Umwelt / René Toussaint macht Honig und züchtet Bienenvölker
Zwischen den Ständen auf dem hauptstädtischen Markt fällt René Toussaint (68) auf. Unter dem großen braunen Filzhut steckt ein Gesicht, das von gelebtem Leben erzählt. Für jeden, der bei ihm Halt macht, hat er ein freundliches Wort. Dann berät er oder erzählt von seinen Tieren. Der Hobbyimker züchtet neue Völker.
Nähe zur Natur und Liebe zu dem, was er tut, das strahlt sein Stand aus. Die Etiketten auf Honig, Propolistropfen und Honigschnaps wirken handgemacht. Da steht jemand mit seiner ganzen Person dahinter und nicht in erster Linie professionelle, wirtschaftliche Interessen. Ein großes Foto von René Toussaint (68) bei seinen Bienenvölkern begrenzt den Stand nach hinten. Es stammt aus der Nähe von Dippach.
Zum Zeitpunkt des Shootings hat er dort 40 Völker stehen. Als der Landwirt, der das große Feld hinter den Bienenkästen bewirtschaftet, Herbizide und Pestizide ausbringt, sterben sie. Das bringt ihn heute noch auf 180. Genauso geht es ihm, wenn auf öffentlichen Anlagen und Plätzen oder neben Waldwegen pünktlich zum 15. August gemäht wird. Da gerät der ansonsten geduldige und besonnene Mann in Rage.
„Wenn wir ihnen das Futter nehmen, sterben sie“, sagt er über Bienen und das viel zitierte Bienensterben. Für ihn macht das keinen Sinn, und er will, dass es aufhört. Späteres Mähen sollte in seinen Augen schon lange die Normalität sein. Bloß weil der Mensch denkt, im Herbst blüht nichts mehr, ist das noch lange kein Grund, seinen Tieren die Nahrung streitig zu machen.
Bienen brauchen Pollen zum Leben
Auf vielen seiner Produkte ist die „Blue Nice“-Pflanze abgebildet. Das ist Absicht. Sie blüht noch im Oktober. Und unter dem Geäst, für Spaziergänger nicht sichtbar, gibt es selbst jetzt noch Blüten mit dem wichtigen Pollen. „Ich sehe es ja an ihren Beinen, dass sie jetzt noch welchen finden, wenn sie zurückkommen“, sagt Toussaint.
Bienen brauchen den Pollen, um zu überleben. Sie sammeln den Blütenstaub, in dem sie ihn mit Speichel vermischen und in den sogenannten „Pollenhöschen“ an den Hinterbeinen zum Bienenstock transportieren. Wie überlebensfähig und einfallsreich sie sind und wie organisiert ihr soziales Leben ist, fasziniert ihn schon immer.
„Jede Generation gibt ihr Wissen an die nächste weiter“, sagt er. Die Prinzessinnen werden auf dem Hochzeitsflug begleitet und anschließend wieder nach Hause gebracht. Arbeitsbienen haben sie zuvor mit Gelée Royale großgezogen. Wenn er von den Bienen spricht, bekommen sie fast menschliche Züge.
Er braucht keinen Imkeranzug
Einen Imkeranzug braucht er nicht, wenn er nach ihnen schaut und behutsam die Kästen öffnet, in denen sie gerade überwintern. Er weiß, wann sie sich gestört fühlen und eventuell zustechen könnten. Über die letzten knapp drei Jahrzehnte hat er ein so enges Verhältnis zu ihnen entwickelt, dass es fast scheint, als spreche er mit ihnen. 20 Völker hat er zurzeit in Lintgen stehen, davon sind fünf Jungvölker.
Eng aneinandergedrängt sitzen sie jetzt unter dem Deckel an den Futterkästen beieinander und wärmen sich. Einige wenige schwärmen aus und suchen Pollen. 100 bis 400 Kilo Honig produziert der Hobbyimker und Mitglied im Imkerverband von Beckerich im Jahr. Es ist jedes Jahr unterschiedlich. Eine Wabe ergibt drei bis vier Gläser à 250 Gramm. Lange liegt sein Interesse an den Insekten brach.
In seiner Jugend, erst als „Wölfchen“, dann als Scout, entdeckt er zum ersten Mal Bienen für sich. 15 Jahre lang ist er Mitglied bei den Pfadfindern und viel im Freien. Im Alter von 40 Jahren erinnert er sich an seine Jugenderlebnisse in der Natur und macht sich Gedanken über seine Zeit als Rentner.
Knapp drei Jahrzehnte Erfahrung mit Bienen
Er ist gelernter Regelungstechniker und repariert Maschinen in einem großen Betrieb der chemischen Industrie. 20 Jahre arbeitet er im Schichtdienst und kann deshalb schon mit 57 Jahren in Pension gehen. Da war es Zeit. Vorher hospitiert er 15 Jahre lang bei einem Hobbyimker, hilft aus und bildet sich praktisch weiter.
Den ersten Tag seiner „Hospitanz“ hat er nicht vergessen. „Er hat mich zu den Bienen gestellt und ich bin schön zerstochen worden“, sagt Toussaint. Seitdem steht fest, er ist nicht allergisch. Und er hat die Prüfung zum „Bienenmann“ bestanden. Sein erstes eigenes Volk lebt sechs Jahre. Er umsorgt es gut. Mittlerweile züchtet er dunkle Bienen und die Rassen Carnica sowie Sarasensis.
Letztere schwärmt bis zu sechs Kilometer weit aus, um Pollen zu suchen. Die anderen beiden schaffen nur drei Kilometer. Neue Bienenvölker zu züchten, ist eine Wissenschaft für sich. „Die jungen Leute haben keine Zeit dafür“, sagt er. Szenekenner Toussaint beobachtet ein Nachwuchsproblem bei Imkern und Züchtern.
Eine echte Bedrohung für das Leben der Bienen aber ist es, wenn ihnen Nahrung genommen und sie durch Einsatz von Pestiziden und Herbiziden vergiftet werden. Da stimmt es positiv, dass das „Syndicat intercommunal pour l’assainissement du bassin hydrographique de la Syre“ (SIAS), das sich der nachhaltigen Entwicklung der Region verschrieben hat, eine gute Nachricht hat.
Späteres Mähen ist Thema beim Naturschutz
In einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Pressemitteilung teilt das SIAS mit, dass dieses Jahr im Auftrag des Umweltministeriums mit 52 Landwirten insgesamt 163 Biodiversitätsverträge geschlossen wurden. Diese Verträge umfassen eine Fläche von fast 300 Hektar, was einer Fläche von 600 Fußballfeldern entspricht.
Die Laufzeit der Verträge erstreckt sich von 2022 bis 2026. Darin verpflichten sich Landwirte zu verschiedensten Leistungen für den Naturschutz wie beispielsweise das Anlegen von Blühflächen oder Buntbrachen. Dadurch entstehen Lebensräume für Insekten und Vögel, heißt es in der Mitteilung weiter. Darin sprechen sich die SIAS-Experten zudem deutlich für späteres Mähen aus. René Toussaint weiß das schon lange und es dürfte ihn freuen.
SIAS
1974 als „Syndicat intercommunal pour l’assainissement du bassin hydrographique de la Syre“ gegründet, hat sich das SIAS den Gewässerschutz zur Aufgabe gemacht, vor allem den der Syre. 1989 kommt der Schutz der Natur und der Umwelt hinzu. Seit 2000 organisiert das SIAS-Naturzenter auf Senningerberg die praktischen Naturschutzaufgaben. Seit 2003 gibt es eine biologische Station, die sich um die wissenschaftliche und fachspezifische Betreuung von Maßnahmen und Naturschutzprojekten kümmert. 2009 wird der gesamte Abwasserbereich in das neugegründete Syndikat Sidest eingegliedert. Im Laufe der Jahre hat sich die Zahl der SIAS-Partnergemeinden im Bereich Naturschutz auf 15 erhöht. Alle Angaben stammen von der Webseite www.sias.lu.
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Ech hun och schon bei dem Här saachen kaaft. Kann nemen guddes soen. E sou <menschen missten et méi gin. Anstatt Dèiercher ze vageften oder dout ze schloen ,well een färt gepickt ze gin. Vill kennen jo mol net den Enascheed vun da Harespel an da Bei. Alles waat pickt get embruet! Ech hun leider keen Gaart. An wann lo nemen nach héichheiser gebaut gin an emer manner vird Natur gemaach get( alles ass steril an mat Stäng zougeplastert) .
Dann stierwen des netzlech Déiercher aus. An mir sin schold!