So impft Luxemburg / „Santé“-Experte erklärt die Logistik hinter der Impfkampagne
Die Logistik, die hinter der Impfkampagne steckt, ist eine „Herausforderung“. Das sagt Dr. Sébastien Francais von der „Santé“. Er kümmert sich seit November um die Organisation der Luxemburger Impfzentren und der mobilen Impfeinheiten. Ein Job, der viel Zeit in Anspruch nimmt.
Obwohl die Impfkampagne schleppend angefangen hat, ist die Luxemburger Regierung doch seit mehr als zwei Wochen dabei, einen Teil der Bevölkerung durchzuimpfen. Insgesamt haben bis jetzt 2.871 Menschen im Land das Vakzin erhalten. Geliefert wurden bereits 14.575 Dosen von Biontech und 1.200 des Moderna-Mittels.
Sébastien Francais arbeitet für die „Santé“, ist Mitglied des „Comité du pilotage des vaccinations“ und kümmert sich vor allem um die Organisation der Impfzentren und der mobilen Impfeinheiten. In diesem Lenkungsausschuss befinden sich laut Francais alle zuständigen Behörden, die direkt an der Impfung beteiligt sind: das Hochkommissariat für nationale Sicherheit, das Gesundheitsministerium, die Gesundheitsbehörde, das Zentrum für Informationstechnologien des Staates und die Generalinspektion der sozialen Sicherheit.
Laut Francais gibt es zwei Gründe für den vorsichtigen Start: „Zum einen können wir nicht einfach spontan impfen – die Vorbereitungsphase beginnt schon mehrere Tage im Voraus.“ Das Personal und der Impfstoff müssen eingeplant werden. „Die Lagerbestände befinden sich dann in einer Übergangsphase“, erklärt Francais. Auch wenn diese Impfstoffe noch nicht verabreicht wurden, seien sie schon verplant.
Zum anderen sollen die Menschen laut Francais nur dann für eine Impfung eingeplant werden, sobald die nötigen Impfstoffe im Land seien – und das gelte für beide Dosen. Sowohl das Mittel von Pfizer/Biontech als auch das von Moderna muss zweimal verabreicht werden. „Es ist auf jeden Fall zu vermeiden, dass jemand das erste Mal geimpft wird und dann beim zweiten Termin kein Impfstoff auf Lager ist“, betont Francais. Die Regierung könne nicht zu weit vorausplanen. Der Lagerbestand sei sehr variabel, weil die Anzahl der Impfdosen, die ankommen würden, schwankt – es sei in dieser Hinsicht unmöglich, Prognosen aufzustellen, sagt der Arzt.
Lagerung und Transport
Überhaupt: Die Logistik hinter der Impfkampagne sei eine Herausforderung gewesen. „In den vergangenen Monaten mussten wir sehr viel planen und vorausdenken“, sagt Francais. Die Vorbereitung habe bereits im November angefangen. „Zu diesem Zeitpunkt existierten praktisch keine Informationen – wir mussten uns das nötige Wissen zur Aufbewahrung, Transport und Zubereitung des Impfstoffes von Pfizer/Biontech stückchenweise besorgen“ erklärt Francais.
Er ist der Meinung, dass die Regierung eine gute Lösung für die geografischen Voraussetzungen Luxemburgs gefunden habe. Die Dosen seien alle in einem zentralen Lager verstaut – der Standort sei aus Sicherheitsgründen allerdings geheim. „Wir haben dort spezielle Kühlmaschinen, die für den Pfizer/Biontech-Impfstoff nötig sind“, sagt Francais. Temperatur: -70 Grad Celsius. Zum Vergleich: Die Pizza in der Tiefkühltruhe in einem durchschnittlichen Luxemburger Haushalt wird üblicherweise bei -12 bis -18 Grad Celsius gelagert.
Nicht nur die Lagerung, sondern auch der Transport ist laut Francais problematisch. Spezielle Lieferwagen und Transportkisten seien nötig, damit die Kühlkette nicht unterbrochen wird. „Für den Moderna-Impfstoff müssen wir wieder eine andere Lagermethode benutzen“, sagt Francais. Am Montagmorgen hat Moderna laut Gesundheitsministerium die ersten 1.200 Dosen seines Impfstoffes nach Luxemburg geliefert – von insgesamt 110.462 Dosen, die bereits für Luxemburg reserviert wurden.
„Das Mittel von Moderna hat den Vorteil, dass es bei -20 Grad Celsius gelagert werden kann“, erklärt Sébastian Francais. Das habe die Logistik einfacher gestaltet. Trotzdem sei er noch dabei, mit den Herstellern über die beste Liefermethode zu diskutieren. „Das war bis jetzt eine echte Herausforderung, und das wird es auch bleiben – vor allem, weil immer wieder neue Impfstoffe zugelassen werden“, erklärt Francais. Mit dem AstraZeneca-Impfstoff soll es leichter werden. Die gleichnamige britisch-schwedische Firma hat am Dienstag die Zulassung für den europäischen Markt beantragt. Laut Francais handelt es sich um einen klassischeren Impfstoff, der zwischen 2 und 8 Grad Celsius gelagert werden müsse. „Die genauen Logistikbedingungen für die zukünftigen Impfdosen kriegt man momentan nur Stück für Stück von den Produzenten“, sagt Francais.
Viel Personal
Um diese Mammutarbeit zu bewältigen, arbeiten laut Francais zwischen 60 und 70 Menschen hinter den Kulissen an der Koordination der Impfkampagne. „Das geht von Logistik über Administration bis hin zur Informatik“, erklärt Francais. Am kommenden Montag soll das Impfzentrum in der Victor-Hugo-Halle die Türen wieder aufmachen, da es momentan geschlossen ist. „Dort werden dann noch einmal ungefähr 45 Menschen arbeiten“, sagt Francais. Neben den Ärzten und Krankenschwestern sind auch Mitarbeiter der Gemeinde vor Ort, um bei der Orientierung und beim Catering zu helfen. Angestellte des „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS), des Zollamtes und der Armee seien auch vor Ort.
Sébastien Francais arbeitete schon vor der Krise als Mediziner für die Gesundheitsbehörde der Regierung. Er sieht seine Berufung in den „Comité“ als einen natürlichen Verlauf: „Schon im Frühling war ich zuständig für die medizinischen Versorgungszentren, die sich um Patienten mit Covid-19-Symptomen gekümmert haben.“ Danach sei er direkt in den Corona-Krisenstab gekommen, wo er sich um die Primärversorgung gekümmert habe. Im Herbst habe er die Eröffnung der Covid-19-Beratungszentren koordiniert.
„Sowohl professionell als auch persönlich ist die Arbeit sehr interessant – ich habe das Glück, dass ich aktiv an der Impfungkampagne teilnehmen kann.“ Momentan sei er leider nicht oft zu Hause. Sein Leben bestehe hauptsächlich aus Konferenzen und Besuchen dort, wo geimpft wird. „Ich bin froh, dass ich etwas Nützliches machen kann und dass ich die Möglichkeit habe, die Impfkampagne aktiv mitzuformen“, sagt Francais.
In der ersten Phase werden vier Gruppen geimpft:
1. Das Personal der Krankenhäuser
Die Impfkampagne hat für die Krankenhausmitarbeiter am 28. Dezember begonnen. Seit Montag impfen die vier großen Krankenhauszentren CHdN, CHEM, CHL und HRS – sowie das CHNP – das Gesundheits- und Pflegepersonal ebenso wie alle anderen Kategorien von Fachkräften innerhalb der Spitäler.
2. Personal der Alten- und Pflegeheime
Am 30. Dezember hat die Regierung die ersten Alten- und Pflegeheim-Mitarbeiter geimpft. Am vergangenen Montag hat die „Santé“ dem Personal Einladungen zum Impfen in der Victor-Hugo-Halle geschickt. Der erste freie Termin ist am 21. Januar.
3. Bewohner der Pflegeheime
Mobile Impfteams sind seit dem 6. Januar unterwegs, um die Bewohner der Pflegeheime zu impfen. Bis jetzt waren die Teams in elf Heimen, die vom Familienministerium und dem Dachverband der Pflegedienstleister Copas gelistet wurden. Am 27. Januar kriegen die ersten Senioren ihre zweite Impfung.
4. Das freiberufliche Gesundheitspersonal
Die Regierung hat am Montag begonnen, das freischaffende Gesundheitspersonal zum Impfen einzuladen. Erster Termin ist der 21. Januar.
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Die ersten Phasen sind dann reine Schutzimpfungen.Um die Ansteckungskette zu unterbrechen müssen wir also warten bis die Menschen durchgeimpft sind die die größte Mobilität an den Tag legen,sprich Berufstätige,Schüler und Rentner die sich selbst versorgen müssen.
« Logistich « wäre es auch hinter diese Kampagne eine lebenslange „Impfversicherung „ zu stecken ,oder ?
Merci fir den opschlussreichen Artikeli. Interessant wier et nach zousätzlech gewuer ze ginn firwat d’Liwerungen vun den Impfstoffer “ s c h w a n k e n“.
Die Bevölkerung „durchimpfen“ …
Ich finde das Wort irgendwie schrecklich, so als ob es sich um eine Vieh-Herde handeln würde.