Insenborn / Ruine neben Ferienzentrum: Esch/Alzette lässt in Esch/Sauer ein Gebäude verkommen
Böse Zungen könnten behaupten, Esch würde seinen rauen Charme vom Süden in den Norden exportieren. Doch in Insenborn kann darüber kaum jemand lachen. Dort, im schönen Stauseeort, lässt die Südstadt ein Gebäude verkommen.
Die Geschichte geht lange zurück: Die Gemeinde Esch/Alzette öffnete 1966 ein Ferien- und Schulzentrum in
Insenborn. Seitdem verbrachten eine Vielzahl von Lehrern und Lehrerinnen mit ihren Schulkindern dort großartige Tage am Ufer des Stausees. Im Laufe der Zeit erwarb die Gemeinde Esch/Alzette zudem ein Gebäudekomplex, das auf dem Nachbargrundstück des Ferienzentrums steht. Seit Jahren fristet dieses Gebäude nun ein desolates Dasein und sorgt für Dissonanzen zwischen den Gemeinden Esch/Alzette und Esch/Sauer, zu der Insenborn gehört.
Im Jahr 2008 wurde das Hauptgebäude des Ferienzentrums „Jules Schreiner“ geschlossen und renoviert. Seit Mai 2011 steht es wieder den Schulklassen zur Verfügung. So preist die Gemeinde Esch/Alzette ihr Ferienzentrum auf der betreffenden Internetseite auch ordentlich an: „Das ‚Centre de vacances Jules Schreiner‘ liegt in Insenborn (3, rue Bonnal). In nur fünf Minuten zu Fuß steht man am Ufer des Stausees. Zum
Touristenstädtchen Esch/Sauer sind es fünf Kilometer. Die Fusionsgemeinde Esch/Sauer ist Teil des Naturparks ‚Öewersauer‘. Aus Esch/Alzette kommend beträgt die Anfahrtszeit ungefähr eine Stunde. Im Park ums Haus findet man einen Spielplatz mit Rutschbahn und Schaukeln, eine Gleitbahn, eine große Wiese mit zwei Fußballtoren und ein überdeckter Grillplatz mit zwei Feuerstellen.“
Ein schöner Ort – wäre da nicht …
Ein schöner Ort zum Spielen, Lernen und Ausspannen also, wäre da nicht das arg in die Jahre gekommene Nebengebäude, das die Gemeinde Esch/Alzette vor vielen Jahren erstand und weitervermietete. Ein genaues Kaufdatum konnte uns Bautenschöffe Martin Kox („déi gréng“) auf Anhieb nicht sagen.
Heute erinnern nur noch Werbetafeln an der Fassade des Gebäudes an den Mieter, der dort unter dem Namen „Jimmy“ ein Restaurant betrieben hat. Zudem gab es noch einige Hotelzimmer im Haupt- und auch im angebauten Nebengebäude. Im Jahr 2011 wurden dort mehrere Antragsteller für internationalen Schutz (DPI) untergebracht. „Das geschah damals auf Initiative des Mieters und nicht der Gemeinde, wie fälschlicherweise oft behauptet wird“, sagte Kox am vergangenen Donnerstag dem Tageblatt.
„Es ist skandalös“
Wenige Jahre später machte das Restaurant dicht und das gesamte Areal verwahrloste zusehends. Zudem war die Sicherheit für die dort lebenden Menschen nicht mehr gewährleistet. So mussten sie kurzfristig anderweitig untergebracht werden. Im Februar/März 2021 verließen die letzten Flüchtlinge die Bleibe, die zu dem Moment bereits in einem skandalösen Zustand war. In den beiden vergangenen Jahren hat sich das Gebäude nun in eine wahre Ruine verwandelt. „Es ist ein Schandfleck, der zudem direkt an der Einfahrtstraße zu unserem Dorf und auch zu dem Ferienzentrum für Schulkinder liegt“, sagt ein Anrainer gegenüber dem Tageblatt. „Es ist skandalös, dass hier vonseiten des Besitzers nichts unternommen wird.“
Da der Aufenthalt im oder auch um das Gebäude herum zunehmend gefährlicher wurde, wurden die Türen und Fenster in der Zwischenzeit verbarrikadiert und das gesamte Areal wurde vergangenes Jahr sogar mit einem hohen Gitterzaun umringt. Doch mehr passierte bisher nicht. „Wir haben bereits mehrmals bei der Gemeinde Esch/Alzette reklamiert“, so der Bürgermeister der Gemeinde Esch/Sauer, Marco Schank (CSV), auf Anfrage hin. „Wir werden das auch weiterhin tun, denn die Situation muss schnellstens entschärft werden, zumal diese Ruine gleich an das Ferienzentrum grenzt.“
Auf die Frage, ob es denn Pläne gäbe, was mit dem Areal passieren soll, meinte Schank: „Darüber wurden wir bisher nicht in Kenntnis gesetzt. Es ging schon mal die Rede, dass es wohl Pläne seitens der Gemeinde Esch/Alzette geben soll, doch dann hieß es wieder, dass kein Geld zur Verfügung stehe, beziehungsweise dass man andere Projekte prioritär behandeln müsse.“
Vorrang für andere Projekte
Auf die rund 400.000 Euro angesprochen, die im Haushalt 2022 der Gemeinde Esch/Alzette für das erwähnte Gebäude in Insenborn eingetragen waren, gab uns der grüne Bautenschöffe der „Minettemetropole“ zu verstehen, dass dieses Geld anderweitig eingesetzt werden müsste. Allein 40.000 Euro seien im letzten Jahr für die Sicherheitsmaßnahmen, sprich unter anderem für den obenerwähnten Sicherheitszaun rund um das in sich zusammenfallende Gebäude, ausgegeben worden. Im Budget dieses Jahres gehe keine Rede von einem Projekt in Insenborn. „Wir haben zurzeit dermaßen viele andere Projekte, die wir vorrangig finanzieren und realisieren müssen“, so Kox.
Der Escher Oppositionsrat Laurent Biltgen („déi Lénk“) hatte die Ruine in Insenborn im vergangenen Jahr während der Haushaltsdebatten der Gemeinde Esch/Alzette angesprochen, scheinbar ohne Gehör zu finden. Als Lehrer sei er bereits öfters mit einer Schulklasse im Ferienzentrum „Jules Schreiner“ gewesen, so Biltgen am vergangenen Freitag gegenüber dem Tageblatt. Zum einen könnten Kinder dort herrliche Tage in einer ebenso herrlichen Natur verbringen, zum anderen gebe dieses Zentrum auch sozial schwachen Kindern die Möglichkeit zu einem Ferienaufenthalt. „Wir sollten dies keinesfalls aufs Spiel setzen und wir sollten als Gemeinde zudem dafür Sorge tragen, dass wir in Insenborn ein besseres Bild abgeben als das, was zurzeit dort vorherrscht.“
Inzwischen sind Teile des Gebäudes bereits in sich zusammengefallen. Im Vorhof stehen noch Gasflaschen herum, Garagentüren wurden mit schweren Eisenstangen blockiert und überall liegen Steinbrocken und Fassadenteile herum. Das Dach eines Nebengebäudes krächzt bereits bei leichtem Wind. „Dat ass e richtegt Ratelach“, so ein vorbeiziehender Spaziergänger kopfschüttelnd. „Das Mindeste, was man vom Besitzer erwarten könnte, ist der Abriss dieser Bruchbude.“ Und die Frau an seiner Seite fügt noch hinzu: „Anstatt ihre Schulkinder hierher zum Lernen zu schicken, sollten die Gemeindepolitiker vielleicht selbst einmal den Weg nach Insenborn finden.“
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Kee Waack soll do investeiert gin. Leiwer alles an Escher Wunnraum stiechen. D’Eisleecker kennen d’Areal gaeren zereeckkaafen, awer zum marchés Preiss!