Editorial / Ruhiges Fahrwasser in Sicht: Zukunft der CMCM liegt in den Händen der „Mutuelles“
Die CMCM hat sich für den Neustart entschieden. Angesichts der Alternativen war das die einzig vernünftige Wahl. Dennoch müssen sich alle Beteiligten die Frage gefallen lassen, warum eine ähnliche Lösung nicht bereits vor Wochen gefunden werden konnte.
Die CMCM-Mitglieder haben fast einstimmig entschieden, den Verwaltungsrat der CMCM abzuwählen. Mit einer Gewichtung von 120 Ja-Stimmen und einer einzigen Enthaltung war die Message klar: Weiter wie bisher? Auf keinen Fall. Der Auftrag, der an den geschäftsführenden Verwaltungsrat erging, ist ebenso deutlich: Klare Statuten und Strukturen, die eine solche Pattsituation, in der sich die CMCM heute befindet, möglichst vermeiden. Das scheinen sowohl Gilbert Goergen als auch André Heinen verstanden zu haben, wie die gemeinsame Stellungnahme nach der CMCM-Mitgliederversammlung zeigt.
Die beiden Streithähne zeigen also Einsicht. Angesichts des Imageschadens, den die CMCM in den vergangenen Wochen erlitten hat, kommt diese jedoch etwas spät. Dass der Streit überhaupt erst durch ein Votum der „Mutuelles“ beigelegt werden konnte, zeigt auch, dass es hinter den Kulissen weit weniger harmonisch zugeht, als jetzt nach außen vermittelt werden soll.
Sollte es nämlich stimmen, dass weder André Heinen noch Gilbert Goergen eine derartige Eskalation gewünscht haben, bleibt weiterhin offen, auf wessen Treiben die jetzige Situation denn zurückzuführen ist. „Wenn es nur an uns beiden gelegen hätte, wäre es wohl einfacher gewesen“, meinte André Heinen. Jedoch habe es „Strömungen gegeben“, aufgrund derer Informationen an die Öffentlichkeit gelangt seien, woraus sich in der Folge eine gewisse Eigendynamik entwickelt habe.
Auch ist die weiterhin offene Klage von André Heinen ein Indiz dafür, dass trotz einvernehmlichen Beschlusses noch längst nicht alles geklärt ist. Einerseits ist das Urteil wohl nötig, um juristische Klarheit über all jene Entschlüsse zu schaffen, die zwischen dem 7. Februar und dem 18. April im Verwaltungsrat getroffen wurden. Andererseits: Wäre die Stimmung tatsächlich so einvernehmlich wie nach außen dargestellt, würde man sich auch in dem Punkt intern einigen. Umso mehr, als Goergen und Heinen beide bescheinigen, dass keine Entscheidungen mit großer Tragweite in dem Zeitraum getroffen wurden.
Wenn weder der alte noch der neue Präsident diese Eigeninteressen im Verwaltungsrat in Schach halten können, ist eine Neuzusammensetzung dieses Gremiums der einzige richtige Schritt. Aufgrund weniger Kandidaturen wäre der Verwaltungsrat nach der Mitgliederversammlung am Donnerstag der gleiche geblieben, die Diskussionen dadurch nicht abgeebbt. Das scheinen beide Ex-Präsidenten der CMCM verstanden zu haben. Nun liegt der Ball bei den „Mutuelles“: Für die anberaumte Neuwahl des Verwaltungsrates im Juni können sie den Verwaltungsrat nach ihrem Geschmack neu aufstellen. Erst dann wird sich zeigen, ob die CMCM nachhaltig aus den Schlagzeilen verschwinden kann – oder der Streit auf ein Neues entfacht wird.
- Von Dynamik und Statik: Xavier Bettels Europa- und Außenpolitik braucht neue Akzente - 19. November 2024.
- CSV und DP blicken auf ereignisreiches Jahr zurück - 18. November 2024.
- „déi Lénk“ sieht von „Interessenkonflikten durchsetzte“ Institution - 13. November 2024.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können.
Melden sie sich an
Registrieren Sie sich kostenlos