Tageblatt-WM-Kolumne / Ruhe? Von wegen: Über Blockbuster, Basketball und Fußballbingo
WM: Eine Zeit zwischen Blockbuster, Basketball und Fußballbingo.
Eigentlich wollte ich ja hier über den neuesten Blockbuster aus La La Land schreiben, über Gianni, auch bekannt als „Dr. No Love“: Eine Mischung aus Lex Luthor und dem Grinch, der gekommen war, um den Fußball zu stehlen. Ein erstklassiger Hollywood-Bösewicht, der eine Phobie gegen Liebe und Regenbögen hat. So muss in Katar auch alles Bunte dran glauben – Kapitänsbinden, Fanmützen und sogar regionale brasilianische Flaggen. Nächster Schachzug: Die Live-Übertragung wird auf Schwarzweiß umgestellt, damit auch das Schuhwerk auf dem Platz – eine Vielfalt aus Rosa, Rot, Gelb, Blau, Grün, Orange – nicht doch noch als unerwünschte Geste gewertet werden kann. Da aktuell aber noch kein Superheld in Sicht ist, der diesem Schrecken endlich ein Ende bereitet, sage ich hier einfach mal „to be continued“, noch sind ja 23 Tage Zeit.
Ich muss ja zugeben, dass ich inzwischen trotz einer ganzen Menge Basketball – ja, meine sportliche Leidenschaft gilt eher dem orangefarbenen Ball – doch mehr von diesem famosen Turnier mitbekommen habe, als ich dachte. In einer Sportredaktion lässt sich dies nicht vermeiden, doch wenn dich dann dein Zweijähriger zu Hause mit dem Schlachtruf „Mexiko, Mexiko“ empfängt, dann weißt du wirklich, dass WM-Zeit ist. Wie er drauf kommt? Gute Frage? Vielleicht, weil Torhüter Ochoa die gleiche Frisur wie Mama trägt.
Eigentlich hatte ich mich wenigstens daheim auf eine ganze Menge Ruhe eingestellt, meine WM-freie Insel. Doch da hatte ich die Rechnung ohne meinen „Mannschaft“-Fan gemacht. Ich kann ja sowieso nicht verstehen, wie es ist, bei einer WM dabei zu sein. Touché! Ich gebe zu, richtiger Anhänger eines Teams bin ich wirklich nicht. In den letzten Jahren nahm das Fußballinteresse zu Hause wirklich ab, Arminia und FC mal ausgeschlossen. Freude auf die WM? Nicht vorhanden. Doch am Mittwoch kam der Fan zur falschen Zeit nach Hause, pünktlich für die letzten 15 Minuten, und da ging der Blick dann doch Richtung TV. Und es eröffnete sich ein Feuerwerk an Sprüchen, die ich doch irgendwie vermisst hatte: „Flickenteppich“, „Der hat ’ne Ausstrahlung wie ’ne Telefonzelle“ oder „Stell doch Uli Stielike ein, dann kann man wenigstens übers Sakko reden“ – nur einige meiner Favoriten. Ich glaube, ich muss wirklich mein Fußballbingo wieder auspacken!
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