Kanner-Jugendtelefon / Schüler kreieren Videoprojekt gegen Mobbing
Mobbing, Gewalt und Gruppenzwang gehören zum schulischen Alltag. Jugendliche haben das Bedürfnis, darüber zu reden. In manchen Situationen vielleicht lieber anonym und mit einem Unbekannten. Dafür wurde das „Kanner-Jugendtelefon“ (KJT) eingerichtet. Ein Video von Schüler für Schüler will die Arbeit dieser Anlaufstelle stärker in den Vordergrund rücken.
Eine etwa 15-Jährige steht in der Schule vor dem Spiegel am Waschbecken. Sie hält ihr Handy in der Hand. Ihr Blick ist traurig. Ein anderes, etwa gleichaltriges Mädchen, steht hinter ihr, schaut in den Spiegel, zieht sich das T-Shirt zurecht, betrachtet sie erst mit einem abwertenden Blick und grinst anschließend. Das Mädchen mit dem Handy schaut wieder auf den Bildschirm. Dort sind irgendwelche Posts zu sehen. Das grinsende Mädchen geht weg. Die Erstgenannte steht alleine vor dem Spiegel. Sie ist traurig. Ihr Selbstwertgefühl scheint auf dem Tiefpunkt zu sein.
Das ist eine von vier Szenen aus dem Video, das 14- und 15-jährige Schüler aus der Europaschule I auf Kirchberg gedreht haben. Es ist nicht irgendein Video. Es wurde für das „Kanner-Jugendtelefon“ gedreht. Das ist eine Instanz, an die sich Kinder oder Jugendliche anonym wenden können. Im Video geht es um Mobbing, Gewalt, Gruppenzwang und streitende Eltern. Es soll andere Jugendliche dazu motivieren, die Hilfsstelle im Falle von Problemen zu kontaktieren. Entweder telefonisch oder per E-Mail.
Tessy von Nassau ist Schirmherrin
Das Video wurde von den Schülern selbst mitgestaltet. Sie haben die Ideen dazu geliefert. Und sie sind die Schauspieler darin. Es sind Alltagssituationen, die sich in einer Schule abspielen. „Ich glaube, dass das Video gut ankommt, weil manche Schüler sich oder ihre Situation in den Szenen des Videos wiedererkennen“, sagt eine der Schülerinnen gegenüber Tageblatt. Eine andere Teilnehmerin sagt: „Ich finde es gut, dass wir die Schauspieler im Video sind, weil andere Jugendliche, die das Video sehen, sich besser damit identifizieren können.“
Ich glaube, dass das Video gut ankommt, weil manche Schüler sich oder ihre Situation in den Szenen wiedererkennen
Die Schülerinnen sind sich einig, dass das „Kanner-Jugendtelefon“ eine wichtige Rolle für junge Menschen spielt. „Viele Jugendliche fühlen sich allein“, sagt eine der Jugendlichen. „Das Telefon ist anonym. Es ist auch gut, dass man dort mit einem Menschen sprechen kann, den man nicht kennt.“
Zur Vorstellung des fertigen Drehs hat das KJT am Donnerstag eine Pressekonferenz organisiert, wo die unterschiedlichen Akteure zu Wort kamen. Die Idee stammt von der Mutter einer Schülerin, Natascha Berndt, die das Projekt initiiert und gemanagt hat. Dazu hat sie Tessy Antony von Nassau mit ins Boot genommen, um der ganzen Sache mehr Aufmerksamkeit zu verleihen. Tessy Antony übernahm die Schirmherrschaft. Als Partner fungierte die Europaschule I auf Kirchberg, vertreten durch deren Direktor Martin Wedel und Lehrerin Adeline Grünhagen. Letztere hatte sich dazu bereit erklärt, das Projekt mit ihrer Klasse auszuarbeiten.
Jugendliche begehen Selbstmord
„Luxemburg hat die höchste Rate an depressiven Symptomen in der ganzen EU“, sagt Natascha Berndt. Das sei das Ergebnis einer brandneuen Studie. „Wäre die Studie vor dem Dreh veröffentlicht worden, wäre dies ein weiterer Grund für das Video gewesen“, fügt sie hinzu. Anfang November erfuhr die Mutter davon, dass sich im Oktober mehrere junge Menschen in Luxemburg das Leben genommen haben. Ein Fall sogar in ihrem weiteren Umfeld. Sie dachte daran, dass es bestimmt Situationen gab, in denen die Betroffenen jemanden zum Reden gebraucht hätten. Jemanden, der nicht zum Freundes- oder Familienkreis gehört. Brandt erfuhr vom „Kanner-Jugendtelefon“. Einige ihrer Angebote gibt es auch auf Englisch. Berndt wollte fortan das KJT bekannter machen. Auch für Jugendliche in Luxemburg, die kein Luxemburgisch sprechen.
Die Herausforderung war es, etwas zu kreieren, das zwar nicht alle, aber zumindest viele junge Menschen anspricht und mit dem sie sich identifizieren können.Initiatorin und Managerin des Projekts
„Luxemburg ist sehr speziell“, sagt Berndt. Es gebe nicht eine homogene Gruppe an jungen Leuten, sondern je nach Schule oder Sprache habe jeder seinen eigenen Freundeskreis. „Die Herausforderung war es, etwas zu kreieren, das zwar nicht alle, aber zumindest viele junge Menschen anspricht und mit dem sie sich identifizieren können.“ Deshalb habe man die dargestellten Szenen ohne Sprache gedreht und die Bilder für sich selbst sprechen lassen. Das Voice-over von Tessy von Nassau sei typisch für Luxemburg, weil es mehrsprachig ist.
„Leider kamen einige Situationen aus dem Video einigen Schülern sehr bekannt vor“, sagt Berndt. Der Clip sollte laut Berndt auch ein Signal an offizielle Kreise sein. Nach dem Motto: „Hallo, hier ist ein wichtiger Service, der gut funktioniert und an dem ein starker Bedarf besteht. Ihr strengt euch schon an, aber könnt ihr bitte ein bisschen mehr tun?“
Die Realität im Video
Tessy Antony von Nassau hatte ihre beiden Söhne, Prinz Gabriel und Prinz Noah, mitgebracht. „Das Projekt ist in etwas weniger als eineinhalb Monaten entstanden. Das war super schnell“, erzählt die Schirmherrin. „Ich fand es sehr schön – und da rede ich als Mutter –, dass die Schüler selbst die verschiedenen Themen im Video gefunden, beschrieben und inszeniert haben. Sie haben es gespielt und sie haben es gespürt.“ Als Mutter von zwei Teenagern habe sie deutlich gemerkt, dass das Video ist nicht nur zum Zeigen da sei, sondern dass viel Realität dahinterstecke.
Ich fand es sehr schön – und da rede ich als Mutter –, dass die Schüler selbst die verschiedenen Themen im Video gefunden, beschrieben und inszeniert haben. Sie haben es gespielt und sie haben es gespürtSchirmherrin
Antony sagt, dass Luxemburger und vor allem junge Menschen nicht gerne darüber reden, wie es ihnen geht. Das sei ein großes Tabu. Wenn man im kleinen Luxemburg sagt, wie es einem gehe, dann wisse sofort das ganze Dorf Bescheid. „Die Kinder wachsen damit auf und tun es den Erwachsenen nach. Sie sagen nichts“, erklärt Antony. „Kinder haben heutzutage viel Leistungsdruck. Und oft müssen beide Eltern arbeiten. Der Kontakt fehlt.“ Dann kommen die sozialen Medien hinzu. Dort würden Sachen geschrieben, die wir uns niemals ins Gesicht sagen würden. Deshalb brauche man das „Kanner-Jugendtelefon“.
KJT-Direktorin Barbara Gorges-Wagner findet klare Worte: „Ihr (an die Schüler des Projekts gerichtet, Anm. der Red.) ermutigt andere Jugendliche dazu, sich Hilfe beim KJT zu holen und nicht zu resignieren oder den Kopf in den Sand zu stecken. Die wichtigste Botschaft, die ihr vermittelt habt, ist: Jeder Mensch ist wichtig, ich bin wichtig. Jeder ist gleich wichtig.“
Kanner-Jugendtelefon
Das „Kanner-Jugendtelefon“ (KJT) ist eine nationale Helpline für Kinder und Jugendliche. Wenn es Schwierigkeiten gibt, können Betroffene es kontaktieren, entweder telefonisch über die Nummer 11 61 11 oder online auf www.kjt.lu. Die Themen, mit denen sich das KJT befasst, sind sehr vielfältig: Konflikte mit den Eltern, Freunden oder Geschwistern, Mobbing und Cybermobbing, Sexting, psychischer Druck, Einsamkeit, Depression; suizidale Gedanken, selbstverletzendes Verhalten, mangelndes Selbstvertrauen oder Selbstwertgefühl, Sucht, Missbrauch, Gewalt und noch weitere. Ziel der Helpline ist, dass kein Kind und kein Jugendlicher alleine mit seinen Fragen, Problemen, Sorgen oder Ängsten bleibt. Die Anonymität wird stets gewährleistet. Das KJT wird getragen von der Caritas, dem Roten Kreuz, „Kannerschlass“ und der „Ligue médico-sociale“ und hat eine Konvention mit dem Bildungsministerium. Beim Projekt wirkten die Produktionsfirma Crossfire Agency und RTL mit.
- Was Jugendliche im Internet treiben: Bericht zeigt Nutzungsverhalten auf digitalen Geräten - 8. Februar 2023.
- Kritik am FDC: Die „schmutzigen“ Investments des „Pensiounsfong“ - 7. Februar 2023.
- Ein Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg - 3. Februar 2023.
Ich bin 73 , und leide bis heute an “ Posttraumatischer Belastungsstörung “ ( PTBS ) , hervorgerufen durch Mobbing am Arbeitsplatz.
Versuche mein Trauma in einem Buch, das in Arbeit ist, zu verarbeiten. Ein Versuch, der mir leider nur mässig gelingt. Das Manuskript beginnt mit einem Artikel, dem ich einer französischen Zeitung entnommen habe.
“ Marion war drollig. Feinfühlig, als gute Schülerin hatte sie das Temperament eines Künstlers. Sie hat sich am 13. Februar 2013 in ihrem Zimmer erhängt…erschöpft durch die Hölle, durch die ihre Henker sie trieben, fünf Schüler ihrer Mittelschule die sie täglich beschimpften und ihr mit dem Tode drohten, unmittelbar oder im Internet. Marion war dreizehn Jahre alt…Marion ein Mobbingopfer die sich nicht traute darüber zuhause zu reden. Ein allein gelassenes Mädchen, Auch durch die Einrichtung (Schule) die die Pflicht hatte sie zu schützen.“
Bei der Lektüre dieses Artikels, der am 22.11.2013 in einer französischen Tageszeitung aus dem Südwesten Frankreichs, dort wo Alfred seinen Wohnsitz seit 2004 hat, veröffentlicht wurde, kommt Trauer in ihm auf. Und Wut und Verzweiflung, wie so oft wenn er über Mobbing liest oder hört. Erinnerungen werden spontan wachgerufen, ein Trauma das ihn schon über 20 Jahre bedrückt und ihn nicht loslässt, belastet ihn auch heute noch.
Und so begann damals seine Geschichte, als er als Angestellter der Tochtergesellschaft (…) arbeitete……..Zitat Ende.
Dieses Videoprojekt ist zu begrüssen und sehr wertvoll. Und durch die Unterstützung von Tessy von Nassau wird die Aufmerksamkeit bei der Bevölkerung garantiert gesteigert.
Zum Zitat von Tessy von Nassau : “ Die Kinder wachsen damit auf (Mobbing) und tun es den Erwachsenen nach. Sie sagen nichts.“ folgende Bemerkungen :
Doch auch dann, wenn “ Erwachsene “ darüber reden und sogar schreiben, wie wir, die damals gewählten Personalvertreter dieser FIRMA, die angetreten waren um gegen den jahrelangen Mobbing der Direktion vorzugehen, wurde geschwiegen. Zeitungsartikel, wo über die unmenschliche Personalpolitik des Arbeitgebers berichtet wurde, wurden in manch Tagespresse nicht veröffentlicht.
Gewerbeinspektion, Arbeitsministerium blieben stumm und sahen tatenlos zu. Und auch und besonders die Gewerkschaft für die wir angetreten waren , schaute zu und mobbte mit. Ein damaliger Gewerkschaftsvorsitzende hat aus purem Eigennutz seine eigenen Militanten jahrelang hingehalten, belogen und verraten. Handfeste Beweise werden in besagtem Buch beschrieben. Dieser Vorsitzende ist verantwortlich, dass noch heute die Opfer und ihre Familien unter den Folgen des Mobbings leiden !
MOBBING, so ein wichtiges Fazit von Heinz Leymann, Betriebswirt, Diplompsychologe und Autor des Buches „MOBBING“, ist sehr leicht abzustellen – wenn man es wirklich will. Wenn Personalleitungen, Betriebsräte, Gewerkschaften es wollen. Denn der Hauptgrund dafür, dass Mobbing Menschen zugrunde richtet, ist der, dass man es geschehen lässt, dass niemand rechtzeitig eingreift.
Man könnte hier beifügen : Wenn Schulleitungen, Schulräte und Eltern es wollen.