Windkraft / Schwarzer Anstrich verhindert Vogelunfälle
Indem sie ein Rotorblatt schwarz angestrichen haben, konnten norwegische Forscher die Zahl der von Windrädern getöteten Vögel um 70 Prozent verringern.
Seit einigen Jahren schon baut Luxemburg die Kapazitäten seiner Windkraftanlagen mächtig aus. Die durch Windturbinen erzeugte Elektrizität ist in den Jahren von 2008 bis 2018 laut Regierungsangaben um 418% gestiegen – von 61 auf 255 Gigawattstunden – und hat besonders seit 2016 einen echten Sprung nach vorne gemacht.
Nach mehreren katastrophalen Unfällen, und weil die Frage nach dem korrekten Umgang mit dem Abfall noch immer nicht geklärt ist, ist die Atomkraft sehr umstritten. Seit Jahrzehnten protestieren Umweltschützer und andere progressive Kräfte gegen die Nutzung von Kernspaltung als Energiequelle. In letzten Jahren haben zusätzlich immer mehr Regierungen einen kompletten Atomausstieg angekündigt. Dazu zählen Italien (das den Atomausstieg bereits geschafft hat), Belgien, Deutschland und die Schweiz. Auch die Verstromung fossiler Brennstoffe wie Steinkohle wird immer negativer gesehen, da sie viel CO2 produziert und damit maßgeblich zum anthropogenen Klimawandel beiträgt.
Demnach sind alternative Energiequellen gefordert. Denkbar wäre ein Mix aus sogenannten erneuerbaren Energiequellen, in dem die Windenergie ein wichtiges Element sein wird. Doch die Windkraftwerke haben genauso viele Befürworter wie Gegner. Zu den aufgezählten Gegenargumenten zählen rein ästhetische Aspekte („Windräder verschandeln die Landschaft“), aber auch gesundheitliche. Letztere reichen von Folgen der angeblichen Lärmbelastung bis hin zum angeblichen „Windturbinensyndrom“.
Transparente Schmiere
Ein belegbarer Nachteil von Windkraftanlagen in ihrer derzeitigen Form ist die gelegentliche und tödliche Kollision flugfähiger Tiere mit den Rotorblättern. Aus der Ferne betrachtet bewegen sich die Rotorblätter zwar recht langsam, dem ist aber nicht so. Ein Rechenbeispiel: Der Rotor einer großen Windkraftturbine kann gut und gerne 60 Meter lang sein. Mit diesem Radius lässt sich berechnen, dass die Spitze des Rotorblattes bei einer Umdrehung knapp 377 Meter zurücklegt. Bei nur fünf Umläufen in der Minute bewegt sich die Spitze des Rotorblattes also bereits mit mehr als 100 km/h. Bei neun Umläufen in der Minute sind es bereits mehr als 200 km/h. Wissenschaftler vermuten, dass die Vögel die sich schnell bewegenden Rotorblätter als transparente Schmiere wahrnehmen und glauben, es sei sicher, hindurchzufliegen.
Norwegische Forscher haben nun bei Versuchen herausgefunden, wie die Zahl der bei Unfällen mit durch Windkraftanlagen getöteten Vögel drastisch reduziert werden kann: Sie haben Windkraftanlagen einen schwarzen Anstrich verpasst. Bereits zuvor hatten Labortests gezeigt, dass wenn man eines der drei Rotorblätter schwarz lackiert, deren Bewegungsunschärfe reduziert wird. Die Forscher des Norwegischen Institutes für Naturforschung haben diese Theorie in einem Feldversuch am Smøla-Windpark in Norwegen erprobt. Dort wird seit 2006 regelmäßig nach toten Vögeln gesucht, sodass die Wissenschaftler eine solide Basis für ihre Recherche hatten. Von den insgesamt 68 Windrädern erhielten vier 2013 einen Anstrich und vier wurden als Kontrollgruppe ausgewählt. Bis 2016 liefen die Beobachtungen. Eine Reihe von Vögeln kollidierte nicht mit den Rotorblättern, sondern mit den Masten. Diese wurden aus der Untersuchung ausgeschlossen.
Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss: „Die jährliche Sterblichkeitsrate wurde bei den Turbinen mit lackierten Blättern im Vergleich zu den benachbarten (d.h. nicht lackierten) Kontrollturbinen um über 70% signifikant reduziert. Die Behandlung hatte den größten Effekt auf die Reduktion der Raubvogeltodesfälle; nach dem Lackieren wurden keine Seeadler-Kadaver registriert. Die Kontrastbemalung der Rotorblätter reduzierte das Kollisionsrisiko für eine Reihe von Vögeln erheblich.“ Die Wissenschaftler vermuten, dass insbesondere Raubvögel von dieser Maßnahme profitieren, weil sie über weite Strecken schärfer sehen als andere Vögel.
Der eigenwillige Anstrich eines einzigen Rotorblattes wirft die Frage auf, ob ein ultravioletter, und damit für Menschen unsichtbarer Anstrich, das gleiche Ergebnis erzielt. Die Forscher glauben das nicht: „Obwohl auch ultraviolette Farbe (oder andere Farbstoffe) oder Beleuchtung vorgeschlagen wurden, haben diese bisher nur eine begrenzte Wirksamkeit gezeigt.“
Das Praxisexperiment umzusetzen, war für die Wissenschaftler nicht leicht. „Die Lackierung der Rotorblätter an in Betrieb befindlichen Turbinen war jedoch Ressourcen-aufwendig, da sie an Ort und Stelle lackiert werden mussten. Wenn sie jedoch vor dem Bau implementiert werden, lassen sich diese Kosten minimieren“, heißt es in ihrer Publikation.
Die Forscher empfehlen des Weiteren, ihr Experiment an anderen Standorten zu wiederholen, um sicherzustellen, dass sich die Ergebnisse in unterschiedlichen Situationen wiederholen lassen. Die Forscher können zudem nicht ausschließen, dass sich die Vogelbevölkerung über die Jahre insgesamt verändert hat.
Ob das was nutzt? Meine Katze bringt jeden Tag tote Vögel nach hause und die ist pechschwarz. 😁