Fernsehsender / RTL prüft nach gescheiterter Fusion in Frankreich Optionen für M6
Nach der gescheiterten Fernsehfusion in Frankreich lotet RTL Perspektiven für seinen TV-Sender M6 aus. Die Bertelsmann-Tochter müsste einen möglichen Verkauf bis Frühjahr 2023 abgeschlossen haben, lässt sich aber noch nicht in die Karten schauen. „Wir werden uns mit dem Management von M6 zusammensetzen und Optionen für die Zukunft erörtern“, sagte ein Sprecher der RTL Group am Montag nur. Das Unternehmen hatte gemeinsam mit dem französischen Mischkonzern Bouygues am Freitag das Vorhaben abgeblasen, die M6 Group und TF1 zu einem nationalen Fernseh-Champion zu fusionieren. Vorerst vom Tisch ist damit wohl auch ein Zusammengehen von RTL und der bayerischen Senderkette ProSiebenSat.1, das Bertelsmann- und RTL-Chef Thomas Rabe immer wieder ins Spiel gebracht hatte.
Bouygues und RTL zogen die Notbremse, weil angebotene Zugeständnisse der französischen Wettbewerbsbehörde nicht ausgereicht hätten. Demnach hätten die Kartellwächter wohl nur bei einem Verkauf des Hauptsenders TF1 oder M6 grünes Licht gegeben. Damit wiederum sei das Schmieden eines Schwergewichts im französischen Fernseh- und Video-Streaming-Markt – als Antwort auf die globale Konkurrenz von Netflix – strategisch nicht mehr sinnvoll, erklärten die Unternehmen am Freitagabend.
„Es scheint, dass die beiden die für den 17. Oktober vorgesehene Entscheidung vorweggenommen haben, um RTL mehr Zeit zu geben, einen Käufer für seine 48,3-prozentige Beteiligung an M6 zu finden“, sagte Conor O’Shea, Analyst bei Kepler Cheuvreux. Dies sei ja auch der ursprüngliche Plan gewesen, bevor TF1 andere Parteien überboten habe. Die Märkte und die Branche spekulieren bereits über das weitere Vorgehen. Als künftige Interessenten bei einem Verkauf von M6 gelten Vivendi und Italiens MediaForEurope (MFE). Der französische Medienriese und der von der Familie des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi kontrollierte TV-Konzern waren schon zuvor an M6 interessiert. Im Markt wurde auch das Internet-Unternehmen Altice des Telekom-Unternehmers und Milliardärs Patrick Drahi als potenzieller Käufer ins Spiel gebracht. Alle drei Firmen lehnten eine Stellungnahme ab.
Fusion mit ProSiebenSat.1 vorerst kein Thema mehr
„Der Zeitrahmen für die Suche nach einem Käufer bleibt jedoch sehr eng“, sagte Analyst O’Shea. Denn im Frühjahr 2023 wird die Sendelizenz von M6 erneut. Danach darf der Hauptanteilseigner seine Aktien fünf Jahre lang nicht verkaufen. RTL-Eigner Bertelsmann äußerte sich am Montag nicht zu weiteren Plänen. Die Gütersloher hatten die Haltung der französischen Wettbewerbsbehörde kritisiert und dies als verpasste Chance für den französischen Medienmarkt im Wettbewerb mit den globalen Plattformen bezeichnet. Bertelsmann halte aber an der Strategie fest, nationale Medien-Champions zu schaffen.
Auf die Frage, was man bei einem Scheitern der Fusion mit M6 tun werde, hatte RTL-Chef Rabe in der Vergangenheit gesagt, es gebe keinen „Plan B“. Im Reuters-Interview sagte Rabe jüngst, die M6 Gruppe sei nach wie vor hochprofitabel, habe im vorigen Jahr Rekordergebnisse erzielt und ein exzellentes Management. „Wir haben jetzt kein akutes Problem.“ Man habe immer gesagt, man wolle mit TF1 zusammengehen, um sich langfristig besser aufzustellen.
Mit dem Scheitern der Fusion dürften sich weitere Gedankenspiele um ein Näherrücken von RTL mit ProSiebenSat.1 vorerst erübrigen. „Die Logik für den Zusammenschluss von TF1 und MG ist genau die gleiche Logik wie für RTL und ProSiebenSat.1“, sagte Rabe Ende August zu Reuters. Schon damals räumte er ein, dass ein Verbund der beiden deutschen Sender wohl erst einmal vom Tisch sei, sollten die französischen Wettbewerbshüter kein grünes Licht für M6/TF1 geben. „Wenn Frankreich nicht genehmigt werden sollte, dann wären das natürlich keine guten Vorzeichen für Deutschland.“ An der Börse büßten die Aktien von M6 und TF1 jeweils gut zwei Prozent ein. Die RTL-Papiere in Luxemburg sowie die Papiere von Bertelsmann und Bouygues lagen je rund ein Prozent im Minus.
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