Potenzielle Partner / Rückenschmerzen, Kassenzettel und Geldwäsche: Franz Fayot besucht Vivatech in Paris
Luxemburg setzt künftig verstärkt auf Start-up-Betriebe, um seine Wirtschaft weiter zu diversifizieren. In diesem Zusammenhang besuchte Wirtschaftsminister Franz Fayot den Luxemburger Pavillon der diesjährigen Technologiemesse in Paris. Zudem knüpfte er erste Bande in der Suche nach neuen Partnerschaften.
Als Ort, wo „Geschäft und Innovation aufeinandertreffen“ und an dem die „Zukunft der Technik“ gestaltet wird – so wird die diesjährige Vivatech von ihren Organisatoren angepriesen. Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und besuchte am Mittwoch die viertägige Messe mit über 2.500 Ausstellern aus 146 Ländern. Als „le grand rendez-vous“ bezeichnete er die Messe auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. „Ein Ort, an dem man sich zusammenfinden und zusammenarbeiten kann.“ Ein Ort, der Luxemburg sichtbar macht und an dem das Großherzogtum seine Projekte nach außen tragen kann.
Die Themenvielfalt an der Vivatech ist beachtlich: von künstlicher Intelligenz über Klimatechnologien bis hin zu hochmodernen Technologien im Bereich des Sports. Doch die Zeit war knapp und das zu bewältigende Programm lang. So blieb beispielsweise auch keine Zeit für einen kurzen Abstecher bei dem Techgiganten und Twitter-Eigentümer Elon Musk.
Doch letztlich haben nicht nur die USA in puncto Innovation etwas zu bieten. Es sei zur Tradition geworden, dass Luxemburg an der Messe teilnimmt, so Fayot. Bereits zum fünften Mal ist das Großherzogtum bei der 2016 gegründeten Messe vertreten – dieses Mal mit zwölf Ausstellern: 5G-A, Axokit, BIM-Y, FiveOffices, InvestSet, Jobfirst, Mopso, Posture AI, RoomMate, TiQuest, WEO WATER und Zortify. Fayots gemeinsamer Messebesuch mit Fernand Ernster, dem Präsidenten der Handelskammer, sowie Marc Ungeheuer, dem Luxemburger Botschafter in Frankreich, beginnt im Luxemburger Pavillon.
Luxemburgs Vielfalt
Die Luxemburger Aussteller könnten nicht unterschiedlicher sein. Jobfirst bietet Unternehmen eine Anwendung, die das Rekrutieren von neuen Mitarbeitern erleichtern soll. Das Start-up Mopso arbeitet an zwei Ansätzen, um gegen Geldwäsche vorzugehen. FiveOffices lokalisiert und organisiert die Nutzung leerstehender (oder teilweise unbenutzter) Bürogebäude.
Posture AI will die Rückenschmerzen seiner Kunden lindern. Dafür hat das Unternehmen aus Korea eine App entwickelt, die die Körperhaltung seiner Nutzer mittels Sensoren überwacht. Bei einem gekrümmten oder hohlen Rücken wird augenblicklich ein Warnsignal abgesondert. Die Anwendung analysiert zudem die Körperhaltung seiner Nutzer und erstellt daraufhin individuell angepasste Übungen, um langfristig Rückenschmerzen zu lindern.
BIM-Y nutzt Drohnen, Rover und 3D-Scanner, um sowohl das Innere als auch das Äußere von Gebäuden zu scannen. Anschließend wird das ganze Inventar kategorisiert (beispielsweise Lampen, Rohre, Filteranlagen usw.). Zu jedem Objekt gibt es ein Bild und detaillierte Informationen. Darüber hinaus hat BIM-Y eine Austauschplattform für die Wiederverwendung von Rückbaumaterial entwickelt. So kann das von ihnen gescannte und kategorisierte Material beim Abriss eines Gebäudes weiterverkauft und wiederverwertet werden.
Digitale Kassenbons
Auch Alex und Chris, die Gründer des aufstrebenden Start-ups TiQuest, präsentieren ihr Projekt im Luxemburger Pavillon. Ihre Geschichte begann in der Apple Developer Academy in Neapel, wo sie an ihren Kompetenzen im Programmieren, Design und Firmenführung feilten. Täglich nutzten sie die modernsten Apple-Technologien: Sie zahlten ihre Einkäufe und ihr Essen mit Diensten wie Apple Pay oder ihrer Apple Watch. Und am Ende erhielten sie – wie es so üblich ist – ihr Kassenbon aus Papier. Diese Gegenüberstellung modernster Technologie mit „archaischen“ Kassenbons aus Papier gab den Jungunternehmern zu denken. Sie machten es sich zum Ziel, eine bessere, umweltschonendere Lösung zu finden.
Die beiden waren jedoch nicht die einzigen, die an der Digitalisierung von Kassenbons arbeiteten. Die bisherigen Lösungsansätze seien ihrer Meinung nach allerdings noch verbesserungsfähig, da diese sich oft einseitig auf Kunden oder Verkäufer konzentrierten würden. TiQuest hat eine Plug-and-Play-Hardwarelösung entwickelt, die sich in das POS-System (Point of Sale) von Einzelhändlern einfügen und mit dem Ticketdrucker verbinden lässt. Dieses Gerät fängt die Kassenbons ab und überträgt sie dann in Echtzeit an die TiQuest-Server. Kunden können ihre digitalen Kassenbons anschließend über die TiQuest-App einsehen.
TiQuest geht jedoch noch einen Schritt weiter und glaubt, dass Einzelhandelsbetriebe ihre Gewinne durch das Analysieren ihrer Daten erhöhen können. Festgehalten werde wann, wo, was und wie viel eingekauft wurde.
Zusammenarbeit mit Südkorea
Leider reichte die Zeit nicht, um alle Aussteller genauer zu beleuchten, denn nach dem Rundgang der Luxemburger Delegation wohnte Minister Fayot der Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen dem Luxemburger Gründerzentrum Technoport und dem koreanischen Jeju Free International City Development Center bei. Die Erklärung soll ihre Zusammenarbeit sowie bilaterale Unterstützungsprogramme für die Entwicklung innovativer Technologieunternehmen auf den EU-Asien-Märkten stärken. Dieses Kollaborationsversprechen sei infolge von Fayots Geschäftsreise nach Südkorea im November 2022 zustande gekommen.
Technoport
Technoport ist ein technologieorientiertes Gründerzentrum (engl: incubator). Die Aufgabe des Gründerzentrums besteht darin, Einzelpersonen oder kleinen Teams bei der Umsetzung ihrer Projekte zu helfen. Zudem soll es die Gründung und Entwicklung von innovativen und technologieorientierten Unternehmen in Luxemburg fördern und unterstützen. Technoport bietet Unternehmen (auch ausländischen) Zugang zu verschiedenen Ressourcen, wie etwa eine Infrastruktur zum Arbeiten. Zudem hilft Technoport Unternehmern, Kontakte mit Gleichgesinnten zu knüpfen, um so Projekte gemeinsam anzugehen.
In einer anschließenden Pressekonferenz präsentierten Fayot, die Geschäftsführerin von Luxinnovation, Sasha Baillie, der Geschäftsführer von der European Start-up Nation Alliance, Arthur Jordao, der Geschäftsführer von Startup Genome, Jean-François Gauthier, und der Manager von Dealroom, Matthieu Demolin, den neuen Regierungsplan „From Seed to Scale“ zur Förderung von Start-ups in Luxemburg.
„Unique selling points“
Fayot kündigte zudem die finanzielle Beteiligung des Staates an einem neuen Teilfonds des „Digital Tech Fund“ an, um so weiterhin die Entwicklung der luxemburgischen Start-up-Wirtschaft zu fördern. Das Wirtschaftsministerium mache dafür drei Millionen Euro aus seinem eigenen Budget locker. Die „Société nationale de crédit et d’investissement“ (SNCI) beteilige sich wiederum mit einem Betrag von 1,5 Millionen Euro und auch die „Chambre de commerce“ werde als neuer Investor einsteigen.
Der französische Präsident Emmanuel Macron kündigte ebenfalls am selben Tag auf der Vivatech große Investitionen in Start-up-Betriebe an – und eine ähnliche Strategie, um Talente zu anzuziehen. Wie kann Luxemburg da mithalten? Fayot glaubt, dass Luxemburg durchaus ein paar „unique selling points“ zu bieten hat: den Super-Computer MeluXina, sein Engagement in die Cybersecurity, Datenzentren – all das, in einem sehr multikulturellen Setting. Fayot scheint zumindest von dem Erfolg der luxemburgischen Start-up-Ökonomie überzeugt zu sein und glaubt, dass sich das Großherzogtum auf internationaler Ebene durchsetzen kann. „Man sagt, dass wir [Anm. der Red.: Europa] die Inkubatoren der USA sind, das muss aufhören“, meinte Fayot in einer anschließenden Rede am Donnerstag.
Auf der Suche nach potenziellen Partnern
Der Aufbau starker Beziehungen sowie ein reger Austausch auf internationaler Ebene sei eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung des luxemburgischen Start-up-Ökosystems. In diesem Zusammenhang besuchte die Luxemburger Delegation am Donnerstag das Hauptquartier des Innovationszentrums Paris&Co.
Die Luxemburger Delegation wollte mehr über die Aktivitäten von Paris&Co erfahren und sich über bewährte Praktiken bei der Begleitung von Start-ups austauschen. Auch das Schließen einer möglichen Partnerschaft stand im Raum.
Darüber hinaus präsentierten die drei Luxemburger Start-ups FiveOffices, DataThings und Passbolt, die hoffen, auf dem französischen Markt Fuß fassen zu können, ihr Produkt. Im Gegenzug stellten drei französische Start-ups (Electra, ERS – Ecosystem Restoration Standard und Greenscope) ihr Produkt vor, mit dem Gedanken, nach Luxemburg und in die Großregion zu expandieren.
Darauf folgte ein Besuch bei SATT Lutech, die an die Sorbonne angegliedert ist. Die Reifung von Erfindungen, die aus den Laboren der Sorbonne hervorgegangen sind, ist das Kerngeschäft von SATT Lutech. Sie versucht, die innovativen Technologien ihrer akademischen Anteilseigner durch die Vergabe von Nutzungslizenzen an Unternehmen in die Industrie zu transferieren. Auch in diesem Fall wurde über eine mögliche Kooperation mit der Universität Luxemburg geredet.
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Alt ërem een Ausflug deen absolut dreimol neischt bréngt,
typësch fir deen sozialisteschen Parvenu.
„Ausstellern: 5G-A, Axokit, BIM-Y, FiveOffices, InvestSet, Jobfirst, Mopso, Posture AI, RoomMate, TiQuest, WEO WATER und Zortify. “
Alle echte luxemburgische Startups?
Kaum zu glauben. Wenn’s nicht klappt sind alle ab.
Man sollte alle genau im Auge behalten. Es wurden bereits schlechte Erfahrung mit Startups gesammelt, als frischgebackener Master.