Die Redewendung „Das interessiert mich nicht die Bohne“ benutzt Thomas Süß keinesfalls. Ganz im Gegenteil. Die Bohnen interessieren ihn sehr wohl, und wie. Die Rede geht hier von den Kaffeebohnen. Im Laufe der Jahre hat er viele Kaffeekulturen besucht, hat dort sogar bei der Ernte mitgeholfen und konnte sich so vor Ort sein eigenes Bild machen, wie schwer, facettenreich und zugleich risikoreich der Kaffeeanbau ist.

„Auf meinen Reisen zu den Kaffeebauern musste ich feststellen, dass es, entgegen dem, was oft behauptet wird, in Brasilien wohl den schlechtesten Kaffee zu trinken gibt. Die Ursache ist, dass dieses Land alle hochwertigen Kaffeebohnen exportiert. Den besten Kaffee habe ich übrigens in Australien getrunken“, so Thomas Süß während unseres Besuchs in der Rösterei und dem Kaffeehaus in Vianden, die seit September letzten Jahres bestehen und sich bereits landesweit einen Namen gemacht haben.

Sandra (32) und Thomas (33) leben seit nunmehr zweieinhalb Jahren mit ihren beiden Kindern in Luxemburg. Bei einem Spaziergang durch Vianden fiel ihnen ein leerstehendes Lokal in der Grand-rue auf. Da sie bereits längere Zeit mit der Idee spielten, eine eigene, sogenannte Mikro-Kaffeerösterei mit einem Geschäftslokal zu eröffnen, machten sie sich auf die Suche nach dem Besitzer dieses Gebäudes.

Rosi macht’s

Und so kam es, dass Sandra und Thomas am 30. September vergangenen Jahres ihren Traum in die Realität umsetzen konnten. In dem früheren „Hotel Collette“ befinden sich seitdem ein Verköstigungs- und Verkaufsraum, eine kleine Küche, in der eigens hergestelltes Gebäck zubereitet wird, ein Lager, ein kleines „Laboratorium“, eine Terrasse in einem Innenhof sowie eine Maschine namens Rosi. „Unsere computergesteuerte Kaffeeröstmaschine haben wir auf diesen Namen getauft. Rosi ist ein Hauptbestandteil unseres kleinen Unternehmens unter der Bezeichnung ‚Collette Coffee Craft‘. Je nach Verbrauch, sprich Verkauf, der natürlich saisonal bedingt schwankt, wird Rosi einmal die Woche auf 180 bis 200 Grad Celsius gebracht. Dann machen wir 14 bis 15 Röstungen zu je 1,5 Kilogramm Kaffee“, so Thomas weiter.

Über tausend Aromen

Den Rohkaffee beziehen Sandra und Thomas hauptsächlich aus Brasilien und Kolumbien, und zwar nur von Kaffeebauern, „deren Hand wir geschüttelt haben“. Sie selbst besuchten diese Bauern und konnten eine Partnerschaft aufbauen, die auf Vertrauen aufgebaut ist. Sie wissen genau, wer die Bohnen geerntet hat, wie sie getrocknet oder gewaschen wurden und wie sie transportbereit gemacht wurden. Sie haben Überblick über den gesamten Ablauf. „Wir richten natürlich auch unsere Bedingungen an die Bauern, die uns beliefern, so lehnen wir zum Beispiel Kinderarbeit auf den Plantagen strikt ab. Das ist ein absolutes No-Go für uns.“

Die verschiedenen in Vianden gerösteten Kaffeesorten können vor Ort verkostet und gekauft werden, ein Online-Verkauf besteht auch (mehr dazu auf www.collettecoffeecraft.lu). Unter der gleichen Adresse gibt es auch Informationen über die Workshops, die das sympathische Paar anbietet. Hier lernt man viele der über tausend möglichen Aromen kennen, die sich im Kaffee verstecken, man bekommt aber auch wichtige Informationen, was die richtige Einstellung einer Siebträgermaschine anbelangt, um nur diese Beispiele zu nennen.

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Roger Infalt

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