Ukraine-Krieg / Russland wirft USA und NATO Kriegsbeteiligung vor
Bei seinen Anschuldigungen an den Westen verweist Russlands Außenminister Lawrow auf Waffenlieferungen und Ausbildung ukrainischer Soldaten. Die OSZE zeigt sich in einer ersten Reaktion geschlossen.
Russland wirft den USA und der NATO insgesamt eine Kriegsbeteiligung in der Ukraine vor. Mit der Lieferung von Waffen und der Ausbildung ukrainischer Soldaten sei der Westen an dem Konflikt direkt beteiligt, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), der Russland angehört, sei vom Westen gekapert worden. Die Außenminister der OSZE mit insgesamt 57 Staaten aus Europa, Zentralasien und Nordamerika setzten ihre Beratungen im polnischen Lodz fort. Dabei stand der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine im Vordergrund.
Lawrow selbst war bei dem Treffen in der zentralpolnischen Stadt nicht anwesend. Bei seiner Pressekonferenz warf er dem Westen vor, die OSZE zu verschmähen und nicht als Brücke zu Russland zu nutzen. Die „rücksichtslose Erweiterung“ der NATO habe die Grundprinzipien der OSZE entwertet. Auch die Ukraine gehört der Organisation an. Die Regierung in Kiew will Russland ausschließen. Die OSZE sei auf einem „Highway zur Hölle, weil Russland ihre Regeln und Prinzipien missbrauche“, erklärte Außenminister Dmitry Kuleba auf Twitter.
Die OSZE entstand infolge der politischen Entspannung der frühen siebziger Jahre. Die sogenannte Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wurde in Helsinki am 1. August 1975 unterzeichnet und brachte die OSZE auf den Weg. Sie soll als Forum für Dialog und Verhandlungen zwischen Ost und West fungieren.
Kein Strom in Cherson
Lawrow verteidigte zugleich das aktuelle russische Vorgehen in der Ukraine. Mit dem gezielten Raketenbeschuss der Energie-Infrastruktur versuchten die russischen Streitkräfte weitere Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine zu unterbinden, betonte der Außenminister. Die seit Wochen anhaltende Zerstörung von Kraftwerken und Leitungen führt dazu, dass Millionen Menschen in der Ukraine ohne Heizung, Strom und Wasser sind, was mit dem einsetzenden Winter verheerende Folgen hat. Die Ukraine und die NATO werfen Russland deshalb erneut vor, Kriegsverbrechen zu begehen, was die Regierung in Moskau zurückweist.
Die südukrainische Stadt Cherson ist nach Aussagen des dortigen Regionalgouverneurs nach russischem Raketenbeschuss ohne Strom. Erst in der vergangenen Woche war die Stadt wieder mit Elektrizität versorgt worden, nachdem sie Anfang November von ukrainischen Truppen nach mehrmonatiger russischer Besetzung zurückerobert worden war. Angriffe durch Russland seien dafür verantwortlich, dass Cherson abgeschnitten sei von der Stromversorgung, schrieb Gouverneur Jaroslaw Januschewitsch auf Telegram. Es werde daran gearbeitet, das Problem zu lösen.
Leise Hoffnung
Mehr als 1.300 Kriegsgefangene sind seit der russischen Invasion zurück an die Ukraine übergeben worden. Nach einem neuen Gefangenenaustausch mit Russland am Donnerstag seien insgesamt „schon 1.319 Helden nach Hause zurückgekehrt“, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Onlinedienst Instagram. Laut Präsidentenberater Andrij Jermak wurden bei dem jüngsten Gefangenenaustausch 50 Ukrainer übergeben. Russlands Verteidigungsministerium erklärte, es habe ebenfalls 50 Kriegsgefangene entgegengenommen. Bei einem Treffen mit dem Roten Kreuz im Oktober hatte Russland angegeben, etwa 6.000 Ukrainer in Kriegsgefangenschaft zu halten.
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