Handball / „Rote Löwinnen“ treffen zum Auftakt der EM-Qualifikation auf Island und Schweden
Die luxemburgische Frauen-Handballnationalmannschaft steht vor einer Premiere. Am Mittwochabend steigen die „Roten Löwinnen“ in Hafnarfjördur (21.30 Uhr) in die Hauptqualifikation zur EM 2024 ein. Noch nie zuvor hatten die Luxemburgerinnen diese Stufe erreicht. Zum Auftakt heißt der Gegner Island, ehe am Sonntag (16.00 Uhr) Schweden in der Coque zu Gast sein wird. Es werden zwei große Herausforderungen für die Mannschaft um Kapitänin Tina Welter.
Tina Welter schmunzelt kurz, dann antwortet sie knapp: „Nee.“ Es geht um die beiden anstehenden Länderspiele gegen Island und Schweden und die Frage, ob es für sie einen Unterschied zwischen dem Niveau beider Mannschaften geben wird. „Es sind zwei europäische Topmannschaften, die auf höchstem Level spielen“, erklärte Welter am Montag auf der Pressekonferenz vor dem ersten Doppeltermin in der EM-Qualifikation. „Da ist es egal, ob wir gegen Island oder Schweden spielen.“ Nationaltrainer Alexandre Scheubel geht noch einen Schritt weiter. „Beide Gegner sind sehr stark und uns 1.000-mal überlegen – in allen Bereichen des Spiels: physisch, technisch, taktisch. Dennoch ist es eine große Chance für uns.“
Die FLH-Frauen haben es erstmals über die Vorqualifikation hinausgeschafft und betreten nun mit der Teilnahme an der Hauptphase neues Terrain. „Wir sind jetzt unter Nationen mit einem Topniveau“, so Scheubel. In der luxemburgischen Gruppe 7 sind neben Island und Schweden auch noch die Färöerinseln.
Den Kopf ausschalten
Bei Teamkapitänin Welter ist die Vorfreude auf die Herausforderungen groß: „Wir hatten bisher nie die Möglichkeit, gegen solche Kaliber zu spielen. Wir sind alle stolz, dass wir es jetzt machen können. Die Motivation ist enorm.“
Die neue Erfahrung birgt allerdings auch Risiken, wie Scheubel durchblicken lässt. „Unsere Spielerinnen sind es gewohnt, auf einem Amateur-Niveau zu spielen. Sie trainieren drei- bis viermal pro Woche. Gegenüber werden Profis stehen, die Champions League spielen und bei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen antreten. Sie bestreiten zwischen 70 und 80 Spiele pro Saison und sind robust. Das ist ein physisches Risiko für uns. Je nach Resultat kann auch noch ein mentales Risiko dazukommen.“ Die Ziele der FLH-Auswahl sind auch deshalb an die Überlegenheit der Topteams aus Island und Schweden angepasst und nicht über ein bestimmtes Ergebnis definiert. „Wir gehen nicht mit der Erwartung in diese Begegnungen, ein bestimmtes Resultat zu erreichen“, so Scheubel. Es gehe darum, Kampfbereitschaft zu zeigen und „das umzusetzen, was trainiert wurde“. Und: „Die individuellen und kollektiven Fortschritte der Gruppe stehen im Vordergrund.“
Zudem verlangt Scheubel von seinen Spielerinnen, die Begegnungen zu genießen: „Sie dürfen nicht anfangen zu rechnen und nachzudenken. Auch wenn wir gegen extrem starke und aggressive Mannschaften spielen und es kompliziert wird, müssen sie Spaß haben und den Kopf ausschalten.“
Wir hatten bisher nie die Möglichkeit, gegen solche Kaliber zu spielen. Die Motivation ist enorm.“Teamkapitänin
Ähnlich sieht es Welter. „Es ist eine Chance, dass wir uns überhaupt gegen diese starken Teams messen dürfen“, sagt die 30-Jährige, fordert aber gleichzeitig auch „Zusammenhalt und 60 Minuten Kampf“: „Es wäre wichtig, ihnen nicht von Beginn an hinterherzulaufen, sondern so lange wie möglich mitzuspielen.“
Geduldig sein
Im Auswärtsspiel am Mittwoch in Island wird das Nationalteam dabei auf Lily Melchior, die aufgrund einer Schulterverletzung ausfällt, verzichten müssen. Ersatz hat der Scheubel nicht nachnominiert. „Dafür war das Timing zu knapp“, sagt der 45-Jährige. „Es gab im Juli einen ersten Lehrgang, zu dem ich 28 Spielerinnen eingeladen hatte. Die Gruppe wurde dann Anfang September verkleinert und seitdem arbeite ich mit den 15 gleichen Spielerinnen. Es wäre jetzt zu kompliziert gewesen, eine neue Spielerin zu integrieren, vor allem auf der Demi-Centre-Position.“
Erst vor vier Monaten war Scheubel als neuer Nationaltrainer und Nachfolger von Adrian Stot vorgestellt worden. Die Mannschaft war seitdem aber, rechnet man alle Trainings zusammen, nur während zweieinhalb Wochen zusammen, um die EM-Qualifikation vorzubereiten. Scheubel hat die kurze Zeit im Training genutzt, um vor allem Akzente im Angriff zu setzen – in der Vergangenheit eine der Baustellen der FLH-Frauen. „Wir müssen den Ball lange halten und geduldig sein. Wir wissen, dass wir Tore gegen diese Top-Spielerinnen kassieren werden. Deswegen müssen wir, wenn wir den Ball haben, eine klare Idee haben, was wir damit machen und wie wir einen Angriff ausbeuten können“, erklärt Scheubel. „Die Idee ist, dass wir uns entwickeln und wachsen, um uns bis März dem Niveau der Färöer Inseln anzunähern. Die Doppelkonfrontation mit den Färöer Inseln wird ein wahrer Test werden.“
Zunächst liegt der Fokus aber auf dem Auswärtsspiel in Island am Mittwoch und dem anschließenden Heimduell gegen Schweden am Sonntag in der Coque. Die FLH hofft auf ein Handballfest. Tickets dafür gibt es unter www.tickets.flh.lu
Programm
Am Mittwoch, 21.30 Uhr in Hafnarfjördur:
Island – Luxemburg
Am Sonntag, 16.00 Uhr in der Coque:
Luxemburg – Schweden
28. Februar:
Luxemburg – Färöerinseln
2. März:
Färöerinseln – Luxemburg
3. April:
Luxemburg – Island
7. April:
Schweden – Luxemburg
Kader
Im Tor: Laure Flener (HSG Hunsrück/D), Ines Lopa (Diekirch), Feldspielerinnen: Tania Soberano, Mirela Kozar, Lola Scheuren, Lily Melchior, Amélie Gran (alle Red Boys), Tina Welter, Jenny Zuk, Tea Galic (alle Käerjeng), Dea Dauaj, Sharon Dickes, Kim Wirtz, Laura Willems (alle HBD), Joanne Rodesch (HSG Freiburg/D), Laurence Hoffmann (Diekirch)
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