Insenborn / Schandfleck soll nun endlich verschwinden: Ehemaliges Restaurant Jimmy fristet seit Jahren ein desolates Dasein
1966 eröffnete die Gemeinde Esch/Alzette ein Ferien- und Schulzentrum in Insenborn (Gemeinde Esch/Sauer). Im Laufe der Zeit erwarb dieselbe Gemeinde zudem einen Gebäudekomplex, der auf dem Nachbargrundstück des Ferienzentrums steht. Bereits im vergangenen Februar hatten wir an dieser Stelle auf dieses Gebäude aufmerksam gemacht, das seit Jahren ein – gelinde ausgedrückt – desolates Dasein fristet. Jetzt könnte sich endlich etwas in dieser Sache tun, oder …?
Kurz zurückgeblättert: Nach einer dringend notwendigen Renovierung steht das Hauptgebäude des Ferienzentrums Jules Schreiner seit Mai 2011 wieder den Schulklassen zur Verfügung. „In nur fünf Minuten zu Fuß steht man am Ufer des Stausees. Zum Touristenstädtchen Esch/Sauer sind es fünf Kilometer. (…) Im Park ums Haus findet man einen Spielplatz mit Rutschbahn und Schaukeln, eine Gleitbahn, eine große Wiese mit zwei Fußballtoren und einen überdeckten Grillplatz mit zwei Feuerstellen.“ So steht es unter anderem auf der betreffenden Internetseite der Gemeinde Esch/Alzette geschrieben.
Das liest sich gut, doch vor Ort fällt der erste Blick auf das arg in die Jahre gekommene Nebengebäude, das die Gemeinde Esch/Alzette vor vielen Jahren erstand und weitervermietete. Ein genaues Kaufdatum konnte uns der damalige Bautenschöffe Martin Kox im Februar dieses Jahres auf Anhieb nicht sagen, verschiedene Gemeinderäte wollten aber wissen, dass es noch unter Bürgermeisterin Lydia Mutsch, die dieses Amt von 2000 bis 2013 bekleidete, gekauft wurde.
Heute erkennt man noch Werbetafeln an der Fassade des in sich zusammenfallenden Gebäudes mit der Aufschrift „Restaurant Jimmy“. Laut Einwohner der kleinen Ortschaft Insenborn gab es dort auch noch einige Hotelzimmer im Haupt- und auch im angebauten Nebengebäude. Im Jahr 2011 wurden mehrere Asylbewerber, genauer gesagt Antragsteller für internationalen Schutz (DPI), in den erwähnten Zimmern untergebracht. Laut Aussagen des früheren Bautenschöffen geschah das damals auf Initiative des Mieters und nicht der Gemeinde Esch/Alzette.
„Das müsste längst abgerissen sein“
Nur wenige Jahre später machte das Restaurant dicht und das gesamte Areal verwahrloste zusehends. Zudem war die Sicherheit für die dort lebenden Asylbewerber längst nicht mehr gewährleistet. So mussten sie kurzfristig anderweitig untergebracht werden. Im Februar/März 2021 verließen die letzten Flüchtlinge die Struktur, die zu dem Moment bereits in einem skandalösen Zustand war.
„Es war schrecklich, was diesen Leuten über Jahre zugemutet wurde. Sie hatten Unterschlupf in einem Rattenloch gefunden“, so ein Passant am vergangenen Donnerstagmorgen. „Seit Jahren plagen wir uns mit diesem Schandfleck herum, der direkt an der Einfahrtstraße zu unserem Dorf und auch zu dem Ferienzentrum für Schulkinder liegt“, so der sichtlich erboste Mann weiter. „Es ist skandalös, dass hier von Seiten des Besitzers nichts unternommen wird“, so eine ältere Frau, der wir bereits bei unserer ersten Besichtigung des Schandflecks im Februar dieses Jahres begegnet waren.
Da der Aufenthalt im oder auch um das Gebäude herum zunehmend gefährlicher wurde, wurden die Türen und Fenster nach und nach verbarrikadiert und das gesamte Areal vergangenes Jahr sogar mit einem hohen Gitterzaun umringt. Doch mehr passierte bis dato nicht. „Wir haben bereits mehrmals bei der Gemeinde Esch/Alzette reklamiert“, so der damalige CSV-Bürgermeister der Gemeinde Esch/Sauer, Marco Schank, auf unsere Anfrage Anfang dieses Jahres hin. Auf die Frage, ob es denn Pläne gebe, was mit dem Areal passieren soll, meinte der Bürgermeister: „Darüber wurden wir bis dato nicht in Kenntnis gesetzt. Es ging schon mal die Rede davon, dass es wohl Pläne seitens der Gemeinde Esch/Alzette geben soll, doch dann hieß es wieder, dass kein Geld zur Verfügung stehe, respektiv, dass man andere Projekte prioritär behandeln müsse.“
„Keine Priorität“
Auf die rund 400.000 Euro angesprochen, die im Haushalt 2022 der Gemeinde Esch/Alzette für das erwähnte Gebäude in Insenborn eingetragen waren, hatte uns Martin Kox vor den Gemeindewahlen zu verstehen gegeben, dass dieses Geld anderweitig eingesetzt werde. Allein 40.000 Euro seien 2022 für die Sicherheitsmaßnahmen rund um das in sich zusammenfallende Gebäude ausgegeben worden. Im Budget 2023 geht derweil keine Rede von einem Projekt in Insenborn.
Oppositionsrat Laurent Biltgen („déi Lénk“) hatte die Ruine in Insenborn im vergangenen Jahr während der Haushaltsdebatten der Gemeinde Esch/Alzette angesprochen, scheinbar ohne Gehör zu finden. „Wir sollten als Gemeinde dafür Sorge tragen, dass wir in Insenborn ein besseres Bild abgeben als das, was zurzeit dort vorherrscht“, so Biltgen vor sieben Monaten dem Tageblatt gegenüber.
Während unserer erneuten Besichtigung am vergangenen Donnerstag stellten wir vor Ort fest, dass in der Zwischenzeit weitere Teile des Gebäudes zusammengebrochen sind. Im Vorhof stehen noch immer Ölfässer, Gasflaschen und sonstiges Gefahrengut herum, überall liegen Steinbrocken und Fassadenteile. An verschiedenen Stellen lässt der oben erwähnte Schutzzaun nach und ermöglicht so das Betreten des Geländes.
Apropos Schutzzaun: Gegenüber unserer letzten Besichtigung ziert nun eine vom neuen Bürgermeister der Gemeinde Esch/Sauer, Laurent Hilger, am 7. August dieses Jahres unterschriebene Genehmigung zum Abriss der Gebäude das Absperrgitter. „Jetzt, wo die Abrissgenehmigung erteilt wurde, müsste doch endlich etwas passieren“, so der oben erwähnte Passant hoffnungsvoll. Auf die Frage, wann genau mit dem Abriss zu rechnen sei, antwortete der Chef des technischen Dienstes der Gemeinde Esch/Sauer, Augustin Martinez, am Freitag Folgendes: „Im Dossier, das die Gemeinde Esch/Alzette an uns im Rahmen der Anfrage für eine Abrissgenehmigung einreichte, steht geschrieben, dass ‚im September dieses Jahres‘ mit den Arbeiten begonnen werde, d.h. man werde zuerst die im und am Gebäude befindlichen Schadstoffe fachgerecht entfernen und entsorgen, anschließend würden die Gebäude dem Erdboden gleichgemacht. Von einem eventuellen Bauprojekt geht zu diesem Moment nicht die Rede.“
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Man kann dort einen Wohnblock hinstellen. Mindestens 20 Stockwerke. So haben wir wieder ein Schandfleck in der Natur