Dippach-Gare / 120 Züge fahren pro Tag auf der Strecke
Seit Jahren erhitzt die geplante Umgehung der Bahnschranke in Dippach-Gare die Gemüter. Vor allem die unverhältnismäßig langen Wartezeiten vor der geschlossenen Schranke machen Probleme. Zu Verkehrs- Spitzenzeiten ist sie häufiger geschlossen als geöffnet. Die CFL verweist auf technische Zwänge.
Wenn es um Dippach-Gare geht, kann der ansonsten eher friedfertige Reckinger Bürgermeister Carlo Müller (LSAP) ungehalten werden. „Vor zehn Jahren schon haben sie die Zugstrecke zweigleisig ausgebaut“, sagt er. „In etwa genauso lang machen wir schon an der Umgehung herum.“ Dabei handelt es sich um knappe zwei Kilometer und zwei Kreisverkehre, die gebaut werden müssen. Das Nächste, was ihm dann in den Sinn kommt, ist die Frage, warum die Schranke schon ewig lange geschlossen ist, bevor überhaupt ein Zug kommt.
Die staatliche Bahngesellschaft CFL bestätigt, dass die Schranke heruntergeht, wenn ein Zug in Bascharage losfährt. Das liegt an der Technik. Züge könnten nur abfahren, wenn das Signal die Strecke freigibt, schreibt die CFL. „Das Signal gibt die Strecke aber nur frei, wenn die Schranken geschlossen sind“, heißt es in der Antwort weiter. Hinzu kommt eine bauliche Besonderheit. Der Bahnübergang liegt in der Nähe des Bahnhofes, sodass die Distanz nicht groß genug ist, um die Induktionsschleife hinter das Signal, das die Bahnstrecke freigibt, zu legen, teilt die CFL in derselben Antwort mit.
122 Bahnübergänge sind in Luxemburg in Betrieb, 66 Prozent davon sind automatisch gesteuert. Die Dippacher Bahnschranke ist signal- und nicht automatisch gesteuert. Das dürfte die Antwort auf die jüngste Anfrage zur Umgehung Dippach-Gare vorwegnehmen, die der Dippacher Gemeinderat Max Hahn (DP) kürzlich an den Mobilitätsminister François Bausch („déi gréng“) gestellt hat. Darin will er wissen, ob man den Öffnungs- und Schließmechanismus der Schranke nicht flexibler gestalten könne. Die ministerielle Antwort steht noch aus. Vielleicht bringt das geplante Treffen der Gemeinden mit der CFL, das demnächst stattfinden soll, Licht in die Signalführung.
Hauptsächlich Personenverkehr, wenig Güterverkehr
120 Züge passieren nach Angaben der CFL den Bahnübergang täglich. Den größten Anteil daran hat der Personenverkehr zwischen Luxemburg-Stadt und dem belgischen Grenzort Athus sowie zwischen Luxemburg-Stadt und dem französischen Longwy und umgekehrt. Nur fünf Prozent davon sind Güterzüge, die die belgische Küste, sprich Verladehäfen wie Antwerpen, anfahren. Den wartenden Autofahrern ist das egal. Für sie ist wichtig: In der Rushhour sind das neun Züge pro Stunde. Die Schranke ist dann praktisch die wenigste Zeit oben.
Eine dieser „Spitzenzeiten“ sind die zwei Stunden zwischen 7.00 und 9.00 Uhr morgens, wenn die Züge Richtung Hauptstadt rollen und die Pkw eher stehen. Das hat Carlo Muller gerade live erlebt. Die beiden von der fehlenden Umgehung betroffenen Gemeinden, Dippach und Reckingen, haben letzte Woche eine Sensibilisierungskampagne am Bahnübergang gestartet und Flyer an die Pkw-Fahrer verteilt (siehe Tageblatt vom 27. Februar). „Das muss man echt mal selbst gesehen haben“, sagt der Reckinger Bürgermeister. „Nach der ersten Welle morgens hatten wir schon keine Flyer mehr und mussten nachdrucken.“ Da waren 1.000 Exemplare an die Autofahrer verteilt.
Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg zur Arbeit
Der zusätzlich hohe Pkw-Verkehr belastet Anwohner wie Verkehrsteilnehmer. Auf der rue des trois Cantons vor dem Bahnübergang stoßen drei Kantons aufeinander: Capellen, Esch und Remich. Außerdem liegt die Straße auf dem Gelände zweier Gemeinden. Die Häuser auf der von Reckingen aus gesehen rechten Straßenseite gehören zu Reckingen, die Häuser auf der linken Straßenseite liegen auf Dippacher Gelände. Wenn die Schranke zu ist, sucht, wer kann, eine Umgehung. Die liegt dann im kleinen Dorf Limpach, das unter den „Schleichern“ ächzt.
Noch im Frühling 2018 gab Transportminister Bausch eine optimistische Antwort auf Fragen nach dem Baubeginn für die Umgehungstraße. Am 18. Mai war das „Avant-projet“ genehmigt worden und mit dem Urteil im Enteignungsprozesses für Gelände, auf dem die Umgehung liegt, wurde für Herbst 2018 gerechnet. Die Ausschreibungen mitgerechnet hätte es 2019 mit dem Bau, für den das Ministerium damals zweieinhalb Jahre veranschlagt hat, losgehen können.
Studie bleibt abzuwarten
Hätte, hätte … es sollte anders kommen. Wegen verschärfter Naturschutzgesetze und der verpassten Verlängerung einer schon vorliegenden Genehmigung kommt die Umgehung erneut ins Stocken. Jetzt müssen Umweltverträglichkeitsstudien gemacht werden, die Umgehung führt nach Reckinger Rathausangaben durch „Zone verte“-Gebiet. „Das ist Ackerland und da stehen Kühe“, sagt Muller. Zwar haben Verkehrs- und Umweltministerium „schnelle“ Bearbeitung zugesichert, die Genehmigungen sollen bis Ende des Jahres vorliegen. Wenn alles gut geht. Was aber bei der Umweltstudie herauskommt, steht in den Sternen.
Eine seltene Tier- oder Pflanzenart in dem Gebiet oder Widerspruch aus der Bevölkerung könnten das Projekt erneut verzögern. Die Öffentlichkeit ist nach Fertigstellung und Veröffentlichung des Umweltgutachtens berechtigt, sich zu äußern. Da könnten Einwände kommen. Der Reckinger Bürgermeister bleibt zuversichtlich: „Wir hoffen, dass das endlich eine Entlastung des Verkehrs bringt“, sagt er. Das ist eine Aussage, die er schon oft wiederholt hat, und die Gemeinde hofft auf die Gunst der Stunde. Die hat schon einmal geholfen. „Wenn wir die Flyeraktion dienstags gemacht hätten, hätten wir blöd dagestanden“, sagt Muller. An dem Tag vor der Sensibilisierungskampagne war die Schranke dauerhaft geschlossen – wegen eines technischen Defektes.
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In Noertzingen waren sie schon vor 20 Jahren 18 Stunden am Tag zu, bevor der Viertelstundentakt eingeführt wurde.
Nehmen Sie den Zug, dann sind Sie auf der richtigen Seite der Schranke.
Der öffentliche Verkehr hat nun mal Vorfahrt vor den Leuten die allein mit einem 2,5 Tonner Zigaretten kaufen gehen.