Editorial / Schweigen zum Streik: Die Cargolux fliegt wieder, die Politik darf aus ihren Löchern raus
Nach drei Tagen war der Streik bei der Cargolux wieder vorbei. Am Samstagabend einigten sich Geschäftsführung und die Gewerkschaften OGBL und LCGB auf einen neuen Kollektivvertrag. Auf Gewerkschaftsseite ist man zufrieden. Unter anderem Zugeständnisse im Homeoffice und 5,5 Prozent mehr Lohn, verteilt über vier Jahre, wird es für die Beschäftigten des Frachtfliegers geben. Unschönes gab es aber auch. Ebenso einige Abwesende. Und einen, der besser abwesend geblieben wäre.
Auf den Streik folgen mehrere Klagen. Cargolux-Chef Richard Forson hatte die Höhe von Prämien öffentlich gemacht. Mehrere Mitarbeiter haben daraufhin bei der „Commission nationale pour la protection des données“ gegen Forson geklagt. Seine eigenen Prämien hatte Forson nicht genannt. Auch dass der Cargolux-Generaldirektor versucht hatte, den Flugbetrieb mit Cargolux Italia weiterzuführen und so den Streik zu brechen, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. Cargolux Italia solidarisierte sich mit dem streikenden Personal in Luxemburg. Forsons Versuch scheiterte. Das Foto von der Unterzeichnung des Kollektivvertrags zeigt ihn zufrieden lächelnd. Das hätte Forson auch schon vor Monaten tun können. Ohne das Personal gibt es kein Geld zu verdienen. So hätte er den Streik vermieden – und viel böses Blut.
Der große Abwesende bei diesem ersten Streik in der Unternehmensgeschichte der Cargolux, dem Frachtriesen, bei dem der luxemburgische Staat, ob direkt oder indirekt, die Mehrheit der Anteile hält, war die Politik. Drei Wochen vor den Wahlen wollte sich offenbar niemand die Finger verbrennen. Dabei war die Entwicklung vorauszusehen, alle Verhandlungen waren gescheitert, alles kein Geheimnis. Doch jetzt, als tatsächlich gestreikt wurde: Kaum ein Wort von DP, LSAP oder „déi gréng“. Auch von der CSV nicht.
Der grüne Transportminister François Bausch sagte gegenüber RTL bloß, dass er nichts sagen wolle. In laufende Sozialkonflikte mische man sich nicht ein als Regierung. Offensichtlich auch dann nicht, wenn der Staat eine Menge Kapital in dem Unternehmen stecken hat. Dabei hätte dieser Streik zuvor am Verhandlungstisch vermieden werden können. Genug Verhandlungsrunden hat es gegeben. Doch Bausch hielt sich und Tom Weisgerber, seinen obersten Regierungsberater im Mobilitätsministerium, raus, den er als Nachfolger für Christianne Wickler als Vorsitzenden an die Spitze des Verwaltungsrats gebracht hatte. Von der Seite der Parteien her waren es dann nur „déi Lénk“ und die Kommunistische Partei, die die Streikenden aktiv unterstützten.
Einer, der es nicht lassen kann, ist Marc Goergen von den Piraten. Dieses Mal hätte er besser daran getan. Auf der Plattform X, dem ehemaligen Twitter, beschwerte sich der Piraten-Abgeordnete darüber, dass der Streik nur Qatar Airways helfen würde. Goergen fragte sich, ob ein „kleiner Streik“ es nicht auch getan hätte. Um in einem nächsten Post über die Kommunisten herzuziehen. Als ob deren Position zum Ukraine-Krieg ihnen das Recht nähme, sich weiter für arbeitende Menschen einzusetzen. Die Piraten kämpfen offenbar nur auf ihren Plakaten gegen sozialen Abbau.
Das Leben ist auch einfach kompliziert. Manchmal ist das Schweigen besser. Zum Beispiel sollte man keine Details aus Arbeitsverträgen öffentlich machen. Oder mal einfach die Tasten ruhen lassen, wenn man nicht weiß, wie ein Streik funktioniert. Manchmal täte das eine oder andere Wort aber auch gut. Etwa dann, wenn ein Minister dabei helfen kann, dass es erst gar nicht zu einem Streik kommt.
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Das wird den Piraten Gernegross wohl sicher, so manche Stimmen kosten.
Bei Unwohlsein sollte man besser die Finger von der Tastatur lassen und verworrene Gedanken bei sich behalten.