Editorial / Schreib’ doch mal was Positives!
Die Welt befindet sich in einer turbulenten Zeit – und die Medien müssen darüber berichten. Gleichzeitig scheint bei vielen Menschen der Wunsch nach positiveren Artikeln zu wachsen. Denn auch in Zeiten von Konflikten, Krisen und Krieg gibt es noch immer schöne Momente, gute Menschen und politische Maßnahmen, die funktionieren. Die Presse stellt diese Themen zwar weniger oft in den Mittelpunkt, trotzdem finden sie regelmäßig ihren Weg auf die Zeitungsseiten.
Wenn man beispielsweise die Dienstagsausgabe vom Tageblatt durchblättert, wird man fündig: Der „Vëlosummer“ scheint gelungen. Und auf dem „Crassier“ in Monnerich soll dort, wo früher gefährlicher Abfall gelagert wurde, ein riesiger Solarpark entstehen. Positive Nachrichten. Dem Zeitungsleser wird dies auffallen. Dem Online-Konsumenten wohl eher weniger, da er aktiv auf diesen Inhalt klicken muss. Hinzu kommt, dass die sozialen Medien den negativen Texten oft mehr Aufmerksamkeit schenken, da die Reaktionen darauf stärker ausfallen. Der Text über mangelnden Kündigungsschutz beim Staat wird wohl öfter gelesen als die beiden anderen.
Dadurch entsteht bei verschiedenen Menschen der Eindruck, die Presse würde nur über negative Themen schreiben. Prinzipiell ist es allerdings wahr, dass eine kritische Berichterstattung – die tatsächlich meistens negativ auffällt – prioritär behandelt werden muss.
Die Vogel-Strauß-Taktik, einfach den Kopf in den Sand zu stecken, lässt Probleme und Gefahren nicht verschwinden. Das wissen wir alle. Und um Probleme anzugehen und die Welt ein Stück weit besser zu machen, müssen sie erst einmal publik werden, uns bekannt sein. Um sie zu verstehen, müssen sie in ihren Kontext gesetzt werden.
Beispiel: Klimawandel. Immer mehr Umwelt- und Klimaschutz-Initiativen versuchen, mit lobenswerten Projekten gegen die bevorstehende Klimakatastrophe anzukämpfen. Trotzdem reichen die Anstrengungen von Politik und Gesellschaft als Ganzes nicht aus – und darüber muss berichtet werden. Der Begriff „Klimakatastrophe“ ist dabei keine negative Panikmache, sondern die von Wissenschaftlern festgestellte Prognose, wenn die Menschheit ihre Gewohnheiten nicht so schnell wie möglich verändert. Doch das Gleichgewicht bei der Berichterstattung muss stimmen. Die Bemühungen der Einzelnen dürfen nicht untergehen – und gleichzeitig muss der Druck auf Politik und Gesellschaft weiterhin groß bleiben.
Die Presse ist nicht perfekt und wahrscheinlich finden wir die richtige Balance zwischen kritischer und positiver Berichterstattung nicht immer. Aber wenn die Medien aufhören, über die Probleme und das Leid einer Gesellschaft zu berichten, werden diese nicht verschwinden – im Gegenteil: Sie werden schlimmer. Deswegen haben diese Texte in der Berichterstattung immer Priorität. Deswegen widmen wir diesen Themen so viel Zeit und Platz. Und dann, wenn die Ressourcen es erlauben, schreiben wir auch „etwas Positives“.
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