Nähe. Im Museum der alten Tuchfabrik im Gebäude 15 in der rue de Lultzhausen gibt es Einblicke in die handwerklichen Traditionen der Region. Dort liegt auch das Empfangszentrum des „Naturpark Öewersauer“ mit einer Touristeninformationsstelle. Mehr Informationen zu Aktivitäten und Gastronomie gibt es auf der Webseite www.visit-eislek.lu sowie auf www.naturpark-sure.lu oder unter der Telefonnummer der Empfangszentrums 00352 89 93 31-1.
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