Ukraine-Krieg / Sabotage oder Zufall? Mysteriöse Brandserie in Russland wirft Fragen auf
Zufall oder Sabotage? In Russland häufen sich die Brände in Öllagern und Rüstungsbetrieben. Hinzu kommen Zugentgleisungen. Was oder wer dahintersteckt, bleibt vorerst unklar.
Die Nacht auf Montag in Brjansk war rot gefärbt, riesige Flammen schlugen an zwei Stellen der Stadt in den Himmel, mächtige schwarze Rauchwolken stiegen empor. In der russischen Stadt, die weniger als 150 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, waren zwei Öllager in Flammen aufgegangen. Das teilte der örtliche Katastrophenschutz der Nachrichtenagentur Tass mit. Es liefen Löscharbeiten, hieß es am Montagmorgen. Nach Angaben der Feuerwehr gibt es keine Toten und Verletzten. Die Ursache des Brands haben die Behörden nicht benannt.
Bemerkenswert ist die Häufung der Vorfälle in jedem FallMilitärexperte
Vorfälle wie jener in Brjansk häufen sich zuletzt. Sabotage oder Zufall? Dass die Brände allesamt kriegsrelevante Einrichtungen betrafen, ist auffällig. Auch Militärexperten wie der Österreicher Markus Reisner meinen, dass die Vorfälle durchaus einem absichtlichen Muster folgen könnten.
Vergangenen Donnerstag ging es los, als mindestens sechs Menschen bei einem Brand in einem militärischen Forschungsinstitut gestorben sind. Die Regionalbehörden der Region Twer sprachen laut russischen Nachrichtenagenturen am Donnerstag von sechs Toten und 21 Verletzten. Augenzeugen berichteten im russischen Fernsehen, mehrere Mitarbeiter des Zentralen Forschungsinstituts der russischen Luft- und Raumfahrtkräfte seien aus den Fenstern der oberen Stockwerke gesprungen, um den Flammen zu entkommen.
Agenten oder Cyberangriffe?
In Twer wurden unter anderem die Iskander-Raketen entwickelt, die Russland in seinem Krieg in der Ukraine einsetzt. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums forscht das Institut in Twer vor allem im Bereich der Luft- und Raumfahrtverteidigung sowie an der Entwicklung neuer Luftabwehrsysteme. Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete, der Brand könnte durch veraltete Elektrokabel verursacht worden sein.
Doch wenige Stunden nach dem Brand in Twer brach ein weiterer Großbrand aus – und am Freitag dann noch einer. Erst ging eines der größten Chemiewerke Russlands in Flammen auf. Das Chemiewerk Dmitrievsky in der Stadt Kineshma, etwa 300 Kilometer östlich von Moskau, war bis dahin der größte Hersteller chemischer Lösungsmittel des Landes – und laut der britischen Zeitung The Guardian auch Hersteller von Raketentreibstoff. Die Ursache für den Ausbruch des Feuers bleibt bislang unbekannt. Das dritte Feuer vergangene Woche brach schließlich in Korolev aus, 20 Kilometer vor Moskau. Korolev gilt in Russland als Weltraum-Stadt, hier hat ein Kontrollzentrum der Weltraumbehörde Roskosmos seinen Sitz. Hinzu kommen mehrere Fabriken, die Raketen für die Raumfahrt entwickeln – und vermutlich auch für das Militär arbeiten. Nachdem am Freitag eine dieser Fabriken in Flammen aufgegangen war, hieß es später von offizieller Seite, nur ein Lagerhaus sei betroffen gewesen.
Militärexperte Markus Reisner sagt zum Tageblatt, dass es sich nicht unbedingt um Sabotageakte handeln müsse. Die Häufung solcher Zwischenfälle könne auch eine Folge von Stress und Ermüdung sein. Nicht auszuschließen wären jedoch auch Sabotageakte durch ausländische Agenten oder „interne Dissidenten“. Oder aber gezielte Cyberangriffe, die sich Trafos in empfindlichen Stromversorgungseinrichtungen zum Ziel nehmen und diese aus der Ferne zur Zerstörung bringen.
Neben diesen Bränden kam es auch zur Entgleisung von Güterzügen in Russland, die Nahrungsmittel und Munition transportierten. Moskau drohte mit verstärkten Angriffen auf Kiew, sollten die Attacken oder „Sabotageakte“ in Russland von ukrainischen Truppen durchführt worden sein. „Bemerkenswert ist die Häufung der Vorfälle in jedem Fall“, sagt Oberst Markus Reisner.
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