Luxemburg / „Santé“-Papier plädierte für Lockdown-Verschärfung – Forscher zeigen Verständnis für Lockerungen
Ein „Santé“-Dokument sorgt für Aufregung: Anstatt Lockerungen sei eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen notwendig, heißt es in dem Papier, das am Montag verfasst wurde. Dennoch hat die Regierung am Dienstag eine Entschärfung des Teil-Lockdowns ab dem 11. Januar beschlossen. Luxemburger Wissenschaftler können die schrittweise Abschwächung der Corona-Regeln aber nachvollziehen.
„Der generelle und internationale Kontext erlaubt ganz sicher keine Lockerungen der Maßnahmen.“ So steht es in einem Bericht aus dem Hause Lenert. „Ganz im Gegenteil, man muss die Einschränkungen verschärfen, um eine neue und noch größere Infektionswelle Anfang 2021 zu verhindern.“ Der Bericht, über den Reporter.lu als Erstes berichtete, wurde laut Tageblatt-Informationen von der „Direction de la santé“ für das Parlament verfasst. Brisant: Er wurde am Montag erstellt – einen Tag vor der Pressekonferenz, bei der Premierminister Xavier Bettel (DP) und Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) die Wiedereröffnung von Geschäften, Sporthallen, Theater, Kinos und Schulen am 11. Januar ankündigten.
Dem Text zufolge seien zwischen dem 28. Dezember und dem 3. Januar die Infektionszahlen nur langsam gesunken und die Reproduktionszahl wieder auf 0,75 gestiegen. Darüber hinaus bleibe die Inzidenz auf hohem Niveau. Laut dem Bericht ist es deshalb von absoluter Wichtigkeit, die Zahl der Neuinfektionen während einiger Wochen niedrig zu halten. Damit könne das Risiko eines erneuten Aufflammens der Ansteckungen gesenkt werden.
Die Lage in den Krankenhäusern sei aufgrund der begrenzten Bettenanzahl und der Erschöpfung des Personals weiterhin angespannt, heißt es in dem Papier. Auch sei festgestellt worden, dass sich Kinder im Alter zwischen 0 und 14 Jahren in den vergangenen Wochen viel häufiger angesteckt hätten. Von der britischen Coronavirus-Variante gehe zudem eine neue Bedrohung aus. Das Risiko, dass sie sich schnell über den ganzen Globus ausbreite, sei sehr hoch.
40 Tage Beobachtungszeit
„Nach der Einführung von Maßnahmen und der Beobachtung ihres Einflusses auf den Epidemie-Verlauf können bis zu 40 Tage vergehen“, steht in dem Bericht. Dennoch kündigte die Regierung am Dienstagnachmittag eine Lockerung der bestehenden Regeln an. Dabei trat die letzte Verschärfung der Regeln in Luxemburg – die Schließung von Geschäften und die Ausweitung der Ausgangssperre – erst elf Tage zuvor in Kraft. Während der Pressekonferenz am Dienstag sagte Gesundheitsministerin Paulette Lenert, dass die Regierung sich in dieser Entscheidung auf „Indikatoren“ und „Studien“ gestützt habe. Um welche es sich dabei genau handelte, teilte die Ministerin aber nicht mit.
Luxemburger Forscher stehen den Lockerungen offenbar nicht so kritisch gegenüber wie die „Santé“. Der Virologe Claude Muller vom Luxembourg Institute of Health (LIH) sagt: „Es ist sinnvoll, Maßnahmen anzupassen, wenn man weiß, dass sie nichts bringen.“ Auch sei es wichtig, ein Gleichgewicht zwischen den schwer zumutbaren, aber wirksamen Einschnitten und den zu strengen Maßnahmen mit ungewisser Wirkung zu finden.
„Ich frage mich allerdings, ob die Regierung die notwendigen Informationen hat, um diese Entscheidung zu fällen“, sagt Muller. Überdies seien Ergebnisse von Studien aus anderen Ländern nur begrenzt auf Luxemburg anwendbar. „Der spezifische gesellschaftliche Kontext ist bei solchen Studien kaum zu überschätzen.“ Daten über das Infektionsgeschehen in Italien seien beispielsweise kaum auf Luxemburg zu übertragen, da Interaktionen und Verhalten dort einfach anders sind. „Mit drei bis vier Generationen in einem Haushalt hat man eine völlig andere Situation als im Großherzogtum.“ Für Luxemburg bedürfe es lokaler Daten – dazu müsse man aber erst mal die richtigen Fragen stellen.
Die richtigen Fragen stellen
Ulf Nehrbass, LIH-Chef und Sprecher der Covid-19-Taskforce der Forschergruppe Research Luxembourg, zeigt ebenfalls Verständnis für die Regierungsbeschlüsse. Er sagt: „Ich glaube, es ist sinnvoll, dass gewisse Lockerungen eingeführt werden. Diese sind ja nicht sehr weitgehend, die Restaurants bleiben ja geschlossen.“ Nehrbass ergänzt: „Es ist wichtig, dass man seitens der Politik auf die Zahlen reagiert und dass die Bevölkerung gewürdigt wird, wenn sie sich an die Maßnahmen hält. Ich glaube, das ist hier geschehen.“
Zu dem befürchteten Anstieg der Fallzahlen nach den Feiertagen sagt Ulf Nehrbass: „Ich denke nicht, dass die Zahlen in den nächsten Wochen stark ansteigen – aber ausschließen kann man das nicht.“ Der Zukunft sieht er aber optimistisch entgegen: „Wir haben ja in den vergangenen Wochen gesehen, dass die Maßnahmen, die akzeptiert wurden, zu einer Senkung der Infektionszahlen führen.“ Zu der britischen Virusmutation sagt Nehrbass: „Wie sich die Situation mit einem infektiöseren Virus gestalten wird, können wir noch nicht sagen. Die Maßnahmen können funktionieren. Das wird sich zeigen. Wir haben einen Maßnahmenkatalog, der greift.“ Laut dem „Santé“-Bericht wurde die britische Variante inzwischen bei drei Infizierten in Luxemburg festgestellt.
Auch „Santé“-Chef Jean-Claude Schmit, aus dessen Abteilung der heikle Bericht stammt, stellte sich noch am Dienstagabend hinter die Lockerungspolitik. „Deutschland und Frankreich gehen gerade einen anderen Weg“, sagte er gegenüber dem Radiosender 100,7. „Wir können uns im Augenblick erlauben, die Dinge vielleicht etwas lockerer anzugehen. Wir machen das ganz, ganz vorsichtig.“
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et geht jo hai nemmen em d’Suen:Solden mussen jo stattfannen.Do stecht DP derhannert,well Madame Lenert vun der LSAP hätt vill leiwer eng Verlängerung vum Lockdown gehat.Mais eisen Premier ass jo awer DP an hien huet d’Schlusswuert.Wei stin mir elo do vis-à-vis vun eisen Noperen?A Frankreich an Deitschland get et mei streng Mesuren an hai get et labber.Egal wat.All dei Restriktiounen hätten missen op Europäeschem Niveau gemat gin an gelteg fir ganz Europa.Net dat Gepiddels do.D’Leit gin jo verreckt gemat.Mir mussen mat dem Virus liewen.Wann een z.B. hellt dass virun e puer Joerhonnerten keen Mettel geint Pescht gouf,hun d’Leit et geleiert,domat emzegoen,wann eng Epidemiewell komm ass.Sie ass och eriwergaang an huet oft immens vill Doudesaffer kascht,virun allem Schwaach a Krank.Mais d’Liewen ass virugaang.
Und da laufen sie wieder die Spreader ohne Maske. So kann das nicht funktionnieren.Die Maske in der Hand oder unter dem Kinn nützt nichts. Auch wenn sie nicht Vorschrift ist kann sie dennoch nützlich sein.