Editorial / Schutzstatus des Wolfes: Luxemburgische Regierung wirkt in der Frage alles andere als überzeugend
Er ist Faszination und Reizthema zugleich. Der Wolf erhitzt regelmäßig die Gemüter. Während die einen die Ausbreitung des Raubtieres in unseren Gefilden feiern, wollen die anderen ihn abschießen. Kein Wunder also, dass das Vorhaben der EU-Kommission, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen, Reaktionen hervorruft. Die EU-Kommission hat ihre Initiative, den Status von „streng geschützt“ auf „geschützt“ herabzustufen und damit den Abschuss der Tiere zu erleichtern, bereits im vergangenen Jahr angekündigt und damit ihre Position fundamental geändert.
Diese Woche soll nun darüber abgestimmt werden und Luxemburg wird den Vorschlag der EU-Kommission unterstützen. Damit vollzieht die CSV-DP-Regierung ihrerseits eine doch verwunderliche Kehrtwende. Während der luxemburgische Umweltminister Serge Wilmes (CSV) im März in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage noch meinte, dass die aktuelle Regelung ausreichend Spielraum lasse, scheint die Regierung ihre Meinung jetzt geändert zu haben. Das hat jedenfalls Landwirtschaftsministerin Martine Hansen (ebenfalls CSV) am Montag mitgeteilt. Man wolle sich solidarisch mit jenen Ländern zeigen, in denen der Wolf zum Problem geworden sei. Wilmes, als eigentlich zuständiger Ressortminister, wollte sich am Montag nicht zum Thema äußern.
Dass Bauern in einigen Regionen Europas mit Wolfsangriffen auf ihre Herden zu kämpfen haben, wird nicht bestritten. Dass der Abschuss des Raubtieres die Lösung des Problems sein soll, schon eher. Grüne und Umweltverbände fordern eine Stärkung des Herdenschutzes anstatt einer Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes.
Wie mit allen Reizthemen lassen sich auch mit dem Wolf Wählerstimmen gewinnen, und genau das haben rechtspopulistische Parteien wie die FPÖ in Österreich oder die AfD in Deutschland erkannt. Sie alle fordern eine Regulierung der Wolfsbestände und suchen damit den Zuspruch der Bauern und Jäger. Eine Wählerschaft, die die christlich-sozialen Parteien nicht aufgeben wollen, was ihre Kehrtwende in der Wolfsfrage wohl erklärt.
In der Schweiz ist die SVP schon einen Schritt weiter, denn hier wird der Wolf bereits „reguliert“, und zwar mit dem Hinweis, dass der Schutz von Menschen und Nutztieren höher zu gewichten sei als der Schutz von Raubtieren. Dabei sind Attacken von Wölfen auf Menschen äußerst selten. Außerdem werden pro Jahr lediglich 0,065 Prozent der Schafe in Europa von Wölfen gerissen.
Die Entscheidung der Kommission ist jedenfalls eine politische und keine wissenschaftliche. Es scheint also eher, dass sich die EU-Kommission wieder einmal von Populisten vor sich hertreiben lässt. Während Länder wie Deutschland noch keine Position bezogen haben, kann die Kommission allerdings schon auf die Unterstützung der CSV-DP-Regierung aus Luxemburg zählen, die einmal mehr eine unglückliche Figur abgibt. Überzeugende Politik geht jedenfalls anders.
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