Editorial / Saudi-Arabien: das Katar 2.0
Der Erdball hat eine neue Geldverbrennungsmaschine. Und wieder einmal wird diese mit Öl angetrieben. In den vergangenen Wochen hat Saudi-Arabien die Fußballwelt in eine Schockstarre versetzt. Das Königreich hat die Strategie von Katar kopiert und will durch Sport einen Imagewandel herbeiführen. Das Geld, das der Nachbar bisher in Fußballer gesteckt hat, ist aber nichts im Vergleich mit den Investitionen der Saudis. Cristiano Ronaldo verdient in zweieinhalb Jahren rund 500 Millionen Euro und Karim Benzema streicht 150 Millionen in drei Jahren ein. Die beiden gekrönten Weltfußballer lassen sich ihre letzten Jahre versüßen. Ein bekanntes Muster. Neu ist allerdings, dass es auch jüngere Topstars in die Wüste zieht. Für bisher nicht für möglich gehaltene Summen natürlich.
Sie alle wurden als Botschafter angeheuert, um die Weltmeisterschaft spätestens 2034 ins Königreich zu holen und später auch die Olympischen Spiele. Auch Lionel Messi steht bereits auf der Gehaltsliste. Als Tourismusbotschafter bekommt er satte 25 Millionen Euro für ein paar Beiträge in den sozialen Medien und ein bis zweimal Ferien mit der Familie im Land seiner Gönner.
Der Arm von Kronprinz Mohammed bin Salman und seinen Gefolgsleuten reicht aber noch weiter. Mehrere Stars vom Premier-League-Klub Chelsea London wechseln nach Saudi-Arabien oder stehen kurz vor einem Transfer ins Königreich. Laut mehreren Medienberichten soll der saudische Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) zwei Milliarden Euro in den Private-Equity-Fonds Clearlake investiert haben, dem 40 Prozent am Verein gehören. Durch diese Transfers könnten Chelseas Probleme mit dem „Financial Fairplay“ beseitigt werden und die Europäische Fußballunion UEFA an der Nase herumgeführt werden.
Bin Salman will sein Land zu einer der größten Wirtschaftsnationen der Welt machen und hat im früher verfeindeten Katar ein gutes Vorbild gefunden. Der Staatsfonds PIF soll bis 2025 einen Vermögenswert von zwei Billionen Euro haben (also 2.000 Milliarden, oder: 2.000.000.000.000). Das sogenannte „Sportswashing“ – also die Aufpolierung des Images durch Sport – soll den Weg zur Weltmacht ebnen.
Gerade durch den von Russland geführten Angriffskrieg gegen die Ukraine und die dadurch entstandene Energiekrise sieht Saudi-Arabien seine Chance gekommen, noch schneller an die Spitze zu gelangen. So offensichtlich die Strategie auch ist, sie wirkt. Trotz Menschenrechtsverletzungen und eines autoritären Regimes erlaubt es vor allem der Sport – und das Öl – diesem Land, einigermaßen intakte Beziehungen mit dem Westen zu haben.
In den vergangenen Jahren ist deutlich geworden, dass die Golfstaaten unverzichtbar geworden sind, sei es in der Weltpolitik, der Wirtschaft oder im Sport. Das heißt jedoch im Umkehrschluss nicht, dass man sich nicht weiter vehement gegen deren Systeme wehren sollte. Nein, es ist unsere Pflicht, die Menschenrechtsverletzungen auch weiterhin anzuprangern.
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Wenn der Westen ihnen das Öl nicht gezeigt hätte auf dem sie sitzen würden sie heute noch Datteln pflücken.
Werden da auch 6500 Arbeiter sterben?
Lieber Victor, das ist die einzige Frage die gestellt werden sollte ehe internationale Verbände wieder die gleichen menschverachtenden Fehler machen werden wie im Katar. Und Du wirst sehen, die Schande wird sich wiederholen, da die Drahtzieher beim internationalen Fußball nichts hinzugelernt haben und ihnen der Begriff Menschlichkeit unbekannt ist. Allerdings, würden die Millionen Menschen die sich heimlich ein Tränchen aus dem Auge drücken wegen der ermordeten Sklaven, alle zusammen halten, käme es zu keinem erneuten Völkermord. Sie waren bereits einmal zu feige und werden es auch diesmal sein.