/ Sabine Lessnig ist für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt worden: „Damit jede Katze ihr Deckelchen findet“
Die Stadt Düdelingen hat dieses Jahr 25 Ehrenamtliche für ihren persönlichen Einsatz mit dem „Prix du bénévolat“ ausgezeichnet. Sabine Lessnig schenkt ihre Zeit den Katzen. An sechs Tagen die Woche ist sie im Düdelinger „Asile pour animaux régional“ aktiv.
Sabine Lessnig war lange Zeit überhaupt kein Katzenmensch: „Das war ein Fremdwort für mich.“ Bis vor zwölf Jahren kannte sie nicht viel über Katzen. Damals, nach dem Bau ihres Hauses, sei sie auf der Suche nach einem Haustier gewesen, erzählt Sabine, die „ihre“ Katzen beim Besuch des Tageblatt im Tierheim stets im Blick hat. Ein Hund sei damals nicht in Frage gekommen, da die nötige Zeit nicht da war. Schließlich entschied sie sich für Katzen. Gleich zwei zogen daraufhin bei Sabine ein. Als eine der beiden nach ein paar Jahren starb, machte sich Sabine auf die Suche nach einer neuen. Hierbei stieß sie auf das Düdelinger Tierheim, das es ihr sofort angetan hatte. „Ich habe ganz naiv gefragt, ob ich etwas helfen könnte.“ Da wurde ihr vorgeschlagen, dass sie ab und an die Katzen streicheln könnte. „Und heute vermittle ich Katzen“, so die 56-Jährige. Inzwischen ist sie zuständig für den Katzenbereich und mindestens vier Stunden täglich, an sechs Tagen die Woche, vor Ort.
Zurzeit befinden sich um die 30 Katzen im Düdelinger Tierheim. Das ist laut Sabine nicht viel. Es können bis dreimal so viele sein. Von Juni bis September herrscht Hochbetrieb. Einige sind nur zu Gast da, solange ihre Besitzer im Urlaub sind. 90 Prozent der zu vermittelnden Tiere sind Freigänger und irgendwo aufgelesen worden. Viele sind nicht sehr menschenbezogen und lassen sich nicht gerne streicheln.
Pro Jahr vermittelt das Tierheim um die 350 Katzen. Sabine weiß zu jedem Tier eine Geschichte zu erzählen und kennt die einzelnen Bedürfnisse sowie die Charaktereigenschaften der Katzen. Es sei wichtig, die Fellnasen so gut wie möglich einschätzen zu können, damit sie an die richtige Familie vermittelt werden. „Die Chemie muss stimmen“, so die 56-Jährige.
Einmalige Momente
Sabine arbeitet bei der Cargolux. Ihre Tätigkeit im Tierheim hat sich in der Zwischenzeit auf ihrer Arbeitsstelle herumgesprochen. „Ich war gerade dabei, etwas am Computer zu tippen, als mir ein Karton mit einer Katze vor die Nase gestellt wurde.“ Das Tier befand sich in einem desolaten Zustand. Es wurde in einem der Flugzeuge gefunden. Sechs Wochen lang soll die Katze als blinder Passagier mitgeflogen sein. Während des Fluges von La Réunion nach Paris war sie aus der Transportbox entwischt. Nachdem das Tier 14 Tage lang aufgepäppelt wurde, konnte es der Besitzerin überbracht werden. Diese hatte sich bereits damit abgefunden, dass sie ihre Katze nie mehr wiedersehen würde. „Das sind die außergewöhnlichen und im Nachhinein sehr schönen Momente“, sagt Sabine sichtlich berührt.
Den „Prix du bénévolat“ sieht sie als Dank der Öffentlichkeit. „Es ist eine Anerkennung für die Zeit und das Geld, das wir investieren.“ Es sei schön, dass die Düdelinger Gemeinde dies honoriere.
Das Tierheim könnte noch weitere Hilfe gebrauchen. Doch bei Bewerbern sei man selektiver geworden. Man wolle eben auf Nummer sicher gehen, dass die Menschen es auch wirklich wollen. Viel Freizeit investiert Sabine in das Tierheim. Viel Zeit, um in Urlaub zu fahren, bleibt ihr nicht. Doch das sei nicht schlimm. Abschalten könne sie in ihrem Zuhause in Monnerich. „Mein Haus ist mein Urlaub.“ Sie selbst besitzt vier Katzen. Wenn sie mal für einige Tage wegmuss, dann gehen die Tiere, wie soll es auch anders sein, ins Tierheim. Über 30 Ehrenamtliche helfen im „Asile d’animaux“ mit. Viele sind mehrmals pro Woche da, andere wiederum nur einmal. Neben Sabine sind noch zwei weitere Helfer durchgehend im Einsatz.
Zwischen den Zeilen
Ihr ist vor allem wichtig, die richtige Katze an die richtige Familie zu vermitteln. „Jede Katze ist anders. In all den Jahren habe ich sicher Tausende gesehen, nur ganz wenige haben sich charakterlich wirklich geähnelt.“ Es nehme viel Zeit in Anspruch, die Katzen kennenzulernen, „damit jede ihr Deckelchen findet“. Und die Besucher wollen natürlich wissen, woher eine Katze kommt, was sie braucht und wo sie hinmöchte. Deswegen müsse die Internetseite stets aktualisiert werden. Darauf dass die Homepage immer auf dem neuesten Stand ist, ist Sabine stolz. Hinter dem Ganzen stecke auch eine enorme Verwaltungsarbeit. Das Tierheim finanziere sich ausschließlich über Spenden. Medikamente müssten gekauft werden genauso wie Futter. Nicht zu vergessen sämtliche Reparaturarbeiten, die man, so weit es geht, selbst durchführe. Die Adoptionskosten reichen bei weitem nicht aus, um die tatsächlichen Ausgaben zu decken.
Bei Vorstellungsgesprächen versuche man, vieles zwischen den Zeilen abzulesen. „Wir könnten hier auch Psychologiestudium machen“, scherzt die 56-Jährige. Die Wahrheit in Bezug auf die Katze oder die Tierhaltung zu sagen, ist für Sabine das A und O, denn „sonst wird niemand glücklich, weder die Katze noch die Familie. Davon bekommen wir nur einen schlechten Ruf.“
Wütend wird sie, wenn sie von den vielen Katzen erzählt, die über Facebook weiterverkauft werden. Viele würden immer wieder weitergereicht und seien dadurch ganz verwirrt. Oft wüssten die neuen Besitzer nicht einmal, ob es ein Weibchen oder Männchen sei. Die Tiere hätten keine Papiere und niemand wüsste, wo sie herkommen. Ähnlich sei es bei Katzen als Weihnachts- oder Geburtstagsgeschenk. Das sei aber weniger geworden. An Halloween hingegen sei es schlimmer geworden. Es gebe sogar Menschen, die ausdrücklich nach einer schwarzen Katze fragen würden.
Die Gesellschaft neige immer mehr zu Überreaktionen, erklärt Sabine sich dieses Phänomen. „Heute werden Probleme nicht mehr gelöst, sondern weggeräumt.“ Das gelte auch für Haustiere, wenn sie krank seien oder nicht mehr so „funktionieren“, wie sie sollten. Es sind genau diese Tiere, die oft im Tierheim landen.
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