Dienstleister / Saubere Sache: So putzen Reinigungsfirmen in Luxemburg gegen die Krise an
Hygiene und Sauberkeit sind das A und O im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie. In diesem Zusammenhang befinden sich die Reinigungsbetriebe an vorderster Front. Wir sprachen mit Jean-Paul Neu, dem Geschäftsführer von Dussmann Luxemburg, einem der führenden Dienstleistungsunternehmen des Landes.
Tageblatt: Wurden Sie von der Pandemie überrascht?
Jean-Paul Neu: Wie sicherlich jedes andere Unternehmen waren auch wir nicht auf Covid-19 und schon gar nicht auf das Ausmaß der Pandemie gefasst. Dank unseres seit Jahren immer wieder auf den neuesten Stand gebrachten BCM (Business Continuity Manual) sind wir aber in all unseren vier Betrieben, das heißt im Reinigungsbereich, in den Catering-Betrieben intern und extern, im Sicherheitsdienst sowie in der Großwäscherei auf unvorhergesehene Vorgänge vorbereitet und können dementsprechend gefasst agieren.
Was war Ihre Reaktion, als der Lockdown beschlossen wurde?
Unser Plan im oben erwähnten BCM sieht eine geordnete Vorgehensweise vor. Zahlreiche Bereiche und Betriebe wurden unter Einbindung der jeweiligen Führungsebenen heruntergefahren. Einige Bereiche werden aber in einem Krisenmodus weiterbetrieben, sodass alle Mitarbeiter und Kunden restlos geschützt sind.
Wie reagierte das Personal, das ja quasi an vorderster Front arbeitet, auf die Verbreitung der Krankheit?
Alle waren zuerst mal schockiert, das ist normal. Die Mitarbeiter haben es jedoch mit Fassung aufgenommen, weil die Führungsebene sie beruhigen konnte und der Krisen-Plan befolgt wurde. Alle Leute des Personalbestands wurden umgehend mit den notwendigen Schutzmaßnahmen vertraut gemacht und mit dem nötigen Material ausgerüstet. Es wurden Einweg-Handschuhe, Tyvek-Overalls, Masken und Desinfektionsmittel verteilt mit Bedienungsanleitungen in mehreren Sprachen. Bis dato halten sich sämtliche Mitarbeiter an die Regeln. All unsere leitenden Einheiten haben viel persönliches Engagement gezeigt. Durch persönliche Briefe an unsere Mitarbeiter haben wir diese moralisch unterstützt und betreut, was besonders wichtig in Krisenzeiten ist.
Sie haben viele verschiedene Kunden. Wie reagierten sie auf die neue Lage? Besonders im Bereich Hygiene, Sicherheit und Schutz des Personals.
Viele unserer Kunden haben unsere Vorgehensweise geschätzt und uns für die vorbildhaften Prozedere gelobt. Gleichzeitig musste eine große Anzahl unserer Kunden ihren Betrieb komplett einstellen. Sie haben erst, seitdem die Aktivitäten im Bauwesen wieder angelaufen sind, wieder angefangen, teilweise oder ganz zu arbeiten.
Ein Mehraufwand, der kostet
Sie sind in vielen Bereichen aktiv. Was wurde in der Reinigung, die ja viele Facetten (innen, außen, Industrie, Hygienereinigung, Reinraumreinigung, Verkehrsmittel, Brandspezialreinigung) hat, geändert?
Geändert hat sich sehr vieles, allein schon durch die Schutzmaßnahmen, die peinlich genau einzuhalten sind und die viel Zeit kosten. Es ist ein Mehraufwand, der unsere Firma viel Geld kostet und bei dem wir zum Teil auf den Mehrkosten sitzen bleiben. Geändert hat sich auch, dass viele unserer Mitarbeiter entweder im „chômage partiel“ sind, Urlaubstage aus familiären Gründen genommen haben oder im Home-Office arbeiten. Das bedingt, dass zahlreiche Angestellte seit Wochen den sozialen Kontakt im Betrieb nicht mehr so wie gewohnt pflegen können. Das macht vielen zu schaffen und wir müssen permanent gegensteuern.
Dussmann ist auch für die Hygiene in den Spitälern verantwortlich. Diese befinden sich im Krisenmodus. Wie hat dieser Umstand ihre Aktivität dort beeinflusst?
Bei solchen viralen Krisen sind natürlich Krankenhäuser und Senioren-Residenzen äußerst gefährdet. Dementsprechend sind unsere Leute darauf geschult und fokussiert, auf das kleinste Detail zu achten und bei Bedarf sofort zu reagieren. Wir sind in den Gesundheitsbetrieben seit vielen Jahren tätig und haben die angepassten Vorgehensweisen im Griff. Die Prozeduren und Anweisungen sind genau festgelegt worden und werden ausnahmslos mit Erfolg angewendet. Fakt ist jedoch auch, dass die in der Krise angewandten Vorgehensweisen zum Teil einen größeren Aufwand bedeuten, was die Zeitkosten als auch das Material betrifft.
„Essen auf Rädern“ funktioniert noch
Wie sieht die Lage in den Betriebsrestaurants, dem Eventcatering und dem Feinkostbetrieb aus?
Die Betriebsrestaurants in den Schulen, den Kinderkrippen, der Universität usw. sind geschlossen, sodass der Bereich Vollverpflegung praktisch lahmliegt. Wir produzieren aber nach wie vor täglich viele Menüs für „Essen auf Rädern“. Diese werden an bedürftige Menschen geliefert. Im Feinkostbereich findet verständlicherweise momentan keine Aktivität statt, was uns große Einbußen beschert. Wir sind aber zuversichtlich, dass die Lockerungsmaßnahmen der Regierung demnächst eine langsame Wiederaufnahme der Aktivitäten in den verschiedenen Betrieben mit sich bringen.
Die Firma
Die Dussmann Group wurde 1963 von Peter Dussmann gegründet. Heute führt Catherine von Fürstenberg-Dussmann das Familienunternehmen. Dussmann Luxemburg erblickte 1978 das Licht der Welt. Das Unternehmen ist im Augenblick der viertgrößte Arbeitgeber des Landes mit 4.300 Mitarbeitern. Der Hauptsitz der Firma liegt in Contern. Das Unternehmen setzt sich in Luxemburg aus folgenden Geschäftsbereichen zusammen: Dussmann Service (Gebäudereinigung), Dussmann Catering (Betriebsrestaurants in vielen Bereichen der Wirtschaft und Culinaris Party & Dinner (Eventcatering und Feinkostbetrieb), Dussmann Security (Sicherheitsdienste und Notrufzentrale) sowie Dussmann Lavador (Großwäscherei).
Ihre Großwäscherei musste sich wahrscheinlich auch an die neue Realität anpassen. Inwiefern?
In der Wäscherei läuft der Betrieb auf dem absoluten Minimum. Dies weil die ganzen
Hotelbetriebe, Freizeitanstalten, Schwimmbäder, Urlaubsparks usw. im In- und Ausland, die alle zu unserer Kundschaft gehören, geschlossen sind. Wir haben die Produktion auf zwei unabhängige Produktionsmannschaften aufgeteilt, um einen K.-o.-Schlag zu vermeiden. Wir liegen im Augenblick bei etwa 30 Prozent des Normalbetriebs und erwarten uns bis Ende 2020 eine geringe Wäschemenge, weil die Saisonbetriebe und die Hotels über einen langen Zeitraum mit den größten Einbußen seit ihrem Bestehen rechnen.
Sicherheitsbedürfnis im Gesundheitswesen steigt
Dussmann ist ebenfalls in der Sicherheitsbranche tätig. Welche Maßnahmen wurden hier entschieden?
„Dussmann Security“ hat durch die Covid-19-Krise einiges mehr an Aufträgen zu verzeichnen. Man braucht mehr Zutrittskontrollen in den Krankenhäusern. Es gilt, zusätzliche Covid-Teststationen zu überwachen. Wir haben einen allgemeinen Mehraufwand an Sicherheitsdienstleistungen im nationalen Gesundheitswesen festgestellt. Dazu kommen verstärkte Kontrollen in den Supermärkten sowie in vielen anderen öffentlichen und privaten Einrichtungen. Auf der anderen Seite sind aber zum Beispiel Fitnesszentren und Schwimmbäder geschlossen. Sie fehlen somit temporär in den Auftragsbüchern.
Gibt es Corona-Fälle in Ihrem Betrieb? Wie wird reagiert, wenn ein Mitarbeiter positiv auf das Virus getestet wird?
Ich bin selbst ganz am Anfang der Covid-19-Krise positiv getestet worden. Ich saß mehrere
Wochen zu Hause fest und konnte nicht arbeiten. Umso mehr weiß ich zu schätzen, dass unser „Business Continuity Plan“ vorbildlich funktioniert hat. Dies war nur durch den Einsatz all unserer Mitarbeiter möglich. Sie haben eine exzellente Arbeit unter schwierigen Bedingungen geleistet und wir freuen uns umso mehr auf die Zeit nach der Krise. In unserem BCM ist der Ausfall von einem oder gar mehreren Mitgliedern der Geschäftsführung vorgesehen, was in diesem Fall sehr wichtig war. Wir haben Gott sei Dank keine gravierenden Erkrankungen zu verzeichnen und bisher nur ein paar vorübergehend erkrankte Menschen gehabt. Wir achten in dem Zusammenhang mit Erfolg peinlich genau auf die vorgeschriebenen Vorsichts- und Sicherheitsmaßnahmen. Das hat sich bislang bewährt.
Ein „Kleiner“ vor großen Herausforderungen: Ren-Net
Dussmann ist, was man einen Global Player im Dienstleistungssektor nennt. Daneben gibt es aber noch viele kleine Reinigungsunternehmen, die zum Großteil während des Lockdowns weitergearbeitet haben, wie die Firma Ren-Net.
Der Betrieb wurde vor etwa zehn Jahren gegründet, beschäftigt etwa 25 Personen und hat seinen Hauptsitz in Redingen/Attert. Zwischen acht und zehn Mitarbeiter seien im Augenblick nicht verfügbar, weil sie zu Hause den Nachwuchs betreuen müssen, erklärt Manuel Fernandes, Mannschaftschef bei Ren-Net. Der Rest hätte aber nie aufgehört zu arbeiten. „Wir zählen mehrere Hundert Kunden, darunter Residenzen, Betriebe oder Arztpraxen“, erläutert der Vorarbeiter. 80 Prozent der Kundschaft bestünden aber aus Privathaushalten. Dort würden oft Personen leben, die zu einer Risikogruppe gehören. Deshalb sei extreme Vorsicht geboten.
Sobald eine Reinigungskraft Corona-Symptome aufweise, müsse sie zu Hause bleiben. Bei den Einsätzen sei das Tragen eines Gesichtsschutzes und von Handschuhen Pflicht. Jede Mitarbeiterin müsse zudem regelmäßig ihre Hände mit Desinfektionsmittel reinigen, so Fernandes. Der Arbeitskittel muss jeden Abend gewaschen werden ebenso wie die Hausschuhe, welche die Putzfrauen anziehen, wenn sie das Haus des Kunden betreten.
Auf diese Weise werde versucht, die Ansteckungsgefahr, nicht nur der Kunden, sondern auch des Personals, zu minimieren. Seit dem Ausbruch der Pandemie hätten einige Kunden Putztermine abgesagt, inzwischen würde die Anzahl der Anfragen aber wieder steigen, so Manuel Fernandes. Viele Haushalte sind dann auch froh, dass wieder eine Reinigungskraft bei ihnen vorbeischaut. „Seit ein paar Wochen musste ich mich um die Kinder und den Haushalt kümmern. Dazu kam das Home-Office. Geputzt wurde zwar, aber nie gründlich. Die Zeit fehlte einfach. Jetzt steht ein eingehender Frühjahrsputz auf der Agenda“, freut sich Evelyn (37). Ihr Mann ergänzt, dass man am Anfang des Lockdowns die Termine abgesagt hätte, weil man nicht genau wusste, was los sei, inzwischen aber alle sich auf das Virus eingestellt hätten.
Folgen noch nicht abzusehen
Wird diese sanitäre Krise die Reinigungsbranche verändern? Wenn ja, inwiefern?
Die Covid-19-Krise wird sicherlich nicht nur den Sektor der Reinigungsbetriebe verändern. Die gesamte Wirtschaft wird eine nie dagewesene Veränderung erleben. Aus meiner Sicht sind heute die zukünftigen wirtschaftlichen Kollateralschäden noch nicht abzusehen. Die Verknüpfung und Verbindungen zwischen den Betrieben und den Branchen können Folgen haben, die man aktuell noch nicht abschätzen kann. Auch wenn der Staat viele Mittel freigesetzt hat, um den Betrieben zu helfen, so werden doch einige Unternehmen auf der Strecke bleiben. Dabei wird es sich nicht nur um kleine Firmen handeln. Auch so manch großes Unternehmen kann dieser Krise nicht ewig Stand halten. Die Tilgung von teilweise immensen Summen von vor der Krise getätigten Investitionen können Unternehmen zum Aufgeben zwingen. Das kann verheerende Folgen haben, auch für die betroffenen Menschen, die daran zugrunde gehen können. Dussmann Luxemburg ist jedoch gut aufgestellt und mit unseren 4.300 Mitarbeitern tun wir alles Mögliche, um unsere Betriebe sicher durch diese schwere Zeit zu führen und um allen unseren Mitarbeitern eine weiterhin sichere Zukunft zu gewährleisten.
Wie geht es nach der „Öffnung“ Ihrer Meinung nach weiter?
Die konsekutive Öffnung des Lockdowns wird neue Möglichkeiten bieten. Wie nach jeder anderen Krise erblicken neue Ideen das Licht der Welt und, wer weiß, vielleicht werden auch andere Geschäftsfelder erschlossen und neue Wege gesucht. Die Zeit des Lockdowns war sicherlich auch eine gute Gelegenheit für viele Betriebsinhaber, ihren Businessplan und die Funktionsweise des Unternehmens zu überdenken, frei nach dem Motto: „Nie anfangen aufzuhören, nie aufzuhören anzufangen.“
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
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- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.
Appilux putzt nicht besser, sondern noch schlechter! sie haben hirnlos die Mülleimer im Keller von Privatresidenz nicht geleert, 3 Wochen, voll Taschentücher, Masken… trotz heftiger Reklamationen! Wird bei nächster AG rausgeschmissen.