Umwelt / Ruhe bewahren: Organisation „natur&ëmwelt“ informiert über Umgang mit Wespen und Co.
Gebrannte Mandeln, Gegrilltes und Zuckerwatte: Jedes Jahr lockt die „Fouer“ in Luxemburg mit den dort angebotenen Leckereien nicht nur viele Besucherinnen und Besucher, sondern auch ungebetene Gäste an: Wespen. Sie sind in der Zeit rund um die Schobermesse besonders aktiv. Grund genug für die Umweltschutzorganisation „natur&ëmwelt“, den fliegenden Insekten eines ihrer sogenannten „Open Meetings“ zu widmen und Biologin Lieke Mevis die Fragen von Interessierten beantworten zu lassen.
Ein warmer Sommerabend Ende August. Die Hitze hat sich an diesem Donnerstag gegen 18.30 Uhr noch nicht vom hauptstädtischen Glacis verzogen. Gleich gegenüber vom Haupteingang der Schobermesse stehen mehrere Mitarbeiterinnen von „natur&ëmwelt“. Eine von ihnen ist Biologin Lieke Mevis, die bei der dritten Ausgabe der sogenannten „Open Meetings“ – lockeren Treffen, bei denen mit Expertinnen und Experten über Artenschutz und Biodiversität diskutiert wird – Teilnehmenden ihre Fragen rund um das Thema Wespen beantwortet.
Einer von ihnen wiederum ist Paul Zens. „Ich interessiere mich für Naturthemen und bin hergekommen, um mehr über Bienen sowie Wespen zu erfahren“, erzählt der 57-Jährige aus der Hauptstadt, der sich beruflich und politisch für die Umwelt engagiert. In seinem Garten hat er letztes Jahr ein Nest entdeckt und war sich nicht sicher, von welchem geflügelten Insekt dieses stammt: „Sie hatten im Boden gebaut. Während einer Nacht wurde das Nest irgendwie zerstört und ich habe dann festgestellt, dass da eine kleine Höhle unter dem Boden war.“ Beim „Open Meeting“ wird Lieke Mevis ihm an diesem Abend erklären, dass es sich in seinem Garten höchstwahrscheinlich am Boden nistende Wespen in einem einstigen Fuchsbau gemütlich gemacht hatten.
So einige Aussagen der Biologin rufen im weiteren Verlauf des Treffens Erstaunen bei ihren Zuhörerinnen und Zuhörern hervor. Zum Beispiel, dass Ameisen und Wespen eng miteinander verwandt sind. „Das sind quasi Wespen ohne Flügel“, erklärt Lieke Mevis, nachdem sich die Gruppe in der Nähe der Schobermesse zu einem grauen Mülleimer im Stadtpark begeben hat. Denn dort kann die begeisterte Biologin in Ruhe ihr Wissen teilen – und: dank Hilfe der Teilnehmenden eine Biene und eine Wespe einfangen, diese für einen kurzen Moment in durchsichtige, mit Lupen versehene Behälter einschließen, um den Unterschied zu erläutern.
Kleinere Wespen
„Wespen sind ‚knätschgiel’, während Bienen eher bräunlich sind. Sie sind auch knuffiger und pelziger“, beschreibt Lieke Mevis. In puncto Aussehen konnte man in diesem Sommer feststellen, dass die Wespen erstaunlich klein waren. „Bei den hohen Temperaturen waren die Arbeiterinnen mit dem Kühlen des Baus beschäftigt und hatten weniger Zeit, um für die Larven auf Nahrungssuche zu gehen“, erklärt dazu die Biologin. Mit der Folge, dass die Insekten nicht wachsen konnten. Durch die Hitze hat ihr Lebenszyklus eher begonnen und so sind sie den Menschen in diesem Jahr bei der Nahrungssuche schon früher auf die Pelle gerückt.
Auf der Suche nach Proteinen für ihre Larven sowie Energie für die eigene Fortbewegung fliegen Wespen einerseits auf Fleisch und manchmal Käse, aber auch auf Süßes wie Desserts, Fallobst und Saft. Wenn sie dabei aufgeregt umherschwirren, löst das bei vielen Unbehagen oder sogar richtige Panik aus. Die Mitarbeiterin der gemeinnützigen Vereinigung erklärt allerdings, dass das kein Zeichen von Nervosität ist, sondern: „Wenn Wespen sich etwas ansehen wollen, das sich nicht bewegt, ist es evolutionsbedingt so, dass sie in Bewegung sein müssen – um scharf sehen zu können.“
Für den Umgang mit dem vermeintlich aggressiven Insekt lautet der Rat: Ruhe bewahren. Denn: „Sie sind eigentlich gar nicht an uns interessiert. Eine Wespe, die ganz ruhig über meinen Arm krabbelt, ist bestimmt nicht gestresst. Wer sich traut, kann diese sogar ganz langsam wegschieben. Man darf sie dabei nur nicht quetschen“, warnt die Biologin. Denn wenn das passiert, wollen die Insekten sich verteidigen – und stechen zu. „Ich weiß, dass es schwerfällt, ruhig zu bleiben – vor allem, wenn man sich noch an den letzten Stich erinnert“, sagt Lieke Mevis, die sogar gelassen bleibt, als eine Wespe vor ihren Augen herumschwirrt.
Hilfreiche Tipps
Dass auch Tage nach einer unschönen Begegnung mit einer Wespe und trotz Kühlung die Einstichstelle noch gerötet sein und jucken kann, ist laut Lieke Mevis eine normale Reaktion auf das Gift. Bei einer Allergie allerdings schwellen die Schleimhäute an oder es kommt gar zu einem anaphylaktischen Schock. In dem Fall gilt es, sofort einen Notarzt zu rufen. Meist hätten Menschen, die wissen, dass sie unter einer Überempfindlichkeit des Immunsystems leiden, aber auch ein entsprechendes Medikament für Notfälle dabei. Die Biologin erinnert allerdings daran, dass sich eine Allergie auch erst im Laufe des Lebens entwickeln kann.
„So oder so sollte man einfach vermeiden, gestochen zu werden“, sagt Mevis und hat dann auch gleich nützliche Tipps parat, damit es gar nicht erst so weit kommt: „Bevor man draußen isst, kann man – je nach Platz – etwa vier, fünf Meter vom Tisch entfernt Stücke von beispielsweise einem reifen Apfel hinlegen. Als Ablenkfütterung. Das funktioniert am besten, wenn man das immer kurz vor dem Essen macht und stets am gleichen Ort.“ Ein anderer Tipp, der sich bei einem Test von der Redaktion bewährt hat: Einfach einen Topf mit einer Basilikumpflanze auf den Tisch stellen. Denn Wespen sollen den Duft des Küchenkrauts nicht mögen.
Austausch in lockerer Runde
Seit diesem Jahr organisiert die Naturschutzorganisation „natur&ëmwelt“ an jedem letzten Donnerstag eines Monats sogenannte „Open Meetings“. Unter dem Titel „Let’s talk about nature“ sollen Interessierten dabei in lockerer Atmosphäre Themen zum Artenschutz sowie zur Biodiversität nähergebracht werden. Gewöhnlich sind die Treffen mit Expertinnen und Experten in einem Café in Luxemburg-Stadt – mit Ausnahme der dritten Ausgabe, die am Donnerstagabend in Nähe der Schobermesse abgehalten wurde. Das Angebot ist kostenlos und funktioniert ohne Anmeldung. Das kommende „Open Meeting“ am 29. September richtet sich vor allem an jüngere Menschen, die sich für den Naturschutz engagieren wollen. Mehr Informationen dazu und zu folgenden Veranstaltungen gibt es unter der Telefonnummer 29 04 04-1 und in den sozialen Medien auf den Seiten von „natur&ëmwelt“.
Lebensmittel und Getränke sollten zudem erst unmittelbar vor dem Essen nach draußen getragen und wenn möglich abgedeckt werden. Bevor man einen Schluck von etwas nimmt, zuerst überprüfen, ob keine Wespe im Glas oder Strohhalm ist. Nach dem Essen gilt es dann, den Tisch schnell wieder abzuräumen. Möglicherweise hilft es auch, sich Folgendes vor Augen zu halten: „Wespen sind ein nützlicher Teil unseres Ökosystems. Sie fangen selbst Insekten und sorgen so dafür, dass bestimmte Arten sich nicht zu sehr ausbreiten. Sie sind aber auch Nahrungsquelle für kleinere Säugetiere oder Vögel. Und: Auch sie bestäuben Blumen. Sie mögen nervig sein, aber man kann damit umgehen“, so das Fazit der Biologin.
Bald vorbei
Murad Wisniewski aus Luxemburg-Stadt hat während des Treffens eine Antwort auf die Frage erhalten, wie er sich in der Nähe der fliegenden Insekten verhalten soll. Der 43-Jährige selbst hat keine Angst vor Wespen und Co.; anders sieht es da allerdings bei seinem Kind aus, das vor kurzem gestochen wurde. „Nun habe ich noch mal aus der Fachperspektive gehört, dass man ruhig bleiben und vor allem darauf achten soll, die Tierchen nicht zu quetschen“, erklärt Murad Wisniewski nach dem Treffen und schwingt sich auf sein Rad, um den Nachhauseweg anzutreten.
Sein Kind – und andere Menschen mit großer Angst vor den Tieren – wird es wahrscheinlich freuen, dass der Höhepunkt der Wespensaison jetzt vorbei ist und die schwarz-gelben Insekten schon bald sterben. „Wir sind fast am Ende und mit dem ersten Temperatureinbruch dürfte es jetzt schnell vorbei sein“, so Lieke Mevis. Lediglich die Jungkönigin geht in die Winterstarre und wird im Frühling nach einem geeigneten Ort zur Gründung eines neuen Volkes suchen. Mehr Informationen zum Thema gibt es bei der Wespenberatung von „natur&ëmwelt“ unter der Telefonnummer 29 04 04 344 oder per Mail an: berodung@naturemwelt.lu.
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Vermissen sie den Dodo? ( flugunfähiger Vogel,ausgestorben vor 80 Jahren+-) 99,9 % allen Lebens ist ausgestorben bis heute. Sollen wir uns um eine „Pest“ wie Wespen,die alles attackieren was ihnen im Wege steht Sorgen machen? Ich wurde nach 20 Stichen „sonderbehandelt“ sonst wäre ich hinüber.Also bitte,Frau Mevis. Erzählen sie uns was Schönes.