Covid-19 / Was CO2-Detektoren in Luxemburgs Schulen eigentlich bringen
Bis zu den Karnevalsferien will das Bildungsministerium sämtliche öffentliche Schulen und Kompetenzzentren mit insgesamt 9.000 CO2-Detektoren ausstatten. Die Geräte geben ein akustisches Signal ab, wenn es Zeit wird, zu lüften. Handelt es sich dabei um eine technische Spielerei oder sind solche Detektoren wirklich nützlich im Kampf gegen Covid-19 in den Schulen? Ein Bericht.
Das Bildungsministerium hat insgesamt 9.000 CO2-Messgeräte bestellt. Bei Bedarf könne man noch einmal 2.000 weitere anschaffen, so die Pressesprecherin des Bildungsministeriums, Myriam Bamberg gegenüber dem Tageblatt. Die Geräte sollen allen öffentlichen Schulen in Luxemburg zur Verfügung gestellt werden. Dazu gehören Grund- und Sekundarschulen sowie die Kompetenzzentren. Zudem hat das Bildungsministerium konventionierte Betreuungseinrichtungen darüber informiert, dass sie bei Interesse die CO2-Messgeräte bei den gleichen Anbietern bestellen können. Sie können die anfallenden Kosten über die Finanzierung ihrer Konvention rückerstattet bekommen.
Die ersten 2.000 Geräte seien bereits nach Luxemburg geliefert worden, so die Pressesprecherin. Am letzten Freitag habe die Auslieferung in den ersten Lyzeen begonnen. Bis zu den Karnevalsferien werden sämtliche Grund- und Sekundarschulen sowie Kompetenzzentren damit ausgestattet sein, versichert Bamberg.
Ein solches Gerät kostet rund 150 Euro und hat die Größe eines Radioweckers. Das Bildungsministerium hat zwei unterschiedliche Modelle bestellt. Dabei handelt es sich zum einen um das Modell „CDL 110 CO2“ der Marke Wöhler und zum anderen um den Typ „SA 1200P“ des Herstellers Shian Tech. Beide Geräte geben ein akustisches Signal ab, wenn es Zeit wird, die Fenster groß aufzumachen.
„Normalerweise sollte man in einem gewissen Zeitabstand einen Raum stoßlüften“, sagt Professor Paul Wilmes, Wissenschaftler und Sprecher der Taskforce Covid-19 in Luxemburg gegenüber dem Tageblatt. „Ein solcher Detektor zeigt präzise an, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist. Genau das ist die Idee dahinter“, sagt er. So könne man durch das Gerät ein Monitoring garantieren, in Bezug darauf, wie gut die Luftqualität zu einem gegebenen Moment in einem Raum ist.
Wenn sich in einem Raum eine infizierte Person befindet und dieser Raum schlecht durchlüftet ist, dann kommt es über eine bestimmte Zeit zu einer Konzentration von Aerosolen, die das Virus enthaltenWissenschaftler und Sprecher der Taskforce
Was aber hat das Ganze mit Infektionen durch Covid-19 zu tun? Wilmes erklärt, dass Menschen beim Atmen über ihre Lungen Kohlendioxid, also CO2, ausstoßen. Sitzen mehrere Menschen über längere Zeit in einem Raum, steigt der CO2-Gehalt in der Luft. „Das ist der Moment, wo wir sagen, hier ist schlechte Luft“, so Wilmes. Der Wissenschaftler nennt den CO2-Gehalt in der Luft einen Proxy, der aufzeigt, wie viel in einem Raum geatmet wurde. „In Bezug auf Covid-19 wissen wir, dass eine infizierte Person das Virus über die Luft ausscheidet.“ Dies passiert laut Wilmes über die Atemluft, egal ob diese Person nun hustet oder einfach nur atmet. „In beiden Fällen stößt diese Person Tröpfchen und Aerosole, die in der Regel kleiner sind, aus.“
Virus kann in schlecht durchlüfteten Räumen anstecken
Dabei sind Tröpfchen weniger problematisch, weil sie dicker sind und auf den Boden sinken. Aerosole dagegen bleiben in der Luft stehen und können sich beim kleinsten Luftzug im Raum verbreiten. „Wenn sich in einem Raum eine infizierte Person befindet und dieser Raum schlecht durchlüftet ist, dann kommt es über eine bestimmte Zeit zu einer Konzentration von Aerosolen, die das Virus enthalten. Dadurch können sich die anderen Menschen in diesem Raum anstecken“, erklärt der Wissenschaftler.
Wir haben uns dies von einer wissenschaftlichen Seite angeschaut und beleuchtet. Ich glaube, der Einsatz solcher Geräte ist schon sinnvoll.Wissenschaftler und Sprecher der Taskforce
Wilmes stützt seine Aussage auf die zahlreiche wissenschaftliche Literatur, die es seit vielen Jahren im Kontext von respiratorischen Pathologien gibt. Covid-19 ist zwar neu, aber ebenfalls eine solche Pathologie, sagt er. Demnach gelte diese Literatur auch für das aktuelle Coronavirus. Der CO2-Gehalt in einem Raum gilt demnach wissenschaftlich als Anhaltspunkt, wie gut ein Raum durchlüftet ist. Und genau dies sollen solche Detektoren sicherstellen. Sein Fazit: „Wir haben uns das von einer wissenschaftlichen Seite angeschaut und beleuchtet. Ich glaube, der Einsatz solcher Geräte ist schon sinnvoll.“ Im Kontext der Lüftung sei das wissenschaftlich fundiert, so Wilmes.
Laut Bildungsministerium sind beide Modelle, die in Luxemburg zum Einsatz kommen werden, bereits vorkonfiguriert. Sie messen den CO2-Gehalt in der Luft, die Raumtemperatur sowie die Luftfeuchtigkeit. Dies funktioniert laut Pressesprecherin unabhängig von der Raumgröße und der Anzahl von Menschen, die sich darin befinden. Das Gerät gibt ein akustisches Signal ab, wenn der CO2-Gehalt einen festgelegten Pegel erreicht hat. Dieser liegt beispielsweise laut Vorgabe des deutschen Umwelt-Bundesamtes bei 1.000 ppm, „parts per million“ (Anteile pro Million). Liegt der CO2-Gehalt über diesem Wert, dann steigt auch das Infektionsrisiko für Covid-19.
„Die Detektoren sind somit eine präventive Hilfe, um für die Wichtigkeit des regelmäßigen Lüftens zu sensibilisieren“, sagt Bamberg. Und weiter: „Darüber hinaus ermöglichen es diese Geräte, ein Gespür dafür zu bekommen, wie sich durch das Lüften die Luftqualität wieder verbessert.“ Ein höherer CO2-Gehalt wirkt sich zudem negativ auf die Konzentrationsfähigkeit der Schüler aus, wie Studien belegen. An manchen Schulen in Deutschland kamen in diesem Schuljahr bereits sogenannte CO2-Ampeln zum Einsatz. Jene, die sie im Schulalltag benutzen, wollen diese Geräte nicht mehr missen und bestehen darauf, sie auch in der Post-Coronazeit weiter einzusetzen, wie das Nachrichtenportal br.de meldet.
Lüftungsanlagen können auch gefährlich sein
Paul Wilmes sagt, dass sich die Aerosole auch in einem praktisch luftdichten Raum verbreiten können. Alleine das Zirkulieren von Menschen, die durch den Raum laufen, kann dazu führen. Dadurch entstehen Turbulenzen, durch welche sich die Partikel ausbreiten können, erklärt er. Bei Durchzug durch leicht geöffnete Fenster beispielsweise sei dies weniger problematisch, weil der Kontakt mit potenziell infizierten Partikel zu kurz sei.
Manche Schulen in Luxemburg verfügen über Lüftungsanlagen. Das Prinzip solcher Anlagen ist es, durch mechanische Ventilation frische Luft von außen in den Raum strömen zu lassen. Das soll den CO2-Gehalt im Innenraum niedrig halten. Braucht man in solchen Räumen eigentlich ein CO2-Messgerät? „Das hängt davon ab“, sagt Wilmes. „Eigentlich ist es gar nicht so schlecht, auch hier einen Detektor einzusetzen, um zu sehen, wie effizient die Lüftung funktioniert und ob genug Frischluft einströmen kann.“
Die Detektoren sind somit eine präventive Hilfe, um für die Wichtigkeit des regelmäßigen Lüftens zu sensibilisierenPressesprecherin des Bildungsministeriums
Wilmes verweist auf die Stellungnahme der Kommission Innenraumhygiene des deutschen Umwelt-Bundesamtes. Darin geht hervor, dass solche raumlufttechnischen (RLT-)Anlagen den Räumen einerseits frische Luft von außen zuführen (Zuluft) und andererseits die „verbrauchte“ Luft (Abluft) aus den Räumen nach draußen befördern. Wichtig ist hier, dass die Anlagen genug Frischluft zuführen, um potenziell virushaltige Aerosole aus Innenräumen zu entfernen, heißt es weiter.
Gewarnt wird in der Stellungnahme allerdings vor Anlagen mit einem hohen Umluftanteil, die „unter bestimmten Umständen eine Gefahrenquelle darstellen“. Als Umluft wird hier „verbrauchte“ Luft bezeichnet, die zuvor abgezogen und nach einer Filterung wieder in den Raum geströmt wird. Ist die Filterung unzureichend, bestehe die Gefahr, dass infektiöse Partikel wieder in die Luft kommen. Covid-19-Partikel könnten nur durch hochabscheidende Schwebstofffilter (Hepa-Filter) der Klassen H13 und H14 aus dem Kreislauf entfernt werden. Dazu steht in der Stellungnahme: „Solche Filter finden sich üblicherweise aber nur bei dreistufigen Filteranlagen wie etwa in OP-Sälen in Krankenhäusern.“
Bei einer Pressekonferenz der Gewerkschaft der Grundschullehrer SEW/OGBL am Donnerstag sagte deren Präsident Patrick Arendt, dass solche CO2-Geräte seit längerem gefordert würden. Da diese Geräte nur anzeigen, wann gelüftet werden soll, findet es die Gewerkschaft dennoch nützlicher, in Luftfilter zu investieren. Arendt rechnet vor, dass sich die Kosten auf ungefähr 1.600 Euro pro Klasse belaufen würden. „Das ist der Preis eines guten Laptops“, sagte er am Donnerstag. Über den Einsatz solcher Luftfilter würde allerdings nicht gesprochen werden, monierte der Gewerkschaftler. Dabei könne das Gerät auch bei einer Grippewelle nützlich sein.
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9000 goldene Nasen!
Ganz schlimm, dass man heute technische Hilfe braucht, wo allein gesunder Menschenverstand erforderlich ist.
C02- Detektoren ,wenn richtig interpretiert, können normalerweise auf keinen Fall in Schulen schaden.
Dasgleiche gilt für die kleinen Fingerschachteln, Puls-Oxymeter genannt die extern die Sauerstoffsättigung des Blutes.messen und schnell einen Anhalt über die Sauerstoffversorgung des Menschen geben.
Schaden kann es keinem Kind , seinen Zeigefinger in eine Minidose zu stecken ………..
Näheres dazu kann der Hausdokter. sagen.
Mich wundert es , dass das Bildungsministerium nicht gleichzeitig diese beiden komplementaren « Hilfsmittel « angeschafft hat.
Man sollte alle komplett unschädliche in etwas glaubenswürdige Mittel versuchen , oder ? Ich wiederhole, unschädliche !
@ J.C.Kemp :
Und nach 7 Jahren nochmal 9000 goldene Nasen !!! Denn dann müssen sie getauscht werden !
Und wie ist es mit Schulgebäuden die man gar nicht richtig lüften kann ?? Z. B. : maison relais Lallange
Die Dinger sind eigentlich dafür gedacht um im Heizraum oder neben dem offenen Kamin angebracht zu werden, aber bei dem Thema hinkt Luxemburg seinen Nachbarn Deutschland um Jahrzehnte hinterher. Ach nebenbei : sehr gute Geräte bekommt man als Einzelstücke schon für 50 €. Goldene Nasen eben !
Was sie bringen? Sie detektieren CO2, was denn sonst?
150 € pro Gerät und das bei wieviel Stück? Schlechte Einkäufer!
@monopol scholer : „Ganz schlimm, dass man heute technische Hilfe braucht, wo allein gesunder Menschenverstand erforderlich ist“
Daat denken ech och¨
Wann een Prof net mei‘ den Volumen vum Klassensall mat den Zuehl vun Perso’unen kann verrechnen fir eng Lueftungszeit raus ze krei’en, aber hallo !
Wei‘ een Mie’sprinzip gett an denen Detektoren ungewandt ?
@ Grober J-P :
Wenn man 1.350.000 € Umsatz macht kann man sich auch ein paar Briefumschläge leisten. Denn damit werden im Handumdrehen aus Laien und Laiinen sehr kompetente Experten mit Fachwissen !!!!! 😉
@Nomi: Ech gesin e Philos-, Geschichts- oder Sprocheprof dat rechnen! 😉
Diese Detektoren kosten verhältnismässig viel, nützen aber wenig. Im vorliegenden Fall, wo es in erster Linie um die eventuelle Virenbelastung der Luft geht, sogar rein gar nichts. Mit anderen Worten: Die ideale Geldanlage für Luxemburger Behörden. Würde mich nicht wundern, wenn schon 10.000 Stück bestellt worden wären.
@ J.C.Kemp :
Aer Philos-, Geschichts- oder Sprocheprofen kennen jo bestemmt ee Mathésprof aus hirer Scho’ul deen se dann kennen froen fir hinnen daat ze rechnen !
Et brauch jo nemmen 1 Mol ausgerechend ze ginn, an dann ass et fir all Cours di selwescht Lueftungshaeufegkeet !