Gemeinderat / Schutz der Bürger soll in Käerjeng absolute Priorität haben
Wie in einigen anderen Kommunen auch musste der Gemeinderat in Käerjeng wegen der Coronavirus-Krise in einen größeren Sitzungssaal umziehen – und so fand die Sitzung vom 21. April im Kultursaal „Käerjenger Treff“ statt. Nach fünf Wochen „confinement“ zog Bürgermeister Michel Wolter (CSV) nun eine erste Bilanz.
Der Erste Bürger der Gemeinde informierte den Gemeinderat zu Beginn der Sitzung über sämtliche Maßnahmen, die die Gemeindeverwaltung im Rahmen der Pandemie bisher unternommen hat. Es gehe hauptsächlich darum, die Verbreitung des Virus einzudämmen und die älteren und schutzbedürftigen Mitbürger zu schützen, so Michel Wolter.
Zu den ersten Maßnahmen, die am 18. März lanciert wurden, gehört ein neuer Lieferservice für Lebensmittel und Medikamente. Dieser richte sich vorwiegend an ältere und vorerkrankte Menschen, doch auch das Gesundheitspersonal könne auf diese Dienstleistung zurückgreifen. Bestellungen können von montags bis freitags jeweils zwischen 13 und 16 Uhr unter der Telefonnummer 500 553 300 aufgegeben werden. „Dieser Dienst ermöglicht es uns, Zeit zu sparen und uns etwas auszuruhen“, freute sich dann auch Diane, eine Krankenschwester aus dem CHEM („Centre hospitalier Emile Mayrisch“) in Esch. Zudem hat die Gemeinde noch am selben Tag, also am 18. März, eine Liste mit allen Restaurants, die einen Take-away- oder Lieferservice eingerichtet haben, veröffentlicht. Diese werde permanent ergänzt, so Wolter. Eine Woche später wurde dann ein „soziales Nottelefon“ ins Leben gerufen, für Menschen, die alleine leben und jemanden zum Reden brauchen, und der Service „Repas sur roues“ von Servior Menüs fing an, Menüs an seine Kunden auszuliefern.
Zudem wurden Initiativen für Familien mit Kindern ausgearbeitet. Gemeinsam mit den Mitarbeitern der lokalen „Maison relais“ werden seit dem 6. April regelmäßig Animationen und Wettbewerbe online organisiert – darunter beispielsweise die „Fun4Kids“-Challenges, die großen Anklang finden. Bei jeder Aufgabe werden hier Preise verteilt. „Meine beiden Töchter machen so oft wie nur möglich mit. Auf diese Weise wird ihre Fantasie gefördert und die Zeit geht für sie auch schneller um“, meinte Marlène, eine Mutter, deren Kinder regelmäßig an der Aktion teilnehmen. Interessant war auch die Aktion „E Gaart fir all Famill“. Hiermit sollten Familien, die keinen Garten haben, eine der 18 Parzellen auf den Fußballplätzen von Bascharage und Küntzig für Freiluftaktivitäten zur Verfügung gestellt bekommen. Die Aktion wurde aber nach nur einem Tag wieder abgesagt. Grund hierfür war eine französische Studie, laut der die neuen Coronaviren bis zu 72 Stunden auf synthetischem Rasen überleben können.
Via App in Kontakt bleiben
Auch die kommunalen Dienstleistungen wurden der neuen Situation angepasst. So wurde zum Beispiel die Internetseite der Gemeinde umgestaltet. Zudem gibt es nun laut Schöffenrat die „CityApp Käerjeng“, die einen schnellen, permanenten Kontakt zwischen Bürgern und Gemeindediensten garantieren soll.
Im Rahmen des Lockdowns war das lokale Recyclingcenter geschlossen worden. Am 24. März war es zwar wieder offen – jedoch nur bis zum 28. März, da das Umweltministerium eine erneute Schließung der Einrichtung anordnete. Seit dem 21. April ist das Recyclingcenter nun erneut geöffnet – jedoch gelten hier nun auch gewisse Sicherheitsmaßnahmen. So müssen alle Besucher eine Maske oder einen „Buff“ tragen. Nur Autos werden reingelassen – Lieferwagen und Anhänger werden erst ab dem 2. Mai wieder aufs Gelände gelassen. Auch darf sich nur eine Person im Fahrzeug befinden. Des Weiteren ist die Anzahl der Besuche auf einen pro Tag begrenzt. Um den Bewohnern hier während der Schließung des Recyclingcenters entgegenzukommen, wurde am 9. April eine Kartonsammlung nach Terminvereinbarung in der Gemeinde organisiert. Am 19. April fand dann auch hier die von der Regierung angeordnete große Verteilung von Schutzmasken statt. Jeder Einwohner der Gemeinde erhielt fünf Masken.
In Käerjeng befindet sich zudem eines der drei „Drive-in“-Testzentren. Seit dem 25. März kann man sich hier, „Op Acker” (4, rue Boeltgen, hinter dem „Centre Gesond“), testen lassen, allerdings nur, wenn man ein ärztliches Attest vorweisen kann. Die Einrichtung der „Laboratoires réunis“ ist montags bis freitags von 7 Uhr bis 11 Uhr geöffnet, samstags von 7 bis 10 Uhr.
Positives Feedback
Die Gemeinde zeichnet sich vorwiegend durch sein dynamisches Vereinsleben aus. Dieses wird aber leider noch mindestens bis zum 31. Juli ruhen. Sämtliche Versammlungen und Events, darunter die Festlichkeiten zum Nationalfeiertag, die Kirmessen in Bascharage und Küntzig, die 1.-Mai-Feier, die „Bëschfester“ sowie alle Konzerte, wurden abgesagt. Auch Proben, Trainings und Abendkurse sind dem Virus zum Opfer gefallen. Dementsprechend bleiben bis zu diesem Datum auch alle öffentlichen Gebäude zu.
Die Räte Yves Cruchten (LSAP), Anne Kihn („déi gréng“) und Nico Funck (DP) begrüßten die Initiativen und sagten dem Schöffenrat am 21. April ihre volle Unterstützung zu. Auch die Bevölkerung steht hinter dem Gemeinderat: „Die Kommune tut, was sie kann, aber am Ende stehen wir alle in der Pflicht“, so Damien aus Bascharage.
Im Zusammenhang mit der Covid-19-Krise beschloss der Gemeinderat zudem einstimmig, einen Spezialkredit von 25.000 Euro aufzunehmen – für Einkäufe, die zum Schutz der älteren und schutzbedürftigen Einwohner von Gemeinde-Angestellten getätigt werden.
Wechsel bei der LSAP
Lucien Fusulier (LSAP) reichte nach 20 Jahren im Gemeinderat am 10. März seinen Rücktritt ein. Der 74-jährige Ex-Arbed-Angestellte aus Hautcharage wird durch Monique Thiry-De Bernardi ersetzt. Die neue Rätin wurde eingangs der Sitzung vom 21. April vereidigt. Monique Thiry-De Bernardi ist 68 Jahre alt, hat vor ihrer Rente als Sekretärin gearbeitet, hat einen Sohn und ist Großmutter eines kleinen Mädchens. Sie ist unter anderem Mitglied des Überwachungsausschusses der Musikschule. Die leidenschaftliche Musikerin ist seit 1989 Mitglied der Harmonie aus Küntzig.
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