Tourismus / Sauer: Sportfischer kritisieren neue Regeln
An der (noch) unverbrauchten Natur der Sauer haben viele ein Interesse. Naturschutz und Tourismus unter einen Hut zu bringen, birgt viele Konflikte. Die Nutzung des Gewässers soll neu geregelt werden. Weder die Kanuverleiher noch die Angler sind zufrieden mit dem, was vorgesehen ist. Die Sportfischer fühlen sich außerdem übergangen.
„Die Sauer ist ein echtes Schmuckstück“, sagt Jos Scheuer (77), Präsident der „Fédération luxembourgeoise des pêcheurs sportifs“ (FLPS). Das Wörtchen „noch“ schwingt mit. Die Angst, dass das nicht mehr lange so bleibt, treibt den passionierten Angler schon lange um – nicht nur privat, sondern auch als politischen Mandatsträger.
Schon als Bürgermeister von Echternach hat der ehemalige LSAP-„Député-maire“ immer zwei Hüte auf. „Auf der einen Seite der einfache Angler, der versucht, die Fischer zu schützen, auf der anderen der Politiker, der versucht, Abenteuertourismus von der Sauer wegzuhalten“, so beschreibt er den Zwiespalt.
Der Spagat um einen Interessensausgleich begleitet ihn bis heute. In der strukturschwachen Gegend an den Ufern des Gewässers hat sich Tourismus entwickelt. Besucher kommen nicht nur wegen des Kanufahrens, sondern wegen der Natur. In seiner ersten Amtsperiode als Bürgermeister zwischen 1988 und 1993 vergibt er eine Anlegestelle in der Nähe des Bahnhofs von Echternach an einen Kanuverleiher.
Kanutouristen sind nicht genug eingewiesen
„Das war auf Druck des Tourismus und aus der Einsicht heraus, dass etwas geschehen muss“, sagt er. Als Bürgermeister erhofft er sich damals einen Mehrwert für den Tourismus in Echternach. Der bleibt in den Folgejahren nicht unentdeckt von denen, die professionell in der Branche unterwegs sind. Obwohl es ein offizielles, rein luxemburgisches Verbot zwischen 15. Juli und 1. Oktober gibt, die Sauer mit einem Kanu zu befahren. Das Verbot galt nicht für die deutsche Seite.
Das regelt die großherzogliche Verordnung Nr. 1125 vom 14. Juni 1994. Was Scheuer nicht erwartet, ist die Entwicklung danach. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Zahl der Boote so abnorm in die Höhe geht“, sagt Scheuer. Er kritisiert den Umgang der Touristiker damit. „Da werden Leute in die Boote gelassen, die gar nicht Kanufahren können“, sagt Scheuer. „Sie fahren kreuz und quer, machen ein Abenteuer daraus und halten sich nicht an die Fahrrinne.“
Das Argument hält er all denen entgegen, die sagen, Bodenberührungen durch Paddel seien überhaupt nur an wenigen Stellen der Strecke möglich. „Die Touristen werden nicht richtig eingewiesen, denen wird die Natur nicht erklärt und mit Naturerlebnis hat das gar nichts mehr zu tun“, poltert er. Dem 2016 gegründeten „Natur- und Geopark Mëllerdall“ wirft er Passivität vor.
Sauer als Niemandsland
„Ich bin der Meinung, dass die Sauer einer kontrollierten touristischen Nutzung unterworfen werden muss“, sagt der Präsident der Sportfischer. Tatsächlich gehört die Sauer zwischen Moersdorf (L) und Dillingen (L) zum Gebiet des Parks, der sich die „nachhaltige Entwicklung einer Region“ zum Ziel setzt. Das ist auf der Webseite unter „Wir über uns“ nachzulesen.
Dort heißt es weiter: (…) „Der Naturschutz hat keinen Vorrang“. Scheuer lässt trotzdem nicht locker. „Die Naturpark-Verantwortlichen können die Sauer doch nicht zum Niemandsland erklären und andererseits Schutzbestimmungen für die Natur rundherum erlassen“, sagt er und vermisst Konsequenz.
Der Naturpark sieht sich in einer anderen Rolle. „Wir haben aus unterschiedlichen Gründen beschlossen, kein ,Avis‘ abzugeben.“ Das sagt Claude Petit (39), der Direktor des Natur- und Geoparks auf Anfrage des Tageblatt. „Wir sehen unsere Aufgabe eher darin, die Bevölkerung für die neuen Regelungen zu sensibilisieren und sie darüber zu informieren, wenn sie da sind.“
Anzahl der Boote begrenzen – zu viel Betrieb
Die FLPS bemängelt aber noch anderes. Die Angler fühlen sich übergangen. Von den Vorschlägen in ihrem „Avis“ haben nur sehr wenige Eingang in die neue Regelung gefunden. Immer wieder kommt Scheuer auf eine Kontingentierung der Anzahl der Boote zu sprechen. Er will sie im Sinne seiner Mitglieder, aber vor allem im Interesse des Naturschutzes begrenzt sehen.
Das gilt genauso für die Zahl der Anlegestellen für die Kanuverleiher, von denen zukünftig 14 Stück erlaubt sein sollen. Die FLPS findet das zu viel. In ihrem „Avis“ empfiehlt sie eine deutliche Reduzierung, weil die Sauer sonst auf ihrer ganzen Länge für den kommerziellen Bootstourismus geöffnet wird.
„Das bedeutet einen Freifahrtschein für den kommerziellen Betrieb“, befürchtet Scheuer. „Da wird richtig Geld verdient.“ Sinnvoll findet er das nicht und sieht darin einen Widerspruch zum „sanften“ oder Natur-Tourismus. Zumal – und da ist er wieder bei der Kontingentierung – es keine Beschränkung der Anzahl der Boote, die gleichzeitig fahren dürfen, in der neuen Regelung gibt.
„Das ist nicht durchdacht“, sagt er zu den neuen Regeln. „Viel Betrieb stört die Laichzeit der Fische und die Brutzeit der Vögel.“ Außerdem setzt sich die FLPS in ihrem „Avis“ dafür ein, dass die Sauer aus der Klassierung als „Eau navigable et flottable“ zwischen Ettelbrück und Wallendorf genommen wird.
„Da hat das Umweltministerium es sich einfach gemacht“, sagt Scheuer. „Die Regelung, die jetzt im Raum steht, ist für mich kein guter und praktikabler Naturschutz.“ „Qualitätstourismus“ sieht er noch weniger darin. „Dieser Handel mit der Sauer widerspricht meiner Auffassung davon“, sagt er.
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Naturerlebnis? Nein. Klamauk. Wie sowas ausarten kann,sehen sie an der Ardèche-Schlucht. An guten Tagen sieht man da vor lauter Booten kein Wasser mehr. Nur die Ardèche hat meistens eine gute Wassertiefe und steinige oder felsige Ufer. Trotzdem saßen die meisten Touristen niemals vorher in einem Boot.Ausserdem ist die Wasserqualität natürlich nicht mit der Sauer zu vergleichen,soll heißen die Ardèche hat jede Menge Fische.Was man,im Gegensatz zu Luxemburg hier nicht sieht,sind Fischer-Turniere,wo wie in Luxemburg hunderte Angler dicht an dicht sitzen und zentnerweise Futterbällchen ins Wasser donnern.Trotzdem karren ganze Einheiten von Freiwilligen Ende der Saison im Schnitt 10 Tonnen Müll aus der Schlucht. Das ist kein Abenteuer,das ist eine Schweinerei. Aber solange der Rubel rollt….
Worin liegt der Unterschied zwischen einem Sportfischer und einem ganz normalen Angler?
@Schéifermisch/ Feiner Unterschied. Der Sportfischer schmeisst die verletzen/halbtoten gefangenen Fische wieder zurück ins Wasser, der Angler hingegen nimmt die Fische stolz mit nach Hause und isst sie mit dem ganzen Öl und sonstigen Unreinheiten.
„Auf der einen Seite der einfache Angler, der versucht, die Fischer zu schützen, auf der anderen der Politiker, der versucht, Abenteuertourismus von der Sauer wegzuhalten“, so beschreibt er den Zwiespalt.
Zwiespalt ?? Eher Einfalt…
Ich sehe da nur ein Kappe…und zwar der, des einfachen Anglers.
Diese möchtegern Tierliebhaber sind die grösste Lobby im Lande.